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Zu sehen sind die Festung und die Weichsel in Graudenz, Bild: Sirleonidas
Graudenz, Festung und Weichsel, Bild: Sirleonidas

Malerische Wälder, Seen und Mittelalterstädte – Kujawien-Pommern

Die Wojewodschaft Kujawien-Pommern (Województwo kujawsko-pomorskie) liegt im zentralen-nördlichen Polen. Sie grenzt im Osten an Ermland und Masuren, im Südosten an Masowien, im Süden an Lodsch, im Südwesten an Großpolen und im Nordwesten an Pommern.

Weit ausgedehnte Wälder, zahlreiche Seen und kleinere Flüsse charakterisieren die Landschaft der Wojewodschaft. Prägend ist insbesondere die Weichsel (Wisła), die die Wojewodschaft im weiten Bogen durchströmt. Aber auch die Brahe (Brda), die durch unberührte Landschaften und Seen fließt, prägt die Landschaft. Sie bietet außerdem herrliche Kajakrouten. Und auch die Tucheler Heide (Bory Tucholskie) drückt der Wojewodschaft einen ganz eigenen Stempel auf. Sie ist eines der größten geschlossenen Waldgebiete in Polen. Und nicht zuletzt ist die Seenplatte von Brodnicki zu nennen. Sie liegt versteckt in einer hügeligen waldreichen Landschaft und bietet herrliche Naturerlebnisse.

Eine Besonderheit ist die Verwaltungsstruktur der Wojewodschaft: sie hat nämlich mit der 370.000-Einwohnerstadt Bromberg (Bydgoszcz an der Brahemündung) und der 200.000 Einwohnerstadt Thorn (Toruń) an der Weichsel zwei Hauptstädte. Die beiden Städte teilen sich die Verwaltung.

Und dieser Wojewodschaft ist dieser Artikel gewidmet. Ich möchte Ihnen fünf weniger bekannte Sehenswürdigkeiten von Kujawien-Pommern vorstellen. Denn nicht nur die beiden Hauptstädte sind sehenswert. Die geschichtsträchtige Region rechts und links der Weichsel zeigt ihre reiche Geschichte in ihren vielen meist gut erhaltenen mittelalterlichen Kleinstädten.

Graudenz am Weichselufer

Egal von welcher Seite Ihr Reisebus in die Region reist – die Lage von Graudenz am Ostufer der Weichsel ist beeindruckend: Schon von Fern besticht ihr alter Festungscharakter. Kommt man näher, erkennt man die seinerzeit überaus innovative Lösung zur Stadtbefestigung: 26 Kornspeicher wurden im 14. Jahrhundert direkt am Ufer aneinandergereiht. Damit machten sie einen Teil der Befestigungspläne aus.

Zu sehen ist die Festung von Graudenz, Bild: Kazimierz Mendlik
Graudenz, Festung, Bild: Kazimierz Mendlik

Die 100.000-Einwohnerstadt hat ihre mittelalterliche Altstadtstruktur bis heute erhalten können. Zentrum ist der Marktplatz mit den hübsch herausgeputzten Bürgerhäusern.

Zu den bedeutendsten Altstadtbauten gehört das Benediktinerinnenkloster. Hierbei handelt es sich um ein sehenswertes Barockensemble, dessen Herz der Äbtissinnenpalast ist. Das Konventsgebäude des Klosters beherbergt das Regionalmuseum, ferner gehört die Heiliggeistkirche zum Ensemble.

Im Nordosten des Marktplatzes befindet das schönste Gotteshaus von Graudenz, die gotische dreischiffige Hallenkirche St. Nikolaus. Deren Inneres Inneres ist mit dem spätromanischen Taufbecken und den Fragmenten der einstigen gotischen Wandmalerei absolut sehenswert. Als Rathaus der Stadt dient heute das 1725 fertiggestellte barocke einstige Jesuitenkolleg.

Mein Tipp: Ein abendlicher Spaziergang am Weichselufer ist sehr lohnend. Um die Zeit wird die alte Stadtbefestigung stimmungsvoll beleuchtet.

