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Zu sehen ist die Gleiwitzer Post, Bild: Lestat Jan Mehlich
Gleiwitz, Post, Bild: Lestat Jan Mehlich

Industrielles Oberschlesien für Gruppen

Zu sehen ist die Gleiwitzer Post, Bild: Lestat Jan Mehlich
Gleiwitz, Post, Bild: Lestat Jan Mehlich

Industrielles Oberschlesien für Gruppen? Ihre Einwände klingen erst einmal plausibel: Das ist doch eine graue Industrieregion. Eine Region, die Sonne nur durch den Kohlenstaub hindurch sieht. Eine Region mit sterbender Montanindustrie. Was soll es da für Touristen interessantes zu sehen geben?

Aber ebenso wie das Ruhrgebiet hat sich auch Oberschlesien in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen in diesem Artikel, wie interessant Oberschlesien für Touristen ist. Denn die im Wandel befindliche Industrielandschaft bietet für Ihre Busreisenden einiges.

Lassen Sie uns dazu zunächst klären, was genau die historische Landschaft Oberschlesien ist. Oberschlesien macht den südöstlichen Teil Schlesiens aus und liegt hauptsächlich in den Woiwodschaften Schlesien und Oppeln. Schon zu deutscher Zeit galt Oppeln (Opole) als Hauptstadt und kulturelles Zentrum Oberschlesiens. Kattowitz (Katowice) hingegen, als heute größte Stadt der Region, galt und gilt als Zentrum des oberschlesischen Industriegebiets.

Zu sehen ist eine Kohlenmine in Zabrze, Bild: Bastet78
Zabrze, Kohlenmine, Bild: Bastet78

Derzeit ist Oberschlesien geprägt vom Strukturwandel. Der Wandel geht hier in rasanterem Tempo vor sich als seinerzeit im Ruhrgebiet. Bergwerke und große Industriebetriebe schließen, werden umgestaltet und als Industriemuseen mit Erlebnisfaktor neu eröffnet. Zusammengeschlossen sind sie zur „Route der Technikdenkmäler“.

Doch es gibt mehr als nur Industriedenkmäler zu besichtigen. Rund um Oppeln gibt es viel historische Kultur zu erleben. Oppeln ist Hochburg der deutschen Minderheit in Polen. Hier sind viele Schlösser, alte Ortskerne, die Glaubenswelt der Schlesier rund um den Sankt Annaberg und viel von der Kultur des alten Oberschlesiens erhalten geblieben. Das alles ist eingebettet in eine bildschöne Landschaft. Folgend stelle ich Ihnen die wichtigsten sehenswerten Orte Oberschlesiens und ihre Attraktionen vor.

Wenn Sie Fragen zu Ihren Gruppenreisenideen haben oder ein Angebot wünschen, kontaktieren Sie uns gerne.

Tarnowitz – die Stadt des Silbers

Das 25 Kilometer nördlich von Kattowitz gelegene Tarnowitz (Tarnowskie Góry) war seit dem 16. Jahrhundert ein Zentrum des Blei- und Silberabbaus. Und dieser machte die Stadt bis ins 17. Jahrhundert hinein reich. Dann stoppte der 30jährige Krieg die Blüte. Erst mit der Gründung der Friedrichsgrube im Jahr 1784 begann eine zweite Blütezeit. Sie währte bis Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Bodenschätze langsam zur Neige gingen.

Zu sehen ist eine Kastanienallee in Tarnowitz, Bild: Lestat Jan Mehlich
Tarnowitz, Kastanienallee, Bild: Lestat Jan Mehlich

Seit 2017 steht die einstige Friedrichsgrube auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Die Grube war bis 1913 in Betrieb und kann nun besichtigt werden. Hauptattraktion auf der Besichtigungstour ist der Silberstollen in 40 Meter Tiefe.

Zu sehen ist die Stanisława Staszica Schule in Tarnowitz, Bild: Lestat Jan Mehlich
Tarnowitz, Stanisława Staszica Schule, Bild: Lestat Jan Mehlich

Zudem hat Tarnowitz eine hübsche historische Altstadt. Es gibt den für Oberschlesien typischen viereckigen Platz am Ring zu sehen. Außerdem finden sich ein Stadtmuseum und zwei schöne Kirchen. Die Stadt ist also wie gemacht für einen kleinen Zwischenstopp für Ihre Reisenden.

