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Zu sehen ist das Warschauer Museum der Geschichte der polnischen Juden, Bild: Adrian Grycuk
Warschau, Museum der Geschichte der polnischen Juden, Bild: Adrian Grycuk

Gedenkstätten des Holocausts in Polens Osten

In diesem Artikel stelle ich „Gedenkstätten des Holocausts in Polens Osten“ vor. Ich bin der Auffassung, dass Erinnerung wichtig ist. Das gilt gerade heute, wo antidemokratisches, rassistisches und antisemitisches Denken wieder Zuspruch finden.

In der Erinnerung wird deutlich, in was für einer freien und friedlichen Zeit wir heute leben. Und Erinnerung macht auch deutlich, welche Konsequenzen es hat, wenn eine schweigende Mehrheit antidemokratischen, rassistischen und antisemitischen Tendenzen nicht entgegentritt.

Mit meiner Meinung bin ich nicht allein. Denn ich erhalte heute mehr Anfragen zu Gedenkreisen als noch vor 10 Jahren. Und es muss nicht immer eine ganze Reise sein, die dem Gedenken gewidmet wird. Auch ein gut vorbereiteter Tagesbesuch in einer Gedenkstätte des Holocaust, ist für viele Reisende ein wertvolles Erlebnis.

Auf dem von Nazideutschland besetzten Territorium Polens fanden große Teile des fabrikmäßigen Mordes statt. Hier kamen Millionen Menschen um: weil sie jüdischen Glaubens, demokratisch eingestellt oder behindert waren. Oder sie starben, weil sie oder ihre Vorfahren aus dem Ausland stammten. Oder weil sie aus anderen Gründen dem Machtapparat des Nationalsozialismus im Wege standen. Hier wurden Menschen wie Du ich unter extremen Bedingungen eingesperrt, gefoltert und ermordet.

Um all das wirklich verarbeiten zu können, empfehle ich sich bereits vor dem Besuch einer Gedenkstätte intensiv mit diesem Thema zu befassen. Darauf gehe ich weiter unten ein.

Organisationen des Holocausts auf polnischem Boden

Gedenkstätte Majdanek. Blick auf das Geläden. Foto: Jens Hansel
Gedenkstätte Majdanek. Bild: Jens Hansel

Zunächst einmal möchte ich Ihnen vor Augen führen, unter welchen Verwaltungszweigen die Konzentrations-und Vernichtungslager auf polnischem Boden standen. Denn auch wenn die Nationalsozialisten in ihrem unmenschlichen Denken und brutalen Verhalten gleich waren, einig waren sie sich nicht. Ein Kennzeichen der Naziherrschaft war ja das Kompetenzwirrwar und das gegenseitige Bekriegen der jeweiligen Organisationsführer. Folgende Organisationen haben den Holocaust auf dem Gebiet Polens organisiert:

Die Vernichtungslager der Aktion Reinhardt

Dazu gehörten die Lager Treblinka, Sobibór und Bełżec. Unter dem Tarnnamen Aktion Reinhardt wurden hier vor allem Juden und Roma ermordet, die auf dem von Deutschland besetzen Gebiet Polens lebten. Zwischen Juli 1942 und Oktober 1943 wurden 1,8 Millionen Juden und 50.000 Roma in den drei Vernichtungslagern ermordet. Das waren noch mehr Morde als in Auschwitz.

Das Konzentrationslager-System neben der Aktion Reinhardt

Die zu dieser Gruppe gehörenden Konzentrationslager Auschwitz und Majdanek waren der Inspektion der Konzentrationslager (IKL) unterstellt. Die Gruppe trug bald die der Position ihres Chefs Theodor Eicke entsprechende Bezeichnung „Generalinspektion der verstärkten SS-Totenkopfverbände“. Später wurde die Inspektion als „Amtsgruppe D“ dem SS-Wirtschafts- und Verwaltungsamt eingegliedert.

Die Vernichtungslager als Todesfabriken

Zu dieser Gruppe gehörten nationalsozialistische Konzentrationslager in Polen und Weißrussland wie Chełmno nad Nerem (Kulmhof) und Maly Trostinez in Weißrussland. Diese Vernichtungslager unterstanden dem Polizeiapparat des Reichssicherheits-Hauptamtes (RSHA) und dienten ausschließlich der umgehenden Ermordung der dorthin deportierten Menschen, es gab dort keine Selektion. Die ankommenden Menschen gingen vom Zug direkt in die Gaskammern.

Daneben können Sie aber auch andere Gedenkstätten besichtigen. Falls Sie beispielsweise eine Busrundreise Danzig-Masuren durchführen, können Sie das Konzentrationslager Stutthof (Sztutowo) am Beginn der Frischen Nehrung besuchen. Es ist von Elbing und Danzig aus rasch erreichbar. Es war das einzige Konzentrationslager, das bis zur Kapitulation von Deutschen gehalten wurde.

