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Reisen zu den UNESCO-Welterbe-Stätten in Polen (Teil 3)

Holzkirche Równia © Polnisches Fremdenverkehrsamt
Holzkirche Równia © Polnisches Fremdenverkehrsamt

Im heutigen letzten Teil der Serie „UNESCO-Welterbe-Stätten in Polen“ lernen Sie die Holzkirchen in Kleinpolen und den Karpaten kennen. Außerdem entdecken Sie zwei Friedenskirchen in Niederschlesien sowie das Sanktuarium Kalwaria Zebrzydowska und die Jahrhunderthalle in Breslau. Damit beschließen wir unsere virtuelle Rundreise zu den 14 Kultur- und Naturdenkmälern der UNESCO-Welterbeliste in Polen.

 

Holzkirchen im Süden von „Kleinpolen“

Kleinpolen, das schon zum alten polnischen Staats- und Siedlungsgebiet gehörte, umfasst vor allem die heutige Woiwodschaft Małopolska. Deren Hauptstadt ist die Kulturmetropole Krakau. Im südlichen Teil Kleinpolens und im Norden der Woiwodschaft Vorkarpatenland findet man noch eine Reihe alter Holzkirchen, wie es sie vergleichbar nur in Rumänien gibt. Von der Gotik über die Renaissance bis zum Barock reichen die Stilepochen. Sechs der kulturhistorisch bedeutendsten Holzkirchen sind im April 2003 in die UNESCO-Liste des Kulturwelterbes aufgenommen worden. Diese Kirchen stehen in Binarowa, Blizne, Dębno Podhalańskie, Haczów, Lipnica Murowana und Sękowa.

Holzkirche in Binorowa
Die Pfarrkirche „Erzengel St. Michael“ in Binarowa (kościół św. Michała Archanioła) entstand etwa um das Jahr 1500 und wurde im spätgotischen Stil aus Tannenholz erbaut. Highlights sind der Altar mit der Marien-Skulptur aus der Spätrenaissance und das steinerne Taufbecken von 1522.

Holzkirche in Blizne
Die „Pfarrkirche Allerheiligen“ in Blizne (kościół Wszystkich Świętych w Bliznem) gehört zur Woiwodschaft Podkarpackie und wurde im 16. Jahrhundert errichtet. Im Inneren der Kirche finden sich Wandmalereien, die als einzigartige Volksbibel dienen.

Holzkirche in Dębno Podhalańskie
In Dębno Podhalańskie steht die Pfarrkirche „Erzengel St. Michael“ (kościół św. Michała Archanioła w Dębnie), die um 1490 aus Lärchen- und Tannenholz ganz ohne Verwendung von Nägeln fertiggestellt wurde. Ihr Turm stammt aus dem Jahr 1601. Das Gotteshaus gilt als meistbesuchte Holzkirche Polens.

Holzkirche in Haczów
Die Kirche „Mariä Himmelfahrt“ liegt in Haczów in der Woiwodschaft Podkarpackie (kościół Wniebowzięcia NMP w Haczowie), ist eine spätgotische Holzkirche aus dem 14. Jahrhundert und damit das älteste hölzerne Gotteshaus Polens. Zugleich gilt sie als weltweit größte gotische Holzkirche.

Holzkirche in Lipnica Murowana
Die Kirche St. Leonhard in Lipnica Murowana (kościół św. Leonarda w Lipnicy Murowanej) stammt aus dem 15. Jahrhundert. Schon im 11. Jahrhundert waren wandernde Benediktiner hierhergekommen und hatten einen ersten Kirchenbau begonnen.

Holzkirche in Sękowa
Die Holzkirche St. Philipp und St. Jakob in Sękowa stammt aus den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts. Das belegt das steinerne Taufbecken von 1522. Heute zählt das im Ersten Weltkrieg schwer beschädigte Gotteshaus zu den schönsten Holzkirchen Polens.

Szlak Architektury Drewnianej w Małopolsce
Małopolska Organizacja Turystyczna
Rynek Kleparski 4/13
31-150 Kraków
www.drewniana.malopolska.pl

Die Holzkirchen in den Karpaten

Ergänzend zu den bereits 2003 zum Welterbe zählenden sechs Holzkirchen in Kleinpolen wurden im Jahr 2013 die Holzkirchen in den Karpaten in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen. Die Holzkirchen in den Karpaten sind ein grenzüberschreitender UNESCO-Eintrag des gemeinsamen Kulturerbes von Polen und der Ukraine.

