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Jerzy Wolski
Jerzy Wolski

Tourismus in Kolberg – Ein Interview mit Jerzy Wolski

Im heutigen Beitrag schaue ich aus polnischer Sicht auf den Tourismus in Kolberg – Ein Interview mit Jerzy Wolski gibt Aufschluss darüber wie der stellvertretende Bürgermeister Kolbergs das Verhältnis von deutschen Touristen und polnischen Gastgebern sowie die Rolle des Tourismus als Wirtschaftsfaktor und in der Völkerverständigung bewertet. Darin wird deutlich, dass Kolberg sich touristisch stark weiterentwickelt – und sich insbesondere auch auf jüngere Zielgruppen einrichtet. Ein gute Grundlage für viele neue Reiseangebote nach Kolberg.

Lassen Sie sich überraschen von interessanten Einsichten und Hintergründen. Bei Fragen wenden Sie sich an brylla reisen. Los geht’s mit dem Interview:

Herr Wolski, danke, dass Sie sich Zeit genommen haben, mit uns über Ihr Kolberg und den Tourismus in Kolberg zu sprechen. Als langjähriger Wirtschaftsdezernent und stellvertretender Bürgermeister eines der Touristenmagneten an der polnischen Ostsee sind Sie der ideale Ansprechpartner für uns.

Wir starten mit einer vermutlich nicht ganz einfachen Frage: Was macht Sie persönlich und in Ihrer Funktion ganz besonders stolz auf Kolberg?

Kolberg hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt. Dank Eigeninvestitionen und Fördergeldern der EU konnten mehrere Projekte abgeschlossen werden, die das Potential der Stadt und die Lebensqualität der Einwohner verbessert haben.


Ich könnte von einer Vielzahl von Aktivitäten erzählen: vom regionalen Kulturzentrum, vom Yachthafen (Marina Solna), von der Revitalisierung der Kolberger Mole, der Promenade, des Kurviertels und Kolberger Parks und Grünflächen, Ausbau und Sanierung der lokalen Straßen und der Fahrradwege.


Stolz bin ich darauf, dass wir das gemeinsam erreicht haben: die Stadträte, die Beamten, die Unternehmer und nicht zu vergessen die Einwohner der Stadt.

Wie schätzen Sie die aktuelle Stimmung in Kolberg ein? Freuen Sich die Kolberger auf die Zukunft? Und welche Entwicklung sehen die Kolberger für sich in den nächsten Jahren?

Der Tourismus ist unser Hauptwirtschaftszweig. Er generiert die meisten Arbeitsplätze und deshalb ist Tourismus in Kolberg für die Einwohner so wichtig.


Denn mit steigender Wirtschaftskraft ist auch die Erwartung verbunden, dass Löhne und Gehälter steigen und die Lebensumstände sich verbessern.


Wir bemühen uns, unsere Stadt entsprechend zu vermarkten. Dass gelingt uns, das beweisen uns die die Besucherzahlen. Dadurch entstehen neue Arbeitsplätze.

Denken Sie, dass Kolberg und die Kolberger eine besondere Beziehung zu Deutschland und den Deutschen haben? Wenn ja: was macht diese besondere Beziehung aus?

Für die älteren Touristen ist Kolberg oft der Geburtsort und somit das Ziel einer Reise in die Vergangenheit. In den letzten Jahren beobachten wir jedoch unter den Besuchern immer mehr junge Menschen und junge Familien. Sie schätzen die Nähe Kolbergs zu Deutschland, die schönen Strände und zunehmend modernen Einrichtungen hier.


Was nicht vergessen werden darf: auch viele Kolberger fahren nach Deutschland. Viele lokale Reisebüros bieten Reisen nach Berlin, Potsdam oder Stralsund an.

Nicht ohne Bedeutung sind aber auch unsere Kontakte zu den Partnerstädten: Berlin Pankow, Barth oder Bad Oldesloe. Uns verbinden gemeinsame Projekte, Schüler – und Seniorenaustausche.


Alles in allem steht die Beziehung zwischen Kolberg und Deutschland auf einer breiten Basis.

Wir haben auch kritische Fragen mitgebracht. In Deutschland besteht der Eindruck, dass Polens aktuelle Regierung gerne von den Vorteilen der EU (z.B. finanzielle Förderung, Stabilität) profitiert, das demokratische Grundprinzip der EU aber nicht teilen will. Wie ist Ihr Eindruck?

Lokal gesehen wissen wir die EU-Zugehörigkeit Polens sehr zu schätzen. Wir sind stolz darauf, ein Teil der europäischen Gemeinde zu sein. Jedes Jahr feiern wir am 9. Mai den Europa-Tag und die blaue Fahne mit 12 goldenen Sternen flattert stolz vor dem Kolberger Rathaus.


Das hat nicht nur damit zu tun, dass das heutige Kolberg seine dynamische Entwicklung in den letzten Jahren hauptsächlich den EU-Subventionen verdankt. Das hat auch mit dem guten Gefühl zu tun, das Europa uns vermittelt.


Und deshalb vergessen wir nicht, dass mit der EU-Zugehörigkeit sowohl Pflichten als auch Rechte verbunden sind.

Kommen wir zum touristischen Teil des Interviews. Wenn wir das fragen dürfen: Was sind Ihre persönlichen Lieblingsorte in Kolberg?