Gleiwitz – eine Grenzstadt rückt ins Zentrum

Gleiwitz, das heutige Gliwice, gehört mit seinen rund 185.000 Einwohnern zu den größeren Städten Oberschlesiens. Mit seiner ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1276 ist Gleiwitz zudem eine der ältesten oberschlesischen Städte. Gleiwitz liegt 85 Kilometer westlich von Krakau und gilt als westlichste Stadt der oberschlesischen Industriegebiets. Von 1922 bis 1945 war Gleiwitz deutsche Grenzstadt, nachdem Oberschlesien zwischen Polen und Deutschland geteilt wurde.

Zu sehen ist der Gleiwitzer Funkturm, Bild: Webstreichercommonswiki
Gleiwitz, Funkturm, Bild: Webstreichercommonswiki

Berühmt wurde die Stadt durch den einstigen Radiosender Gleiwitz. Dort fingierte die SS einen angeblich polnischen Überfall zur Rechtfertigung des am nächsten Tag folgenden Einmarschs der Wehrmacht in Polen am 1. September 1939. Heute können Ihre Reisenden ein Museum im Haus des Oberschlesischen Senders und den originalen Sendemast besichtigen. Die Sendeanlagen blieben nämlich erhalten. Im Museum können Ihre Reisenden auch einen Film mit deutschen Untertiteln zur Geschichte des Senders sehen.

Wie Tarnowitz so hat auch Gleiwitz eine hübsche alte Innenstadt mit großem viereckigen Platz am Ring. Dort finden sich das Rathaus aus dem 15. Jahrhundert und viele mittelalterliche Bürgerhäuser mit schönen Läden, Cafés und Restaurants. Ebenfalls sehenswert ist die Zwycięstwa-Straße, die Flanier- und Einkaufsmeile von Gleiwitz, die vom Bahnhof zur Innenstadt führt.

Kattowitz erfindet sich neu

Zu sehen ist das Alte Schlesische Museum in Kattowitz, Bild: Lestat Jan Mehlich
Kattowitz, Altes Schlesisches Museum, Bild: Lestat Jan Mehlich

Kattowitz (Katowice) mit seinen rund 300.000 Einwohnern gilt als Zentrum Oberschlesiens und größte Stadt der Region. Wie keine andere Industrie-Stadt Polens hat Kattowitz den Sprung in die industrielle Postmoderne bewältigt. Als Blaupause dafür gilt das Silesia-Zentrum. Dabei handelt es sich um eine gelungene Umwandlung eines Industriebetriebes zu einem riesigen Multierlebniszentrum mit Einkaufsmall, Kultur- und Begegnungszentrum. Diesem gelungenen Projekt verdankte Kattowitz seinen internationalen Ruf. Es wurde vom National Geographic Traveller Magazin 2011 zu einem der 7 neuen Wunder Polens gekürt.

Als Aushängeschild von Kattowitz besticht das Kulturareal. Hier bieten sich viele Grün- und Parkanlagen sowie erstklassige postmoderne Architektur und ein großes Unterhaltungsangebot. Zentrum des Areals ist die imposante multifunktionale Spodek (Fliegende Untertasse) genannte Halle.

Zu sehen ist das Neue Schlesische Museum in Kattowitz, Bild: MacQtosh
Kattowitz, Neues Schlesisches Museum, Bild: MacQtosh

Benachbart ist das Kongresszentrum mit seiner atemberaubenden Architektur und dem begehbaren Grasdach. Genauso außergewöhnlich sind das Konzerthaus des Nationalen Rundfunk-Symphonieorchesters mit 1.800 Plätzen und einer Spitzenakustik sowie das teils unterirdische Schlesische Museum.

Aber auch klassisch anmutenden Technikdenkmäler sind in Kattowitz zu finden. Im Südosten des Stadtzentrums gibt es zwei alte Arbeitersiedlungen. Die Anlage Nikischschacht (Nikiszowiec) wurde 1908-1924 für die Arbeiter des Bergwerks Giesche nach Entwürfen der Berliner Architekten Georg und Emil Zillmann erbaut. Stilelemente wie geschlossene Häuserreihen und große Innenhöfen charakterisieren die Siedlung. Passend zur Siedlungsarchitektur wurde die neobarocke Kirche der Heiligen Anna am Pl. Wyzwolenia gestaltet. Die benachbarte Siedlung Gieschewald (Giszowiec) entstand 1906-1910 nach 42 verschiedenen Entwürfen der gleichen Architekten. Es ist im Stil einer Gartenstadt für 600 Familien errichtet.

