“Unentdecktes Masuren” klingt doch verträumt, oder? Masuren, das ist noch immer der Inbegriff intakter Natur mit tiefen Wäldern und kristallenen Seen. Hier finden Ihre Reisenden traumverlorene, weltabgeschiedene Idyllen mit silbern durch die riesigen Wälder der Johannisburger Heide (Puszcza Piska) schimmernden Seen. Wundert es Sie, dass es viele Menschen hierher zieht? Mich nicht, denn zahlreiche Naturschutzparks und Reservate bewahren die intakte Natur – und dort können wir bestens entspannen und Flora und Fauna behutsam entdecken. Genau das suchen die meisten heutigen Reisenden in Masuren. Im Folgenden habe ich Ihnen ein paar Ideen für Reisebausteine und Ausflüge zusammengestellt. Habe ich Ihr Interesse schon wecken können? Seien Sie gespannt!
Auf den Spuren der Störche
Inhaltsverzeichnis
Sie wissen es vielleicht: Jeder fünfte Storch ist Pole, gut die Hälfte der polnischen Storchenpopulation verbringt den Sommer in Masuren und zieht dort seinen Nachwuchs groß. Schon das alte Ostpreußen galt als Storchenland. Das Beobachten von Störchen interessiert bis heute die meisten Masurenurlauber.
Als kleinerer Ausflug bietet sich ein Trip zum Storchendorf Schewecken (Żywkowo) an, das nicht weit von der russisch-polnischen Grenze entfernt im Kreis Landsberg (Gôrowo Iławeckie) liegt. Hier leben die Menschen von den Störchen – aber keine Sorge, sie werden nicht sprichwörtlich gebraten. Die nur 40 Einwohner bieten durchschnittlich 160 Störchen ein Heim auf Zeit. Auf den neun Häusern und zahlreichen weiteren Plätzen nisten und brüten um die 40 Storchenpaare. Längst sichern die Störche den Dorfeinwohnern ihr Einkommen und die tun alles, ihr Dorf möglichst storchenfreundlich zu halten. Aussichtstürme im Dorf gehören dazu, auf denen man “Storchens” direkt ins Nest sehen kann. So dicht kommt man selten an eine Storchenpopulation zur Beobachtung heran.
Die Route der Störche (Warmińsko-Mazurski Szlak Bociani) aber macht noch mehr Storchenbeobachtungen möglich. Sie führt von Żywkowo entlang der polnisch-russischen Grenze über Toprzyn, Lejdy, Styligi, Szczurkowo, Ostre Bardo und Romankowo nach Lwowiec. Neben Schewecken ist Löwenstein (Lwowiec) im Kreis Bartenstein (Bartoszyce) eines der sehenswertesten Storchendörfer der Region. Dort haben die Störche die Kirche als bevorzugten Nistplatz ausgewählt – ein tolles und beliebtes Fotomotiv. Über die Storchendörfer Krielikejmy, Siligniny, Skandawa, Momajny führt die Storchenroute weiter bis nach Duje. In allen Storchendörfern können Ihre Reisenden die Störche bei der Aufzucht der Jungen beobachten.
Die Abgeschiedenheit dieser Gegend wird Ihre Reisenden in eine scheinbar aus der Zeit gefallenen Region führen. Die Grenznähe lässt Straßen hinter verträumten Ortschaften abrupt enden, die Region ist dünn besiedelt, großangelegte agrarindustrielle Landwirtschaft findet sich hier nicht. Hier wirtschaften die Bauern noch ohne Kunstdünger und Pestizide. Der Tisch ist hier für Meister Adebar und andere Vogelarten reich gedeckt. Er ist im Übrigen 86 Kilometer lang – das genügt für einen wirklich ausgiebigen Storchentrip.
Das Paradies der Höckerschwäne
Ein weiteres Vogel-Paradies befindet sich direkt am Ortsrand von Nikolaiken (Mikołajki) am 50 Meter tiefen Lucknainer See (Jez. Luknajno). Der 709 Hektar große See steht bereits seit 1937 unter Naturschutz. Heute befindet sich dort das UN-Biosphärenreservat für Höckerschwäne. Tausende Brutpaare ziehen in Europas größtem Reservat für wilde Schwäne Jahr für Jahr ihre Jungen auf.