Kulm die Stadt der Verliebten

Kulm, das heutige Chełmno thront malerisch auf dem dort hohen, steil abfallenden Ostufer der Weichsel. Die für die mittelalterliche Geschichte der Region so wichtige Stadt gilt als schönste Kleinstadt Polens – zu Recht. Der weitestgehend erhaltene schachbrettartig angelegte Grundriss der Stadt ist noch immer fast ganz von der Stadtmauer umgeben.

Zu sehen ist das Rathaus in Kulm, Bild: Lopcio
Kulm, Rathaus, Bild: Lopcio

Bei Kulm überschritt der von Konrad von Masowien ins Land gerufene Deutsche Orden die Weichsel. Er errichtete 1230 nahe der alten Siedlung Culmen einen neuen Ort. Diese wurde bereits 1233 mit der Kulmer Handfeste das Stadtrecht erteilt. Diese Feste diente fortan bei Neugründungen von Städten als Blaupause für das Stadtrecht.

Heute gilt Chełmno polenweit als die Stadt der Verliebten und des Valentinstags. In Chełmno nämlich befinden sich Reliquien des Hl. Valentin. Daher wird dort der Namenstag des Heiligen am 14. Februar als Valentinstag besonders gefeiert. Hierzu werden viele Aktionen und zahlreichen Souvenirs geboten. Und es gibt sogar spezielle Valentinsbrötchen.

Ein Stadtrundgang ist in Kulm besonders lohnend. Neben der Stadtmauer gibt es die malerischen Altstadtgassen und zahlreiche Baudenkmäler zu besichtigen. Darunter befindet sich das von Zisterziensern gegründete Kloster aus dem 13. Jahrhundert, das bald von den Benediktinerinnen übernommen wurde. In der Klosterkirche befindet sich eine Christusskulptur aus dem Jahr 1380, deren Arme beweglich sind.

Herausragend unter den Kirchen der Stadt ist die 1280-1320 erbaute gotische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Bei ihr handelt es sich um eine der ältesten und zugleich größten Kirchen der Wojewodschaft. Im Presbyterium sind noch Fragmente der Wandmalereien aus dem Jahr 1400 vorhanden.

Zu sehen ist der Klostergarten in Kulm, Bild: Pko
Kulm, Klostergarten, Bild: Pko

Ein weiteres Highlight ist die bereits 1473 in Betrieb genommene zweigeschossige Kulmer Akademie, an der Professoren aus Krakau unterrichteten. Unbestrittener Höhepunkt des Rundgangs ist auf dem großen Marktplatz das strahlend weiße Rathaus, eine 1572 fertiggestellte Renaissanceperle. Heute ist dort die Touristeninformation untergebracht.

Die Seenplatte von Strasburg

Strasburg (Brodnica) ist eine rund 60 Kilometer nordöstlich von Thorn (Toruń) gelegene Kleinstadt mit 27.000 Einwohnern. Die Stadt weist einen schönen, gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern auf, der bis heute von Resten der alten Stadtmauer umgeben ist. Ein kleines Unikum ist der auf ungewöhnliche Weise dreieckig gestaltete Marktplatz.

Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Stadtzentrums gehört die Ruine der Kreuzritterburg. Von ihr blieb der Turm erhalten sowie ein Gebäudeteil, der heute Ausstellungsräume beherbergt.

Zu sehen ist die Burg in Strasburg, Bild: Krzysztof Knapczyk
Strasburg, Burg, Bild: Krzysztof Knapczyk

Auch das 1310-1330 erbaute Stadttor (Brama Chełmińska) überdauerte die Zeiten. Genauso gut erhalten sind die Ende des 13. Jahrhunderts erbaute gotische Pfarrkirche und der Renaissance-Speicher von 1604.

Die traumhaft gelegene Stadt ist von über 100 großen Seen umgeben. Diese als Brodnicki-Seeplatte (Pojezierze Brodnickie) bezeichneten Seen sind ein beliebtes Naherholungsgebiet. Nicht nur die Strasburger, sondern auch für die Bromberger und Thorner, erholen sich hier. Neben den Seen ist nämlich auch die umgebende Waldlandschaft mit malerischen Hügeln sehr reizvoll. Außerdem wird die Seenplatte von der Drewenz (Drwęca) durchströmt.