Alle folgenden Holzkirchen befinden sich in den nördlichen Karpaten und wurden zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert errichtet. Die Kirchengebäude wurden hauptsächlich von der dortigen ukrainischen Bevölkerung genutzt, die in Polen hauptsächlich Mitglieder der mit Rom unierten Kirche sind. Zu den acht Kirchen gehören in Polen die Kirche Sankt Paraskeva in Radruż, die heute als Museum für die Kultur der ostpolnischen Grenzgebiete dient, die Kirche zur Geburt der heiligen Jungfrau Maria in Chotyniec, die Kirche des Erzengels Michael in Smolnik, die polnisch-orthodoxe Kirche des Erzengels Michael in Turzańsk, die heute römisch-katholische Jakobuskirche in Powroźnik, die Kirche zur Fürsorge der Jungfrau Maria in Owczary, die die heute römisch-katholische Kirche Sankt Parasekeva in Kwiatoń und die heute ebenfalls römisch-katholische Kirche des Erzengels Michael in Brunary.

Die acht ukrainischen Welterbe-Holzkirchen sind die Kirche zur Entsendung des Heiligen Geistes in Potylicz, die Demetriuskirche in Matkiw, die Dreifaltigkeitskirche in Schowkwa, die St. Georgskirche in Drohobytsch, die Kirche zur Geburt der Jungfrau Maria in Nischnij Werbisch, die Kirche der Auferstehung des Herrn in Jassinja und die Kirche des Erzengel Michael in Uschok. Sie gehören heute alle zur griechisch-orthodoxen Kirche.

Die Jahrhunderthalle in Breslau

Jahrhunderthalle Breslau © Polnisches Fremdenverkehrsamt, Photo: Klaus Klöppel
Jahrhunderthalle Breslau © Polnisches Fremdenverkehrsamt, Photo: Klaus Klöppel

Die Jahrhunderthalle in Breslau wurde von 1911 bis 1913 aus Stahlbeton auf der Grundfläche eines vierblättrigen Kleeblatts gebaut. Überdacht wurde sie von einer Kuppel, die eine im Durchmesser 65 m große freie Spannweite hatte. Diese Kuppelkonstruktion war die seinerzeit weltweit größte ihrer Art. Die Tragkonstruktion für die Kuppel wurde von Günther Trauer geplant.Die Veranstaltungshalle wurde als Stahlbetonbau nach Entwürfen des Stadtbaurats und Architekten Max Berg errichtet, und war die eine Weltneuheit. Seit 2006 steht sie auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

Anlass für den spektakulären Bau der Jahrhunderthalle war die Eröffnung der Jahrhundertausstellung, die vom 20. Mai bis 26. Oktober 1913 rund um die Halle herum stattfand. Sie dient der Erinnerung an die preußischen Befreiungskriege gegen Napoleon I.. Damals hatte der preußische König Friedrich Wilhelm II. in Breslau seinen Aufruf „An Mein Volk“ herausgegeben, und damit zur Kriegswende beigetragen.

Doch die Jahrhunderthalle war mehr als ein Denkmal, denn sie bildete auch das Zentrum des Breslauer Messegeländes, das gleichzeitig entstand. Zum Messegelände gehörten auch der Vier-Kuppel-Pavillon und die vom Architekten Hans Poelzig entworfene Pergola. Das gesamte Ausstellungsgelände um die Jahrhunderthalle ist harmonisch in den Scheitniger Park (heute Park Szczytnicki) eingebettet, und wurde zum „Jahrhundertpark“. Im Jahr 2016 ist Breslau Kulturhauptstadt Europas. Dann wird die Jahrhunderthalle wieder eine Hauptrolle spielen.

Hala Stulecia
ul. Wystawowa 1
51-618 Wrocław
www.halastulecia.pl

Der Kalvarienberg in Kalwaria Żebrzydowska

Die Stadt Kalwaria Żebrzydowska liegt im Süden Polens am Rande der Karpaten. Bernhardinermönche wollten an der Stelle der im Jahr 1600 auf dem Berg Zarek errichteten kleinen Kirche eine Wallfahrtsanlage schaffen, die den heiligen Stätten des Christentums in Jerusalem gleichkommt. So wurden die Original-Maße der Stätten in Jerusalem auf die malerische Beskidenlandschaft von Żebrzydowa übertragen. Nach dem Plan errichtet wurden dann Anfang des 17. Jahrhunderts neben dem Kloster 40 Kapellen auf umliegenden Hügeln, die fortan Kalvarienberge genannt wurden und eine Nachbildung des Kreuzweges Christi bedeuteten.