Das Biosphärenreservat ist auf zwei gut markierten Wanderwegen rund um den See zugänglich. Auf zwei Aussichtstürmen können Ihre Reisenden besonders am frühen Morgen und am Abend die Schwäne in aller Ruhe beobachten. Führungen sind hier möglich, doch gibt es einige Ausnahmezeiten im Sommer, damit die Vögel ihre Brutruhe haben. Auch Graureiher können hier gut beobachtet werden, für sie ist der See ebenfalls Naturschutzgebiet. Am meisten erleben und entdecken Ihre Reisegäste natürlich bei einer kundigen Führung.
Masurens Wälder entdecken
Mitten in Masuren im Bereich der Großen Masurischen Seen befindet sich der 1977 gegründete Masurische Landschaftspark (Mazurski Park Krajobrazowy), der mit seinen 53.655 Hektar Fläche große Teile der Johannisburger Heide umfasst. Dazu befindet sich mit dem Spirdingsee (Jez. Śniardwy) und der sagenhaft glasklaren Krutinna (Krutynia) zwei attraktive Gewässer im Park. Wenn Sie auf Ihrer Busreise in Nikolaiken (Mikołajki), Rudschanny (Ruciane Nida), Johannisburg (Pisz) oder in Krutinnen (Krutyń) Quartier nehmen, können Ihre Reisenden auch auf eigene Faust Wanderungen oder Radtouren unternehmen. Mein Tipp: ideal dafür ist besonders Krutinnen als Standort. Dort befinden sich die Parkverwaltung und ein kleines Naturkundemuseum, das über Flora und Fauna im Park informiert. Die Wanderwege und Lehrpfade sowie alle sehenswerten Phänomene sind im Masurischen Landschaftspark auf Infotafeln beschrieben.
Wer unter Ihren Reisenden aber Genaueres über das Ökosystem Wald wissen will und den Lebensraum masurischer Wald mit der besonderen masurischen Kiefer etwas genauer kennen lernen und Zusammenhänge verstehen lernen möchte, wird sich eine Wanderung mit kundiger Führung wünschen, auch das ist möglich.
Unterwegs im Masurischen Landschaftspark (Mazurski Park Krajobrazowy)
Spannende Ausflüge können Sie Ihren Reisenden als geführte Tour anbieten – wahlweise mit Busanreise oder als geführte oder freie Rad- oder Fußwanderung. Besondere Naturerlebnisse versprechen auch Kajakwandertage auf der Krutynia.
Kürzere geführte Wander-Exkursionen von Krutinnen aus führen Ihre Reisenden zu einmaligen Torfmoorschutzgebieten oder den drei verlandenden Seen des Reservats Zakręt mit dem Torfmoor und den schwimmenden Inseln. Am Ende dieser Exkursionen und der Masurenreise werden Ihre Gäste ein neues Verständnis von den Zusammenhängen und der Vielfalt des Ökosystems Wald entwickelt haben.
Ziele für eine Wanderung oder Radtour sind beispielsweise:
- Wildpark Kadzidłowo: in der Wildforschungsstätte sind in großen Freigehegen Hirsche und polnische Wildpferde zu sehen. Direkt am Parkrand liegt ein Freilichtmuseum mit historischen masurischen Gebäuden.
- Station der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Popielno: Dort werden polnische Wildpferderassen wie die Koniki durch Rückzüchtungen wiederbelebt.
Hier noch ein paar Extra-Tipps für das Erkunden der masurischen Wälder:
- In Piersławek bei Piecki befindet sich ein kleines von der Forstverwaltung betriebenes Museum für „den“ ostpreußischen Walddichter Ernst Wiechert. In dem Forsthaus verbrachte der Schriftsteller seine Kindheit, denn dort war Wiecherts Vater einst Forstbeamter. Zur Vorbereitung und Einstimmung auf den Mythos „Masurischer Wald“ könnten Sie unterwegs auf der Busfahrt einige Textsequenzen von Wiechert vorlesen lassen, zum Beispiel aus „Länder und Menschen“, „Das einfache Leben“ oder „Die Jerominkinder“.
- In Gałkowo befindet sich das Anwesen von Aleksander Potocki, der dort auch den Dönhoff-Salon mit angeschlossenen Restaurant betreibt. Der Salon informiert über Leben und Werk der deutschen Journalistin Marion Gräfin Dönhoff. Potockis Mutter Renate Marsch war als Polenkorrespondentin Berufskollegin von Marion Gräfin Dönhoff. Aleksander Potocki fährt Ihre Reisenden auch gern in seinen Pferdekutschen durch den Krutinner Wald.
- Ein Naturerlebnis der besonderen Art ist eine Stakbootfahrt auf der Krutinna in der Dämmerung, bei der ihre Reisenden hautnah miterleben, wie die Natur still wird und Nachtruhe einkehrt.