Als leidenschaftlicher Radfahrer weiß ich vor allem den Radweg R10, der entlang der Ostsee verläuft besonders zu schätzen. Zurzeit wird er umgebaut, um die Fahrspur zu verbreitern und somit sicherer für die Radfahrer zu machen.

Was macht Kolberg für Touristen so besonders?

Kolberg gilt seit über 200 Jahren als ein bekannter Kurort. Die bereits erwähnten Investitionen und eine breit gefächerte Hotelinfrastruktur führen dazu, dass Kolberg für die Polen ein beliebtes Reiseziel an der Ostsee geworden ist. Unser größter Vorteil ist die Lage, ein außergewöhnliches Mikroklima, breite, feinsandiger Strände, vielfältige Infrastruktur, fast ganzjährige Verbindung mit der dänischen Insel Bornholm und die einmalige Atmosphäre, die wir den Einwohner zu verdanken haben.

Wie Sie wissen hat sich brylla reisen auf deutschsprachige Reisegruppen spezialisiert. Für unser Geschäft können wir sagen, dass wir in den letzten Jahren einen durchgängigen Aufwärtstrend hatten. Erlebt der Kolberger Tourismus ebenfalls eine positive Entwicklung?

Besucher aus Deutschland machen einen bedeutenden Teil des Einreisetourismus aus. Seit Jahren steigt die Zahl der deutschen Gäste stetig. Während die ältere Generation sich für Reisen mit Reisebüros entscheidet, so scheint mir, beschließen die Jüngeren individuell zu verreisen.

Kolberg bietet schon lange viele Kur- und Wellnessmöglichkeiten. Das ist ideal für eine Zielgruppe, die in Ihrem Urlaub entspannen möchte.

Bietet Kolberg daneben auch spezielle Angebote für z.B. Familien? Oder gibt es auch „Fun-Angebote“ für Jugendliche? Wie vertragen sich die verschiedenen Urlauber in Kolberg?

Ich habe bereits erwähnt, dass sich das touristische Profil Kolbergs verändert. Es sind nicht nur Kurpatienten, sondern auch junge Leute, Familien mit Kindern. Kolberg ist ein idealer Ort sowohl für Wellness als auch für aktive Erholung.

Zu sagen, dass jeder hier etwas für sich findet, ist kein leerer Slogan. Wir organisieren eine Reihe von Veranstaltungen – nicht nur im Sommer – um den Aufenthalt für Touristen attraktiver zu machen und sicherzustellen, dass die Bewohner ihre Freizeit genießen.

Tourismus hat wie jede andere Wirtschaftsform auch Folgen für die Umwelt. Wie geht Kolberg damit um? Was ist z.B. der Ansatz, um Hotelburgen am Strand zu vermeiden? Welche Ansätze gibt es, Müll, CO2-Austausch, Abwasser einzudämmen? Welche umweltfreundlichen Anreisemittel gibt es?

Der Status eines Kurortes ist eine Bestätigung, dass die Stadt alle Standards erfüllt. Smog erwies sich im letzten Jahr als brennendes Problem in einigen Teilen Polens. Seit Januar dieses Jahres befindet sich in Kolberg eine Luftmessstation. Wir sind mit den erhaltenen Parametern zufrieden. Ich kann Ihnen versichern, dass wir in Kolberg saubere Luft haben.

Wir haben gehört, dass Polen die Errichtung von Atomkraftwerken an der Ostseeküste plant. Das ist (nicht nur) für Deutsche ein besonders heikles Thema – insbesondere im Urlaub möchte man sich ja sicher fühlen. Wie ist denn hier der Stand? Welche Auswirkungen sehen Sie hier für den Tourismus in Kolberg?

Einer der Vorschläge der Regierung, die einer breiten Konsultation unterzogen wurden, war der Standort in der Nähe von Gąski. Von Anfang an haben wir diese kleine Gemeinde tatkräftig bei Aktivitäten unterstützt, um sich gegen die Errichtung des Atomkraftwerks zu wehren. Der Vorschlag ist jetzt vom Tisch, und ich hoffe, dass die polnische Regierung nicht darauf zurückkommt.

Was sind Ihre wichtigsten Projekte, die Sie für den Tourismus in Kolberg in den letzten Jahren durchgeführt haben?

Ein sehr wichtiges Projekt war die Revitalisierung der Meeresufer. Dank dieses Projekts hat Kolberg breite und feinsandige Strände. Wir sind auch stolz auf unseren Yachthafen Marina Solna. Sehr wichtig sind auch die gerade realisierten Straßenarbeiten unter anderem die Kolberger Umgehungsstraße. Es sollte jedoch erwähnt werden, dass Parkplätze immer noch ein großes Problem darstellen. Das Thema, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen, ist der Bau von Park & Ride-Angeboten.

Und was sind die wichtigsten Projekte, die Sie noch planen? Können Sie uns Ihre Vision verraten, wie Kolberg 2030 aussehen könnte?

Meine Vision der Stadt spiegelt sich am besten in der „Strategie der Stadtentwicklung Kolberg“ wider. Dort heißt es: „Unser Kolberg: schön, charmant, einzigartig – suchen Sie nicht weiter. Sie können hier alles finden, was für Ihre Gesundheit und Glück wichtig ist … „

Vielen Dank für das Interview, Herr Wolski !

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