Der Wallfahrtskomplex im manieristischen Stil besteht heute aus der barocken Basilika, dem Kloster und den Kapellen auf den Kalvarienbergen und ist auf einem Gelände mit sechs Kilometern Durchmesser angeordnet. Seit ihrem Bestehen sind die Anlagen nie verändert worden. Die Wallfahrtsstätte in Kalwaria Żebrzydowska wurde im Jahr 1999 in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen.

Informacja Turystyczna Kalwaria Zebrzydowska
ul. Mickiewicza 4
34-130 Kalwaria Zebrzydowska
www.kalwaria-zebrzydowska.pl

Friedenskirchen in Schweidnitz (Swidnica) und Jauer (Jawor)

Friedenskirchen Schweidnitz © Polnisches Fremdenverkehrsamt, Photo: Klaus Klöppel
Friedenskirchen Schweidnitz © Polnisches Fremdenverkehrsamt, Photo: Klaus Klöppel

Nach dem Ende des 30-jährigen Kriegs und dem Westfälischen Frieden im Jahr 1848 hatte der Habsburger Kaiser Ferdinand III. den evangelischen Christen den Bau von drei evangelischen Friedenskirchen in Schweidnitz, Glogau (1758 abgebrannt) und Jauer bewilligt. Für den Bau der Friedenskirchen gab es allerdings drei Bedingungen. So durften die Kirchen nur ohne Glockenturm und Glockengeläut außerhalb der Stadtmauern erbaut werden. Ausschließlich Stroh, Lehm, Sand und Holz konnten als Baumaterial verwendet werden, kein Stein. Die Bauzeit der evangelischen Gotteshäuser durfte maximal ein Jahr dauern. Um vielen Gläubigen Platz zu bieten, saßen die Gottesdienstbesucher auf mehreren übereinander angeordneten Emporen. Zwei dieser Friedenskirchen liegen im polnischen Niederschlesien und wurden im Jahr 2001 in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen.

Die Friedenskirche in Swidnica

Mit dem Bau der evangelischen Friedenskirche im 50 Kilometer südlich von Breslau liegenden Schweidnitz (Świdnica) wurde am 23. August 1656 begonnen. Den Bedingungen entsprechend fand dort bereits am 24. Juni 1657 der erste Gottesdienst statt. Die Schweidnitzer Friedenskirche gilt als größte Fachwerkkirche Europas. Erbaut wurde die Kirche vom Breslauer Baumeister Albrecht von Säbisch und dem Zimmermeister Andreas Kämper. Die barocke Basilika erhielt den Grundriss eines griechischen Kreuzes mit einer Grundfläche von rund 1.090 m². Das 7.500 Gläubige fassende Gotteshaus verfügt über 3.500 Sitzplätze. Ein Glockenturm kam erst Anfang des 18. Jahrhundert hinzu, nachdem Kaiser Joseph I. dies 1707 gestattet hatte. Er stand aber fast 50 Meter von der Kirche entfernt. Die Friedenskirche von Schweidnitz ist in eine Umgebung aus Parks und Friedhöfen eingebettet.

Kościół Pokoju w Śnidwicy
Parafia Ewangelicko – Augsburska
pl. Pokoju 6
PL 58 -100 Świdnica,
www.kosciolpokoju.pl/

Die Friedenskirche in Jawor (Jauer)

Die evangelische Friedenskirche „Zum Heiligen Geist“ (Kościół Pokoju p.w. Świętego Ducha) im 70 Kilometer westlich von Breslau liegenden Jauer, dem heutigen Jawor, wurde 1654 bis 1655 erbaut. Es galten die gleichen Baubedingungen wie in Schweidnitz. Die Entwürfe stammten ebenfalls wie in Schweidnitz vom Breslauer Baumeister Albrecht von Sämisch. Auch diese Friedenkirche musste vielen Gläubigen Platz bieten. Auf einer Fläche von rund 1.100 m² fanden 5.500 Gläubige Platz. Der Anbau eines Glockenturms wurde vom Habsburger Kaiser Joseph I. im Jahr 1707 gestattet. Die Friedenskirche von Jauer ist besonders reichhaltig ausgestattet mit Malereien von Georg Flege, die in den Jahren 1671–1681 angebracht wurden, der Kanzel aus dem Jahr 1670 von Matthäus Knote aus Liegnitz und dem Altar von Martin Schneider aus dem Jahr 1672.

Kościół Pokoju pw. Ducha Świętego
Parafia Ewangelicko-Augsburska
Park Pokoju 2
59-400 Jawor
www.jawor.pl/pl/tresci-435.html

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