Zabrze – im Land der großen Kohlengruben

Zabrze, das 1915 bis 1946 Hindenburg O.S. hieß, liegt 90 Kilometer nordwestlich von Krakau. Es ist damit Teil der Woiwodschaft Schlesien. Zabrze ist neben Kattowitz ein weiteres Zentrum des oberschlesischen Industriegebiets. Hier sind besonders der Maschinenbau, die Eisen- und Stahlindustrie und bis heute auch der Bergbau stark.

Zu sehen ist der Admiralspalast in Zabrze, Bild: Lestat Jan Mehlich
Zabrze, Admiralspalast, Bild: Lestat Jan Mehlich

Doch auch für sein kulturelles Angebot ist die Stadt bekannt. Das Haus der Musik und des Tanzes, die Philharmonie, und das Kunstcafé bieten viel. Letzteres mit einem anspruchsvollen Theater- und Musikprogramm und Kulturveranstaltungen auf höchstem Niveau wie das Neue Theater.

Alle Technikdenkmäler in Zabrze gehören zur Route der Technischen Denkmäler. Das einzigarte Steinkohlebergwerk „Guido“ gilt als das Highlight der Technikroute. Die Besucher fahren wie Bergleute in einem Förderkorb ein zu den Sohlen in 170 und 320 Metern Tiefe. Dort gibt es verschiedene Themen-Führungen, Veranstaltungen und Aktionen.

Das Bergbaufreilichtmuseum „König Louise“ ist schon viele Jahre ein Touristenmagnet. Lassen Sie Ihre Busreisenden unbedingt von der Aussichtsplattform den Blick über den ganzen Museumsbereich zu genießen, bevor sie mit der Grubenbahn in die verschiedenen Gänge unter Tage einfahren. Einer der Höhepunkte des Freilichtmuseums ist die Original-Fördermaschine.

Weitere interessante und sehenswerte technischen Denkmäler in Zabrze sind die drei Bergbausiedlungen Ballestrem, Borsigwerk und Donnersmarck. Sie konnte ihre Originalform aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Daneben existiert der Schacht Maciej sowie das Kohlenbergbaumuseum.

Tychy – die Stadt des Biers

Wer in der heißen stickigen Luft unter Tage arbeitet, hat immer Durst. Kein Wunder also, dass es in dieser Region genauso zahlreiche Brauereien gab, wie einst im Ruhrgebiet.

Zu sehen ist der Park des Renaissanceschloss der Fürsten von Pless in Pszczyna, Bild: Jacek Cisło
Pszczyna, Park des Renaissanceschlosses, Bild: Jacek Cisło

Mein Tipp: Auf dem Weg nach Tychy können Sie die Route durch das oberschlesische Hügelland so wählen, dass Sie einen Stopp am Renaissanceschloss der Fürsten von Pless (Pszczyna) einlegen können.

Tychy ist Sitz von Kompania Piwoworska, der größten Brauerei Oberschlesiens. Die Traditionsbrauerei wurde bereits 1629 gegründet. Gebraut wird in Tychy die Marke „Tyskie“, eine untergäriges helles Bier, das zu den besten Bieren Polens gehört. Die Brauerei kann besichtigt werden, auch Bierverkostungen werden angeboten. Das Bierbraumuseum informiert über die Tradition des Bierbrauens.

Zu sehen ist die Maria Magdalena Kirche in Tychy, Bild: Olerys
Tychy, Maria Magdalena Kirche, Bild: Olerys

Tychy ist heute eine grüne Stadt, die sich mehr und mehr vom Steinkohlebergbau verabschiedet hat und zur Autostadt wurde. Nach der Wende wurde die Autofabrik FSM vom Fiat-Konzern übernommen, dazu siedelte sich in Tychy ein Ford-Werk an.

Doch nicht nur Kohlegruben, die gefährliche Schwerarbeit unter Tage und Bier zum Durstlöschen gehörten zum Leben der oberschlesischen Lebenswelt. Dazu gehört vielmehr auch eine tief verwurzelte Volksfrömmigkeit, egal ob daheim polnisch oder deutsch gesprochen wurde. Ein Besuch auf dem Sankt Annaberg (Gora Św. Anny), „dem“ Wallfahrtsort der Schlesier rundet daher das Bild dieser Kulturlandschaft und ihrer Bewohner ab. Der Stopp sollte bei solch einer Themenreise nicht fehlen. Wegen seiner Lage ist diese Station am Sankt Annaberg hervorragend als letzter Höhepunkt einer Schlesienfahrt geeignet.

Sie haben noch Fragen oder hätten gern weitere Informationen? Dann melden Sie sich doch bitte telefonisch oder per Email bei den Busreisespezialisten vom brylla-Team.

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