Heute möchte ich mit meiner Serie über die mystischsten Orte in Polen fortfahren. Auch die drei heute vorgestellten Orte strahlen eine ganz eigene Magie aus. Węsiory, das von Legenden umweht ist, die streng geheime Festungsstadt Fort Gerharda und die alte Festung von Posen, in der nachts der Geist der einstigen Fürstin Ludgarda umgehen soll.
Die Steinkreise von Węsiory
Inhaltsverzeichnis
Geheimnisse, Sagen und Legenden umgeben viele der abgeschiedenen, tiefen Wälder der Kaschubei. So auch das kleine Dorf Wensiorry (Węsiory), das ungefähr auf der Hälfte der Strecke von Bütow (Bytom) nach Karthaus (Kartuzy) an der Landstraße 228 liegt. Hier finden sich auf einer Anhöhe am Nordwestende des Langsees (Jezioro Długie), gut versteckt in einem Wald, vier Steinkreise und 20 offensichtlich von Menschenhand errichtete Hügel, die zum Teil Megalithen tragen.
Die Steinkreise haben Durchmesser zwischen 5 und 10 Metern und sind bereits so weit verwittert, dass sie nicht mehr vollständig erkennbar sind. Besondere Aufmerksamkeit erregt einer der Kreise, der vollständig mit Steinen ausgelegt ist – bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass es sich bei dem Gebilde um zwei konzentrische Kreise handelt. Die Hügel messen ungefähr 3 Meter im Durchmesser und sind etwa einen Meter hoch. Einige sind von einem Kreis aus Steinen umgeben, von denen jeder die Größe eines Fußballs hat. Und auch einer der Hügel ist ganz mit Steinen belegt. Die Anlage wirkt als wäre sie ein Überbleibsel aus den Zeiten echter Druiden und Geisterbeschwörer.
Selbst der Wissenschaft ist es bislang nicht gelungen, das Geheimnis dieses Ortes vollständig zu lüften. Der derzeitige Forschungsstand weist darauf hin, dass die Anlage von aus Skandinavien stammenden Goten errichtet wurde. Sie lebten vom 1. bis zum 3. Jahrhundert in Pommern, bevor sie zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert ans Schwarze Meer weiterzogen. Andere Quellen sehen die Kreise und Hügel als älter an und datieren sie auf eine Zeit von 4000 bis 1800 v. Chr. Weitgehend einig ist die Forschung sich über den Zweck der Anlagen und bezeichnet die Hügel als Gräber und die Steinkreise als Orte der Zusammenkunft – möglicherweise für Versammlungen der Stammesältesten – oder auch als Ritualorte.
Noch heute werden diesem magischen Ort besondere Energien zugeschrieben. Und wer weiß: vielleicht entdeckt auch einer Ihrer Reisenden die nächtlichen Lichterscheinungen, von denen zuweilen berichtet wird.
Mein Tipp: Hier können Ihre Reisenden auf Entdeckungstour gehen und die Magie eines Ortes erleben, dessen Zweck man nicht genau kennt und an dem jeder seine eigene Fantasie spielen lassen kann.
Adresse:
Kamienne kręgi w Węsiorach
In Węsiory an der Landesstraße 228 von Bytów nach Kartuzy auf der Hälfte der Strecke gelegen, dort ausgeschildert.
83-320 Węsiory
Streng geheim: Die unterirdische Stadt „Fort Gerharda“ auf Wollin
Wollin. Hier vermutet jeder ausgedehnte Wälder, lange, breite Sandstrände, Steilküsten und Dünen – ein Paradies für Urlauber bei Swinemünde (Świnoujście). Und das ist tatsächlich der eine Teil von Wollin. Aber es gibt auch einen anderen: Bis vor gar nicht so langer Zeit war unter all der Schönheit eine riesige Militäranlage unter der Erde und in den Wäldern versteckt. Sie diente als Batterie Vineta ab Ende der 1930er Jahre zunächst den Deutschen. Die Batterie bestand aus einem großen Bunker mit Munitionslager und einem Maschinenraum. Außerdem waren dort Feuerstellungen, sowie Sanitäts- und Wohnräume für die Besatzung untergebracht. Die gut getarnte Batterie diente nicht nur dem Küstenschutz, sondern auch als Ausbildungsbatterie für die Marineartillerie.
Vor ihrem Abzug im Februar 1945 sprengten die Deutschen dort nur ihre Geschütze, die Bunkeranlage erlitt kaum Schaden. Nach dem Zweiten Weltkrieg funktionierte polnisches Militär die Batterie zu einer Ersatz-Kommandostellung um. Die bestehenden Bunker wurden nach 1965 mit Hochdruck erweitert und durch Tunnelsysteme miteinander verbunden. Von hier aus plante man einen möglichen Angriff des Warschauer Pakts auf Dänemark und die Benelux-Staaten. Das „Fort Gerharda“ war am Ende seines Ausbaus mit einer veritablen unterirdischen Stadt verbunden. Diese Stadt liegt im Wolliner Teil von Swinemünde zwischen Warszów und Przytór.
