Schiffe, die über Land fahren: Das klingt widersinnig – oder spannend. Je nach Einstellung. Und es scheint, als fänden es viele Menschen spannend. Denn auf dem Oberlandkanal in Polen fahren Schiffe tatsächlich über Land. Und auch deshalb ist er eine der attraktivsten Sehenswürdigkeit der Woiwodschaft Ermland-Masuren, insbesondere der Abschnitt von Ostróda nach Elbląg. Doch aktuell macht der Oberlandkanal auch mit einigen Problemen von sich reden. Ich erhalte viele Rückfragen von Busreiseanbietern und -veranstaltern. Ich will Ihnen in diesem Artikel ein Update über den derzeitigen Stand der Dinge liefern.
Die Probleme nach der Wiedereröffnung
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Zwei Jahre war der Kanal fast ganz gesperrt. In dieser Zeit lief eine Generalüberholung, weil eine Sanierung fällig war. Es wurde viel Geld investiert für die Erneuerung der Schleusentechnik, der Restaurierung der Schleusenkammern und der Ufersanierung. Pünktlich zum Beginn der Saison am 1.5.2015 ging der Kanal wieder in Betrieb. Doch erste Probleme ließen nicht lange auf sich warten.
Wenn Sie den Oberlandkanal im Reiseprogramm hatten, haben Sie das sicher auch leidvoll erfahren: Immer wieder kam es in den Jahren 2015 und 2016 dazu, dass ganze Abschnitte und auch einzelne Touren abgesagt werden mussten, oft erst relativ kurz vor dem Fahrttermin. Das blieb auch Presse und Medien in der Region nicht verborgen. Sie begannen, sich für die Ursache der vielen ausgefallenen Fahrten zu interessieren. Eines der gravierendsten Probleme war ein zu niedriger Wasserstand. Den Schiffen blieb buchstäblich nicht genug Wasser unter dem Kiel.
Die Ursachen des niedrigen Wasserstands
Als Ursachen für den zu niedrigen Wasserstand wurden geringe Niederschlagsmengen in Sommer und Winter benannt. Streckenweise war das Wasser nicht mehr als 80-100 cm tief. Es fehlten also in nicht wenigen Streckenabschnitten mindestens 20 bis 40 cm Wassertiefe. Das galt vor allem für den Abschnitt zwischen Osterode (Ostróda) und der ersten schiefen Ebene bei Buchwalde (Buczyniec). Der Kanal konnte fast die ganze Zeit der Saisons 2015 und 2016 nicht im vollen Umfang befahren werden.
Die Problematik betrift keinesfalls das ganze 150 km lange Wasserstraßensystem. Aber fatalerweise sind genau die Abschnitte betroffen, die zur Fahrt auf den attraktivsten Fahrtrouten gebraucht werden. Das erklärte auch Jarosław Barczuk, der Chef der Reederei Żegluga Ostródzko – Elbląska Journalisten gegenüber. Man habe dadurch große Einbußen verzeichnen müssen.
Regen- und Schneemangel als einzigen Grund des niedrigen Wasserstands mochte Jarosław Barczuk aber nicht gelten lassen. Zwar habe man während der Generalsanierung des Kanals viel Gutes geschafft. Die notwendige Entschlammung und Ausbaggerung der am meisten betroffenen Teile des Kanalsystems habe man aber verpasst. Es gäbe daher Bereiche, in denen Verlandung drohe.
Diese Arbeiten waren im Maßnahmenkatalog der Generalüberholung auch tatsächlich nur in sehr eingeschränktem Maße vorgesehen. Man habe nur wenige kleine Abschnitte entschlammt und nur an wenigen Kilometern die Uferbefestigungen im Raum Osterode und im Bereich der geneigten Ebenen verstärkten können. Für mehr haben die Mittel nicht gereicht, erklärte Bogusław Pienkiewicz, der Pressesprecher der Regionalen Wasserwirtschaftsverwaltung (Regionalny Zarząd Gospodarki Wodnej, RZGW) in Danzig Journalisten gegenüber.