Die Vorbereitung der Gedenkstättenbesichtigung

Wenn Sie auf Ihrer Polen-Busrundreise Gedenkstätten wie Auschwitz besichtigen oder eine Themenreise zu den Orten des Holocausts im Programm haben, sollten Sie Ihre Reisenden vorbereiten. Dazu haben Sie auch während der Hinfahrt Zeit. Gerade auf einer Themenreise erwarten Ihre Reisenden sogar profunde Informationen.

Sollten Sie eine Themenreise planen, ist es nicht verkehrt, diese in Warschau zu beginnen. Dort gibt Informationsangebote, um die Wege nachzuvollziehen, auf denen die Menschen in die Konzentrationslager gelangten.

Polin, das Museum der Geschichte der polnischen Juden (Muzeum Historii Żydów Polskich), erzählt die tausendjährige Geschichte der Juden in Polen. Es befindet sich im ehemaligen jüdischen Viertel von Warschau. Ihre Reisenden erleben dort eine Straße im jüdischen Viertel der Vorkriegszeit, den Weg der Juden ins Warschauer Ghetto und in die Lager.

Zu sehen ist das Denkmal der Helden des Ghettos in Warschau, Bild: Fred Romero from Paris France
Warschau, Denkmal der Helden des Ghettos, Bild: Fred Romero from Paris France

Vor dem Museum befindet sich am einstigen Umschlagplatz das Denkmal der Helden des Ghettos. Dies war der Punkt, von dem die Juden in die Lager deportiert wurden. An diesem Ort kniete der deutsche Bundeskanzler Willi Brandt 1970 nieder und leitete den langen Versöhnungsprozess ein. Dazu nahm er als persönlich unbelasteter Emigrant symbolisch die Schuld Deutschlands für die Verbrechen des Holocaust an.

Alternativ sei für Nordpolenreisen das Museum des II. Weltkriegs in Danzig empfohlen. Hier wird der Krieg aus der Perspektive der Zivilbevölkerung dargestellt. Dabei wird auch der Holocaust berücksichtigt.

Besonders geeignete Gedenkstätten für Busreiseprogramme

Welche der Gedenkstätten eignen sich nun besonders für die Aufnahme in Ihr Busreiseprogramm? Ich habe Ihnen in der Folge die wichtigsten der für Busreisen geeigneten Gedenkstätten zusammengestellt. Treblinka ist von Warschau aus gut zu erreichen, Auschwitz von Krakau und Bełżec, Sobibór sowie Majdanek von Lublin aus.

Auschwitz

Da wäre natürlich als vermutlich bekanntestes Konzentrationslager Auschwitz zu nennen. Hier lässt wie in den anderen Gedenkstätten auch das Grauen den Besucher verstummen.

Der Lagerkomplex Auschwitz bestand einst aus drei Komplexen: dem Stammlager Auschwitz I, der Mordmaschine Auschwitz-Birkenau (auch Auschwitz II genannt) und Auschwitz III, dem Arbeitslager Monowitz der Buna-Werke. Von letzterem sind nur noch wenige Reste erhalten.

Der Gedenkstättenkomplex wurde nach dem Corona-Shutdown am 1. Juli 2020 wieder für Besucher geöffnet. Auschwitz-Birkenau war das größte der nationalsozialistischen Vernichtungslager. Hier wurden 1,1 Millionen Menschen ermordet. Ca. 160.000 davon waren keine Juden. Bei diesen handelte es sich überwiegend um Sinti und Roma.

Für die Besichtigung empfehlen sich das Stammlager Auschwitz I und vor allem Auschwitz-Birkenau. Das Stammlager Auschwitz I steht exemplarisch für die Vernichtung durch Arbeit und deren unmenschlichen Lebensumstände. Auschwitz-Birkenau war mit seinen sechs Gaskammern und vier Krematorien eine Mordmaschine.

Die beiden Lager liegen etwa 3,5 Kilometer voneinander entfernt. Die Strecke kann auch mit kostenlosen Bussen absolviert werden. Mein Tipp: In Block 13 des ehemaligen Stammlagers dokumentiert eine ständige Ausstellung den Völkermord an den Sinti und Roma Europas.

Bełżec

Das Vernichtungslager Bełżec befindet sich in der Wojewodschaft Lublin. Am 1. November 1941 begann unter SS-Leitung der Lagerbau mit zunächst einer fest installierten Gaskammer. Später wurden in einem neuen Bau sechs Gaskammern eingebaut.