Da kommen Fischliebhaber natürlich voll auf ihre Kosten. Denn die sauberen Gewässer sind sehr fischreich. Dort tummeln sich Aale, Brassen, Hechte, Schleie, und viele andere Arten.

Zu sehen ist die Stadtmauer von Strasburg, Bild: 1bumer
Strasburg, Stadtmauer, Bild: 1bumer

Biskupin die archäologische Perle

Rund 50 Kilometer südlich von Bydgoszcz liegt mit Biskupin eine weitere interessante Kleinstadt. Sie gilt aufgrund ihrer archäologischen Funde als bedeutendste Grabungsstelle Polens.

Auf einer Fläche von 23 Hektar hat man hier Artefakte aus einer großen Zeitspanne der Besiedlung der Weichselregion finden können. Bereits 1934 hatte man mit den Ausgrabungen begonnen. Die ältesten gefundenen Siedlungsbelege stammen von einem Jägerlager, das 10.000 bis 12.000 Jahre alt ist.

Belege für die ersten sesshaften Ackerbauern wurden in einem Haus von Ackerbauern und nahegelegenen Gräbern gefunden. Diese Funde sind rund 5.000-6.000 Jahr alt.

Reste von Holzkonstruktionen aus der Eisenzeit belegen eine etwa 2.700 Jahre alte Siedlung der Lausitzer Kultur. Zu dieser Siedlung gehören auch Fragmente alter hölzerner Verteidigungsanlagen auf Schutzwällen. Sie werden derzeit genauso rekonstruiert wie Relikte des Jägerlagers sowie der ersten Ackerbauernsiedlung.

Zu sehen ist eine Siedlung aus der Bronzezeit in Biskupin, Bild: Fazer
Biskupin, Siedlung aus der Bronzezeit, Bild: Fazer

Viele Funde sind bereits aufbereitet und werden in einem Ausstellungsraum auf dem Grabungsgelände Besuchern präsentiert. Mein Tipp: Jedes Jahr findet in der dritten Septemberwoche in Biskupin das Archäologische Fest mit zahlreichen Aktionen statt.

Tuchel und das Naturparadies Tucheler Heide

Zu Abschluss empfehle ich Ihnen einen Besuch in der Tucheler Heide. Sie gilt als eines der größten Waldgebiete Mitteleuropas und ist seit 1996 als 3.200 km² großer Nationalpark Tucheler Heide (Park Narodowy Bory Tucholskie) geschützt.

Tuchel (Tuchola) selbst liegt nur rund 40 Kilometer nördlich von Bydgoszcz entfernt am Rande der Heide. In der Stadt leben rund 10.000-Einwohner.

Das Gebiet der Tucheler Heide ist von der Schwarzwasser (Wda) im Osten und der Brahe (Brda) im Westen begrenzt. Hier befinden sich in Wälder eingebettet Hunderte von Seen, von denen etwa 40 größer als ein Quadratkilometer sind. Die beiden Flüsse verbinden viele der Seen und vor allem die Brahe ist ein traumhaftes Paddelrevier.

Zu sehen ist ein Seeblick in der Tucheler Heide, Bild: Bartosz Gbiorczyk
Tucheler Heide, Seeblick, Bild: Bartosz Gbiorczyk

Der Nationalpark Tucheler Heide wurde 2010 von der UNESCO mit einer Pufferzone von 25 weiteren angrenzenden Naturschutzgebieten zum besonders geschützten Biosphärenreservat Tucheler Heide zusammengefasst.

Sie haben in meinem Artikel zu Kujawien-Pommern die eine oder andere Anregung für Ihr Busreiseprogramm gefunden? Dann kontaktieren Sie uns. Mein brylla-Team beantwortet gern Ihre Fragen. Wir arbeiten mit Ihnen zusammen auch gerne eine Busreise in diese wunderschöne Gegend aus.

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