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Gesundheitsversorgung für Touristen in Polen (Teil 1)

Concept of national healthcare system - Poland. © niyazz
© niyazz (fotolia)

Heute beginne ich mit einer dreiteiligen Serie über all das, was in Polen für Touristen mit Gesundheit, Krankenbehandlung und Krankheitskosten zu tun hat. Im heutigen ersten Teil der Serie Gesundheitsversorgung für Touristen in Polen gebe ich zunächst Tipps für die richtige Vorsorge und all das, was Sie Ihren Reisenden vor der Reise anraten können.

Viele mögliche Probleme können Sie durch eine ausreichende Information der Reiseteilnehmer schon im Vorfeld der Reise vermeiden. Dabei werden Sie als Reiseunternehmer auch als Ratgeber wahrgenommen. Sie können als kompetenter Partner mit einem „Rundum-Sorglos-Paket“ auftreten. Damit unterstützen Sie Ihre Reisenden fürsorglich, sympathisch und professionell. Anfangen können Sie damit, dass Sie ihnen Gesundheitsinformationen aktiv mitgeben. Möglichkeiten dazu gibt es viele: So könnten Sie Infoblätter zum Download bereitstellen oder jeder Buchungsbestätigung und den Reiseunterlagen beifügen – dabei sollten Sie auch darauf hinweisen, dass Sie keine Haftung für die Informationen übernehmen, sondern einen besonderen Service bereitstellen.

Allgemeine Reiseinformationen

Bedenken Sie bitte im Voraus, welche Zielgruppe Sie mit einer Reise ansprechen. Ist sie auf Senioren ausgerichtet, oder ein gemischtes Publikum? Gehen Sie doch bitte zu Anfang einmal Ihre Reisebeschreibungen durch und beachten Sie dabei möglichst jeden Fußweg, alle Anstiege, und alle Treppen. Wie ist es mit der Länge der Fußwege und der Dauer? Wenn Sie nicht extra darauf hinweisen, können Sie nicht davon ausgehen, dass Ihre Reisenden drei Kilometer in einer halben Stunde absolvieren können. Rechnen Sie da lieber mit einer Dreiviertelstunde, denn nicht jeder Ihrer Reisenden ist topfit, auch wenn er sich dafür hält. Gibt es einmal auch steilere oder längere Anstiege, stellen Sie sich die Frage: Gibt es eine Möglichkeit, mit einem Pferdetaxi oder einer Elektrobahn hinaufzukommen? Berücksichtigen Sie unbedingt, dass auch fitte Senioren das Tempo jüngerer Reisender nicht mithalten können. Wenn Sie sich zusätzlich überlegen, wie lang die tägliche Reisedauer ist, wie viele Pausen durchschnittlich eingelegt werden, können Sie Ihren Reisenden genauer schildern, wie anstrengend die Reise wird. Wenn Sie Ihr Reiseangebot so im Geiste durchgegangen sind, können Sie eine viel realistischere Empfehlung zum erforderlichen Fitnessgrad aussprechen. Dazu müssen Sie gar nicht Ihre Reisenden in Kategorien einteilen, beschreiben Sie lieber die Anforderungen in ein paar Sätzen.

Beinhaltet Ihre Reise aber durchaus sportliche Herausforderungen wie: Wir wandern in drei Stunden durch die Mittelgebirgslandschaft nach XYZ, denn empfehlen Sie Ihren Reisenden ein wenig Wandertraining oder eine Vorbereitung durch längere Spaziergänge. Geht es beispielsweise um eine Wintersportreise zum Alpinskilauf oder Skilanglauf, dann weisen Sie Ihre Reisenden lieber darauf hin, dass es der ganze Stützapparat, Muskeln, Sehen und Gelenke danken werden, wenn sie daheim den Körper auf die ungewohnte Belastung gewöhnen, und zum Beispiel an einer Skigymnastik teilnehmen.

Impfschutz, Reiseapotheke, Medikamente und die Reisethrombose

Impfbuch (Foto: Erdmann)
Impfbuch (Foto: Erdmann)

Prophylaxe ist immer geraten, damit der Urlaub wirklich zur schönsten Zeit des Jahres wird. Für eine Reise nach Polen gibt es zwar keine speziellen Impfvorschriften, je nach Jahreszeit und Reiseziel sollte man aber eine Impfung gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) erwägen und sich vom Hausarzt beraten lassen. Hauptsächlich im Nordosten, im Süden und Osten Polens kommt FSME vor. Ein Infektionsrisiko ist von April bis Oktober vorhanden.

Übertragen wird FSME durch Zecken, die vorrangig in Gräsern, im Unterholz und Sträuchern leben. Diese Zecken übertragen auch die Borreliose, gegen die es keine Impfung gibt. Raten Sie Ihren Reisenden daher zu hautbedeckender Kleidung mit Mütze oder Sonnenhut sowie zu Insekten abwehrenden Mitteln und unbedingt auch dazu, sich rechtzeitig (sechs Wochen vor Reiseantritt) mit dem Hausarzt zu beraten. Mit dem Hausarzt sollten sich Ihre Reisenden darüber hinaus frühzeitig darüber unterhalten, welche Medikamente sie mitnehmen müssen, und wann diese einzunehmen sind. Das Auswärtige Amt empfiehlt außerdem, die Standardimpfungen gemäß aktuellem Impfkalender des Robert-Koch-Instituts für Kinder und Erwachsene anlässlich einer Reise zu überprüfen und zu vervollständigen (http://www.rki.de).