Dort wurden während der Aktion Reinhardt 1942 in nur 9 Monaten gemäß den Zahlen der SS rund 450.000 Menschen vergast. Damit war in Belzec der Vernichtungsprozess so weit perfektioniert, dass er in seiner grauenhaften Effektivität nicht zu übertreffen war. Die Tötungsaktion endete im Dezember 1942, anschließend wurden drei Monate lang Leichen exhumiert und verbrannt. Zeitgleich ließ die SS alle Gebäude abreißen, das Gelände einebnen und alles mit einem landwirtschaftlichen Betrieb tarnen.

Majdanek

Gedenkstätte Majdanek. Eingang. Foto: Jens Hansel
Gedenkstätte Majdanek. Eingang. Foto: Jens Hansel

Die Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungslagers in Majdanek bei Lublin erinnert an das erste Konzentrationslager der SS im besetzten Polen. Es wurde das zweitgrößte Vernichtungslager nach Auschwitz.

Zunächst als Kriegsgefangenenlager genutzt, wurde Majdanek von den Nazis auch für andere Zwecke verwendet. Von Juli bis Dezember 1942 wurden überwiegend ausgesiedelte Juden und Polen eingeliefert. 1943 fungierte Majdanek zunächst als Konzentrations- und Arbeitslager für Polen und Juden. Im diesem Jahr fanden zwischen Frühjahr bis Herbst 1943 im Lager aber auch großangelegte Vernichtungsaktionen statt. Zumindest in diesem Zeitabschnitt fungierte Majdanek als Vernichtungslager.

Treblinka

Das Konzentrationslager in Treblinka befand sich in Masowien vor den Toren Warschaus. Zwischen Juli 1942 und August 1943 wurden in Treblinka über 700.000 bis zu einer Million Menschen ermordet. Treblinka war das größte Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt“.

Schon im Frühjahr 1942 beschloss Himmler die „Sonderaktion 1005“. Bei dieser sollten alle Spuren der Morde in den Vernichtungslagern durch das Exhumieren und Verbrennen der Opfer beseitigt werden sollten.

Sobibór

Das Konzentrationslager Sobibór befindet sich in der der Landgemeinde Włodawa im südöstlichen Polen nahe der Grenzen zu Weißrussland und der Ukraine. Es wurde 1942 gleich nach der deutschen Besetzung des östlichen Polens errichtet.

Es diente der Ermordung der aus dem Generalgouvernement stammenden Juden. Rund 250.000 Juden wurden in den Gaskammern des Vernichtungslagers ermordet.

Bei Besichtigungen von Gedenkstätten des Holocausts zu beachten

Für alle Gedenkstätten in Polen gilt die Empfehlung, keine Besucher unter 14 Jahren zur Besichtigung mitzunehmen. Die Öffnungszeiten der Gedenkstätten variieren schon zu normalen Zeiten, während der Corona-Pandemie können die Bedingungen jederzeit geändert werden.

Zeigen Sie als Busreiseveranstalter sich daher flexibel und zu jeder Zeit darauf gefasst, Ihr Programm anpassen zu müssen. Zu den Museen und Ausstellungsräumen variieren die Zahlen der jeweils zugelassenen Personen stark. Über den jeweils aktuellen Stand der Corona-Beschränkungen informiert Sie gern mein brylla-Team, nehmen Sie einfach telefonisch oder per E-Mail Kontakt auf.

Auch möchte ich Ihnen die speziellen Studienreise-Angebote unseres Partners Studienreisen-Polen empfehlen: Bei diesen individuellen und anspruchsvollen Programmen stehen Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung durch Experten an erster Stelle. Insbesondere für besonders intensive Auseinandersetzungen mit den Gedenkstätten ist das zu empfehlen.

Immer gilt: Buchen Sie rechtzeitig einen dafür speziell ausgebildeten und geprüften Führer. Zwar öffnen die letzten Gedenkstätten am 1. Juli wieder ihre Pforten für Besucher. Aber noch nicht überall können bereits wieder Führer gebucht werden.

Damit Ihre Reisenden alles sehen können, auch das Museum, darf die Größe der Gruppe schon ohne Corona-Beschränkungen 30 Personen nicht überschreiten. Weisen Sie bitte Ihre Reisenden auch auf ein dem traurigen Ort angemessenes Verhalten und Respekt vor den Opfern hin.

Bitte bereiten Sie Ihre Reisenden auch darauf vor, dass sie in Auschwitz nur Taschen oder Rucksäcke mit einer Größe von maximal 30x20x10 cm auf das Gedenkstättengelände mitnehmen dürfen. Verboten ist in allen Gedenkstätten das Essen und Trinken von mitgebrachten Lebensmitteln und Getränken (auch Wasser) sowie das Rauchen (auch von E-Zigaretten).

Die Mitnahme von Tieren ist nicht gestattet. Ausnahme sind Assistenzhunde. Die Benutzung von Handys und Smartphones innerhalb der Gedenkräume ist ebenfalls untersagt. Für Ihre Busse finden Sie an allen Gedenkstätten genügend Parkraum.

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