Bis vor kurzem war dies eine der geheimsten Militäranlagen in ganz Nordpolen. Besondere strategische Bedeutung hatte sie im Kalten Krieg. 2013 wurde die unterirdische Bunkerstadt dann dem Festungsmuseum „Fort Gerharda“ angeschlossen und kann seitdem besichtigt werden.
Mein Tipp: Das Fort Gerharda und die „Unterirdische Stadt“ sind interessante Zeugen der Zeitgeschichte, vor allem die unterirdische Kommandozentrale war völlig unbekannt. Ihre Reisenden sollten eine Jacke mitnehmen, denn im Bunker ist es immer kühl.
Adresse:
Fort Gerharda, Muzeum Obrony Wybrzeża, Podziemne Miasto na wyspie Wolin
ul. Bunkrowa 2
72-610 Świnoujście
skr. poczt. 41
www.fort-gerharda.pl
Das Königsschloss Posen (Poznan) und die Ludgarda-Legende
Geheimnisvoll und ein wenig gruselig ist die Legende um Ludgarda, die 1260 geborene Tochter von Herzog Heinrich I. von Mecklenburg-Stettin (Heinrich der Pilger) und Prinzessin Anastasia. Als ihr Vater starb, schickte ihre Mutter sie an den Hof des Großvaters Barnim I., der pommerscher Herzog war. Am Hof des Großvaters lernte sie ihren zukünftigen Ehemann Przemysł II. kennen, in den sie sich schnell verliebte. Herzog Barmin richtete dem jungen Paar 1273 die Hochzeit im Schloss Stettin aus, danach ging das junge Paar nach Posen, wo Przemysł Herrscher war.
Hier endete das glückliche Leben des jungen Mädchens. Ihr Mann strebte nach der Königskrone und der Erweiterung seines Territoriums. Vor allem aber brauchte er einen männlichen Nachkommen, der die Herrschaft der Dynastie absicherte. Ludgarda aber gebar ihm in den zehn Ehejahren den gewünschten Sohn nicht. Plötzlich starb Ludgarda im Jahr 1283. Wahrscheinlich wurde sie vergiftet oder auf Geheiß ihres Mannes erwürgt.
Nach der Legende verfluchte Ludgarda vor ihrem Tod Przemysł, sodass er niemals einen Sohn und haben würde und auf eine sehr grausame Art und Weise getötet werden würde. Sein Palast würde zu Ruinen zerfallen. Der Fluch erfüllte sich, denn tatsächlich sollte Przemysł trotz zweier weiterer Ehen nie einen Sohn und Erben haben, nur eine Tochter wurde ihm geboren. Przemysł starb 1296 als Entführungsopfer eines Bundes seiner Gegnern in Pommern und den Markgrafen von Brandenburg. Anstifter aber dürfte Könige Wenzel von Böhmen gewesen sein. Mit Przemysł erlosch so die großpolnische Piastenlinie. In den Ruinen von Königspalast und Stadtmauern erscheint der Legende nach Herzogin Ludgarda bis heute bei Dunkelheit als Geist.
Der Ursprungsbau des Schlosses wird auf das frühe 13. Jahrhundert datiert. Nach Erweiterung des Baus durch Przemysł II. wurde der Bau in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts unter Kazimierz dem Großen vollendet. Das Schloss war damals der größte Profanbau in Polen. Das gotische Schloss brannte während des großen Stadtbrandes im Jahre 1536 nieder und wurde im Renaissancestil wiederaufgebaut. Weitere Zerstörungen brachte der Nordische Krieg mit sich als das Schloss 1716 erobert wurde und verfiel. Stadt und Schloss waren zu jener Zeit von einer Stadtmauer umgeben, die zum Teil wieder ausgegraben wurden. Anfang diesen Jahrtausend wurde mit dem Wiederaufbau des Schlosses im Süden begonnen. Heute ist im in diesem Teil des Königsschlosses das Museum für Gebrauchskunst untergebracht.
Mein Tipp: Lassen Sie Ihre Reisenden bei einem Stadtrundgang die Legende am Originalschauplatz erleben und die geheimnisvolle Atmosphäre entdecken.
Adresse:
Zamek Królewski w Poznaniu
Muzeum Sztuk Użytkowych
Góra Przemysła 1
61-768 Poznań
http://www.poznan.pl