Wenn Ihre Reisenden schon beim Hausarzt sind, sollten sie ihre Reiseapotheke ansprechen. Falls es bei Reiseteilnehmern Unverträglichkeiten gibt, kann der Arzt sie gleich über geeignete Arzneimittel gegen Kopfschmerzen, Fieber, Durchfall und Magenschmerzen beraten. Auch Salben oder Gels gegen Insektenstiche, Pflaster und Verbandmaterial, Wunddesinfektionsmittel und ein taugliches Sonnenschutzmittel kann er empfehlen. Ein Fieberthermometer sollte ebenfalls dabei sein. Erinnern Sie Ihre Reisenden, einen eventuell vorhandenen Diabetiker-Pass, den Impfpass, oder den Allergiepass einzustecken. So sind Ihre Reisenden im Falle eines Falles gut gerüstet.

Immer wieder ist auch vom Thrombose-Risiko auf langen Reisen die Rede. Leider ist das kein Sommerloch-Thema, es ist tatsächlich etwas dran. Bei Risikopatienten kann sich durch das lange Sitzen ein Blutpfropfen bilden, der durch den Körper wandert, in die Lunge gelangen und dort zu einer Embolie führen kann. Für gesunde Reisende ist das Risiko gering. Doch bereits über 60-jährige, Raucher, Herzkranke oder Schwangere haben ein mittleres Risiko. Stark Übergewichtige, Reisende mit Krampfadern und Venenleiden, Menschen nach schweren Erkrankungen sowie Frauen, die die Pille nehmen, haben sogar ein noch höheres Risiko. Diese Risikobetroffenen sollten die persönliche Gefährdung unbedingt ärztlich abchecken lassen, auch ob ihnen medizinische Kompressionsstrümpfe helfen können. Wer nur gering gefährdet ist, kann prophylaktisch handelsübliche, in Apotheken erhältliche Reisekompressionsstrümpfe tragen. Insbesondere Reisende mit Thromboserisiko sollten auf der Reise ausreichend trinken. Weisen Sie darauf hin und führen Sie ausreichend alkoholfreie Getränke mit sich: das wirkt sich zwar auf die Reiseplanung auf, aber ich denke, dass die ein oder andere Pause von Ihren Reisenden gerne dazu genutzt wird, sich die Füße zu vertreten.

Polen-Reisen und die gesetzliche Krankenversicherung

Logo NFZ
Logo NFZ

Polen ist EU-Mitglied. Das bedeutet, dass die europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) Ihrer Reisenden auch in Polen gültig ist. Weisen Sie Ihre Reisenden bitte darauf hin, dass sie diese Karte nicht extra besorgen müssen, sondern sie sich einmal Ihre Krankenkassenkarte anschauen sollten. Deren Rückseite ist nämlich (meistens) die EHIC. Mit dieser Karte erhalten Deutsche im EU-Land Polen zuzahlungsfreie Leistungen. Das gilt für alle zum Staatlichen Gesundheitsfonds (Narodowy Fundusz Zdrowia) gehörenden Gesundheitseinrichtungen. Dort genügen die Vorlage von Krankenkassenkarte und Personalausweis für den zuzahlungsfreien „Primären Gesundheitsdienst“. Doch Vorsicht! Deutsche erhalten keineswegs automatisch alle in Deutschland freien Leistungen auch in Polen zuzahlungsfrei. Wo das NFZ-Zeichen mit der blauen Schrift nicht an der Gebäudefront erkennbar ist, wird meist Privatzahlung erwartet.

Ist eine private Auslandsreisekrankenversicherung nötig?

Euro- und Zloty-Geldscheine
Euro und Zloty. Foto: Hansel

Bei Privatversicherten sind Auslandsreisen und auch der Krankenrücktransport meist im Leistungsumfang eingeschlossen. Die gesetzlichen Krankenkassen aber übernehmen neben den oben erwähnten Einschränkungen auch den Rücktransport im Krankheitsfall nicht.

Reisekrankenversicherungen mit Auslandsschutz sind für wenige Euro zu erhalten, da ja die Versicherungsdauer nur kurz ist. Sie sollten Ihren gesetzlich krankenversicherten Reisenden also unbedingt zum Abschluss einer privaten Reisekrankenversicherung raten. Mein Tipp: Bieten Sie solch eine Reisekrankenversicherung doch als Zusatzservice gleich mit an! Daran ist zwar nicht viel zu verdienen, aber der Service für die Kunden und weniger Stress im Fall einer Erkrankung oder eines Unfalls macht es dennoch lohnenswert.

Bauen Sie gern auf das Team von brylla reisen, Ihre Incoming-Agentur. Wir beraten Sie gern, wie Sie ihre Mitarbeiter fit machen und Ihre Reisenden umfassend informieren.

Im nächsten Teil meiner kleinen Serie geht es darum, was im Falle des Falles zu tun ist. Und im abschließenden dritten Artikel werde ich Details zur Krankenversicherung und deren Leistungen darstellen.

Hinweis: Wir übernehmen für die Darstellung in dieser Artikelserie keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der medizinischen, versicherungsbezogenen oder sonstigen Informationen. Eine Haftung für eventuell eintretende Schäden kann nicht übernommen werden. Für die Gesundheit bleiben Ihre Reisenden selbst verantwortlich.

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