Vor einigen Jahren überraschte mich ein Kunde mit der Bitte, einen Tagesausflug für seinen Verein von Kolberg (Polnisch: Kołobrzeg) aus ins „Karierte Land“ zu organisieren. Zunächst dachte ich an einen Scherz, weil ich das „Karierte Land“ eher im Wunderland von Alice als in der Realität vermutete. Aber weit gefehlt, auch wenn die Reise für meinen Kunden eine wirklich wundervolle Reise wurde. Aber dazu später mehr. Zunächst werden Sie vermutlich daran interessiert sein, was sich hinter dem „Karierten Land“ verbirgt: Das „Karierte Land“ umfasst ein Gebiet in Pommern; es befindet sich in der Nähe der Stadt Stolp (Polnisch: Slupsk). Seinen Namen hat das Gebiet aufgrund seiner traditionellen Architektur erhalten. Die dort verbreiteten Fachwerkbauten sind mit ihren dunkel schwarz geteerten Balken und weiß getünchter Gefachung tatsächlich kariert gemustert. Die Bezeichnung „Kariertes Land“ ist dennoch relativ neu, sie wurde zum ersten Mal als Titel der 1995 in Stolp organisierten Fotoausstellung verwendet. Da sie die Schönheit der traditionellen ländlichen Architektur in diesem Teil von Pommern widerspiegelt, hat sie sich dennoch schnell verbreitet.
Als „Hauptstadt des ,Karierten Landes‘“ gilt das Dorf Schwolow (Polnisch: Swołowo), das etwa 15 Kilometer nordwestlich von Stolp gelegen ist. Diese Ortschaft wurde auch der Hauptort der Reise meines Kunden. Es umfasst ca. 70 Gebäude in der beschriebenen traditionellen Bauweise. In einem der historischen Gehöfte -, dem früheren Albrechtshof (Polnisch: Zagroda Albrechta) – befindet sich eine Abteilung des Mittelpommerschen Museums. Seinen Namen hat das Gehöft von der Besitzerfamilie Albrecht, die mindestens seit 1659 in dem Ort ansässig war und der das Bauernhaus bis 1945 gehörte. 2002 wurde das Haus vom Mittelpommerschen Museum in Stolp übernommen und in den letzten Jahren umfangreich saniert. Das Museum umfasst 15 revitalisierte Objekte ländlicher Bauweise, die sich an drei Stellen in einem immer noch lebendigen Dorf befinden. Diese Mischung aus lebendiger und zugleich geheimnisvoller Historie hat meinen Kunden und seine Vereinsmitglieder auf der Stelle verzaubert.
Aber auch neben dem Dorf Schwolow hat das „Karierte Land“ einiges zu bieten. Dort gibt es über zehn thematische touristische Routen, deren Gesamtlänge insgesamt fast 400 Kilometer beträgt. Wie die Stimmung in Schwoloch klingen auch die Namen mancher dieser Routen sehr geheimnisvoll, zum Beispiel die „Route eingerollter Schienen“, die „Nikolausroute“ oder der „Greifenring“.
Vielleicht ist also das „Karierte Land“ doch ein Teil von Alices Wunderland? In jedem Fall ist es eine Reise wert!
Öffnungszeiten des Museums in Schwolow:
- 15. Mai bis 31. August:
- Montag: 11.00-15.00 Uhr (nur der Albrechthof, Nr. 8 geöffnet)
- Dienstag – Sonntag: 10.00-18.00 Uhr
- 1. September bis 14. Mai 2015:
- Mittwoch – Sonntag: 10.00-16.00 Uhr
- www.muzeum.swolowo.pl