Der polnische Ableger der Fachzeitschrift „National Geographic“ hat zum vierten Mal den Wettbewerb “Die sieben Wunder Polens” organisiert. Zu dem Wettbewerb wurde aus jeder der 16 Woiwodschaften (vergleichbar den deutschen Bundesländern) je eine Destination nominiert. Voraussetzung für die Teilnahme am Wettbewerb war, dass die Ziele neu entstanden oder sich neu erfunden haben. Während die Nominierungen für mich als Tourismusexperten für Polen nicht überraschend kamen, hat mich die Platzierung der nominierten Orte durchaus erstaunt. Meine persönliche Wahl wäre anders ausgefallen als die der Wähler, die insgesamt 115.000 Stimmen abgegeben haben.
In diesem Blogartikel möchte ich ihnen die sieben Wunder Polens 2014 vorstellen. Sowohl aus Sicht der Wähler als auch aus Sicht des Tourismusexperten – schließlich ist nicht jeder authentische Ort für alle Touristen gleichermaßen interessant:
7. Platz: Das interaktive Museum zur Geschichte der Ordensritter in Soldau
Inhaltsverzeichnis
Die Kleinstadt Soldau (Działdowo) in Masuren liegt eine knappe Autostunde südlich der Hauptstadt der Woiwodschaft Allenstein (Olsztyn). Hier befindet sich ein interaktives Museum zur Geschichte der Ordensritter, das von 4,6 Prozent der Teilnehmer zum „Wunder Polens 2014“ gewählt wurde. Die moderne Ausstellung ist im barocken Rathaus der Stadt eingerichtet. Das im Jahr 1796 errichtete Gebäude wurde extra dafür umfangreich saniert.
Zu sehen sind in einem Rundgang durch die fünf Räume des Obergeschosses des Gebäudes Darstellungen zur Gründung und Expansion des Ordensstaates, der Ordensalltag und seine militärischen Techniken. Ein Raum widmet sich ganz spezifisch der historischen Schlacht der Ordensritter gegen das polnisch-litauische Heer bei Grünfelde (Grunwald) am 15. Juli 1410.
Mit der Niederlage in dieser Schlacht wurde der Untergang des Ordensstaates eingeleitet. Im fünften Raum werden die geschichtlichen Vorgänge dann modern und audiovisuell aufgearbeitet. Auch junge Besucher kommen voll auf ihre Kosten. Denn direkt unter dem Dach können sich Kinder- und Jugendgruppen virtuell-spielerisch in das Mittelalter hereinversetzen. Aber auch für alle anderen Darstellungen gilt, dass vor allem multimediale und dreidimensionale Techniken zum Einsatz kommen. Das macht es dem Besucher leicht, fast mitzuerleben, wie Burgen errichtet oder Schlachten geschlagen wurden.
Meine Bewertung: Hands-on Museum gerade für Fans des Mittelalters. Eltern und ihre Kinder und alle anderen mit Faible fürs Nacherleben werden begeistert sein. Ein äußerst interessanter Baustein also für Masurenreisen.
6.Platz: Das Zisterzienserkloster in Leubus
5,4 Prozent der Stimmen hat das Zisterzienserkloster Leubus (Lubiąż) erhalten. Das Kloster trägt wegen seiner Größe den Beinamen „schlesischer Escorial“. Und seine 223 Meter lange Hauptfassade ist sogar länger als die Hauptfassade des Originals. Mit dieser Länge zählt es zu den längsten Gebäuden in Europa. Der barocke prachtvolle Bau entstand in seiner heutigen Form zwischen den Jahren 1681-1739. Allerdings wurde es nicht durchgängig gepflegt: Die durch die Verwahrlosung während der Säkularisierung entstandenen Schäden mussten Anfang der 1990er Jahre in intensiven Sanierungsarbeiten behoben werden. Aber die Sanierungen haben sich gelohnt. So gilt zum Beispiel der Fürstensaal im nördlichen Trakt des Gebäudes als schönster Festsaal Schlesiens.
Bewundernswert sind die Skulpturen von Franz Joseph Mangold, der auch die Aula Leopoldina in Breslau ausstattete. Aber das Highlight im Saal ist nur für „Guck-in-die-Lufts“ auf den ersten Blick zu sehen. Denn auf 360 Quadratmetern schuf Christian Philipp Bentum eines der größten Ölgemälde der damaligen Zeit – an der Decke des Saals. Für den Besucher außerdem zugänglich sind der Speisesaal des Abtflügels (wo ebenfalls ein großformatiges Deckengemälde zu bewundern ist) und das Refektorium der Mönche im südlichen Teil des Klosters.
Meine Bewertung: Kunst, Kultur und klösterlicher Flair im Übermaß. Hier ist die Faszination, die Religion und Kirche ausstrahlen, mit Händen greifbar. Für Kunst- und Kirchenbegeisterte sehr zu empfehlen! Diese Station gehört in jede längere Rundreise durch Schlesien bzw. Südpolen.
5.Platz: Modern erzählte Geschichte im Herzen Posens – Das „Posener Tor“ (Porta Posnania)
Tourismuszentren, die bei einer Abstimmung mit 6,3 Prozent der Stimmen zu den Landeshighlights gewählt werden, müssen schon etwas ganz Besonderes sein. Und so ist es auch. Das „Posener Tor“ (Brama Poznania oder lateinisch: Porta Posnania) ist zwar auf den ersten Blick nur ein Tourismuszentrum. Aber allein seine schiere Größe überwältigt. Außerdem ist die Geschichte hier multimedial aufbereitet und ideal auf den heutigen Besucher zugeschnitten. Hier erfahren sie auf einfache und ansprechende Weise alles Interessante über die Geschichte des polnischen Staates, der Stadt Posen und insbesondere der Insel Ostrow Tumski. Auf der genau liegt nämlich das „Posener Tor“.
Und allein die Lage dieser Einrichtung auf der Insel Ostrów Tumski ist eine Reise wert. Denn sie liegt vom Wasser umflutet zwischen den Armen der Warta und der Cybina. Und genau hier nahm die Geschichte von Posen ihren Anfang.
Meine Bewertung: Wer Geschichte spannend, aber Museen normalerweise langweilig findet, für den ist das „Posener Tor“ ein Muss. Es gibt nur wenige Touristenzentren, die Geschichte so eingängig und spannend aufbereiten und dazu auch noch ideal vom Wasser umflossen im Herzen einer wundervollen Stadt liegen. Eine willkommene Ergänzung zu jeder Reise nach Posen.
Sie wollen wissen, welche Wunder Polen noch zu bieten hat? Dann lesen Sie weiter im nächsten Artikel, der in der kommenden Woche erscheint. Sollten Sie eines der “Wunder Polens” in Ihre Gruppenreise einbauen wollen: Kontaktieren Sie uns einfach!