Abhilfe für die verschlammten Kanalabschnitte?
Experten sehen es als klar an, dass eine gründliche Entschlammung und Befreiung des Kanals von zu vielen Wasserpflanzen nötig ist. Teils muss auch ein Ausbaggern auf die ursprüngliche Wassertiefe vorgenommen werden. Außerdem ist ein Mehr an Uferbefestigungen, die einen weiteren Neueintrag von verschlammendem Boden verhindert nötig. Denn die flache Wasserstraße wurde in der Zeit der zweijährigen Sperrung während der Generalüberholung zu einem stehenden Gewässer. Es fehlte teils jegliche Wasserbewegung durch Schleusenbetrieb und Schiffsverkehr. So entwickelten sich naturbedingt dort starke Verlandungstendenzen.
Im Oktober 2016 gab die Regionale Wasserwirtschaftsverwaltung bekannt, dass es für das Jahr zwar Finanzmittel für Abhilfe gäbe. Diese würden aber zunächst nur für die Vorbereitung einer technischen Dokumentation verwendet, die klären soll, wie die Entschlammung und die Renovierung sowie der Neubau von Uferbefestigungen erfolgen kann. Die Planungen sollen Arbeiten im Streckenbereich zwischen Elbing und der schiefen Ebene bei Kussfeld (Całuny) umfassen.
Eine Ausschreibung für die technische Dokumentation ist bereits erfolgt. Die zu dokumentierenden Arbeiten umfassen drei Abschnitte:
1. Zwischen Kussfeld und dem Drausensee (jez. Drużno): Auf 6 Kilometern Vertiefung durch Ausbaggern und Erneuern oder Reparieren der Uferbefestigungen.
2. Drausensee: Auf 7,4 km Länge Ausbaggern beziehungsweise Entschlammen einer Fahrrinne im Drausensee.
3. Elbingfluß: Auf 4,1 km Länge zwischen der Eisenbahnbrücke bei Elbing bis zum Drausensee Bau von Uferbefestigungen.
Die geplanten Bauarbeiten sollen dann von 2018 bis 2020 durchgeführt werden. Hierfür wird eine weitere Ausschreibung stattfinden. Außerdem müssen die für die Arbeiten notwendigen Finanzmittel bereitgestellt werden, erklärte der Pressesprecher der Regionalen Wasserwirtschaftsverwaltung. Die Investition in den Kanal wird wiederum etliche Millionen kosten. Sie wird auch nur die Probleme zwischen Elbing und der geneigten Ebene bei Kussfeld lösen.
Offen ist derzeit noch ob, und wenn ja was in den Bereichen Liebemühl (Miłomłyn) – Buchwalde und Osterode-Deutsch-Eylau passieren soll. Auch hier kann aktuell keine ausreichende Wassertiefe garantiert werden. Derzeit sieht es also aus, als ob auch in der Saison 2017 die Fahrten auf der ganzen Strecke Elbing-Osterode nicht möglich sein werden.
Tipps für Routen
Am sichersten scheinen für die Saison 2017 daher derzeit diese Routen:
- Elbing-Buchwalde und Buchwalde-Elbing
- Osterode-Liebemühl und Liebemühl-Osterode
- Spazierfahrt auf dem Drewenzsee in Osterode
- Fahrt von Osterode vom Drewenzssee zum Pausensee und zurück
- Fahrt von Osterode nach Alt Jablonken (Stary Jabłonki) und zurück
- Spazierfahrt auf dem Geserichsee (jz. Jeziorak) in Deutsch Eylau (Iława)
Noch hält man sich in Masuren sehr bedeckt was den Oberlandkanal und die Prognosen Saison 2017 betrifft. Man hofft, dass ein Plus an Niederschlägen die Situation etwas entspannen hilft.
Ich hoffe, Ihnen mit diesem Artikel etwas mehr Planungssicherheit zu geben. Sollte es Neuigkeiten vom Oberlandkanal geben, werden wie Sie sofort informieren. Gern stehen wir Ihnen zur Verfügung, um eine Reise in diese Region mit Oberlandkanal-Fahrt zu planen.