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Zu sehen ist der Postumfließ, Bild: Petr Kinšt
Postumfließ, Bild: Petr Kinšt

Ein Land – zwei Hauptstädte und schottische Erinnerungen: Lebus

Mit „Ein Land – zwei Hauptstädte und schottische Erinnerungen: Lebus“ setze ich meine Vorstellung der Woiwodschaften Polens (vergleichbar einem Bundesland) aus touristischer Sicht fort. Die Wojewodschaft Lebus (Województwo Lubuskie) hat im Norden Westpommern zum Nachbarn, im Süden Niederschlesien und im Osten Großpolen. Im Westen markiert die Oder die Grenze der Wojewodschaft und Polens zu Deutschland. Nachbarbundesländer der Wojewodschaft sind Brandenburg und Sachsen.

Eine der Besonderheiten von Lebus: Es hat zwei Hauptstädte. Sitz des von der Zentralregierung bestimmten Wojewoden ist Landsberg an der Warthe (Gorzów Wielkopolski). Das gewählte Regionalparlament Sejmik und der Wojewodschaftsmarschalls sitzen in Grünberg (Zielona Góra). Worin die „schottischen Erinnerungen“ bestehen, erfahren Sie weiter unten im Beitrag.

Zu sehen ist der Zufluss des Postumfließ zur Warthe, Bild: Jerzy Strzelecki
Zufluss des Postumfließ zur Warthe, Bild: Jerzy Strzelecki

Die Wojewodschaft ist noch jung. Sie ist anlässlich der Verwaltungsreform von 1999 entstanden. Zusammengesetzt ist sie hauptsächlich aus der einstigen brandenburgischen Neumark, den nördlichen Teilen Niederschlesiens, der östlichen Niederlausitz sowie Teilen von Posen-Westpreußen.

Die Grenznähe macht Lebus nicht nur als Zwischenstopp für Busrundreisen interessant. Lebus zieht auch viele Gäste für eintägige Schnupperbusreisen nach Polen an. Doch trotz der Grenznähe ist diese Region Polens in den grenzfernen Gegenden Deutschlands relativ unbekannt geblieben. Dabei gibt es hier definitiv viel zu entdecken und zu erleben.

Das Lebuser Land ist eine grüne Landschaft. Hier finden sich einige bereits bekannten Perlen, wie der Fürst-Pückler-Park Bad Muskau. Er steht seit 2004 sogar auf der UNESCO-Welterbeliste.

Insgesamt ist die Woiwodschaft von tiefen Wäldern und einer großen Vielfalt von dort lebenden Tierarten gekennzeichnet. Flüsse wie die Drawa sind wahre Kanuparadiese. Auch für Waldliebhaber und Pilzsammler bietet die Region einiges: die von den Flüssen Netze (Noteć) und Warthe (Warta) umflossene Netze-Heide (Puszcza Notecka) ist immerhin 1035 Quadratkilometern groß. Sie gilt damit als eines der größten und pilzreichsten Waldgebiete Polens.

Paradies der Vögel im Nationalpark an der Warthemündung

Seit den 1979er Jahren ist die Warthemündung ein Naturschutzgebiet. Seit 2001 ist die Region östlich von Küstrin (Kostrzyn) Polens jüngster rund 8.038 Hektar großer Nationalpark Warthemündung (Park Narodowy Ujście Warty).

Der Bereich nördlich der Warthe wird durch einen Deich vor Hochwasser geschützt. Die südlich der Warthe gelegene Nationalparkteil ist ein Überschwemmungsgebiet. Dort schwankt der Wasserstand im Laufe eines Jahres um bis zu vier Metern.

Zu sehen ist der Postumfließ, Bild: Petr Kinšt
Postumfließ, Bild: Petr Kinšt

Die Ornithologen betrachten dieses Gebiet als eines der wertvollsten Vogelschutzgebiete Polens. In den weiten Feuchtgebieten, Wiesen und Weiden mit den vielen Wasserläufen sind rund 270 verschiedene Vogelarten heimisch. Darunter finden sich besonders viele Wat- und Wasservogelarten. Es finden sich sogar etliche vom Aussterben bedrohte Arten darunter. Dazu ist der Nationalpark ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel. Das wiederum zieht viele Vogelkundler, Vogelfreunde und Beobachter des Geschehens an. Zu einigen der interessantesten Beobachtungsplätze führen Wanderrouten. Am meisten sehen Ihre Busreisenden natürlich bei einer geführten kleinen Wanderung.

Das Lebuser Masuren bei Lagow (Łagów)

Ihren Busreisegästen wird es bald auffallen: Das Lebuser Land ähnelt Masuren. Hier gibt es neben den tiefen Wäldern auch rund 600 Seen. Wie in Masuren blinken versteckte Seen silbern durch verwunschene, dichte Wälder. Einige liegen auch wie blaue Meeresaugen zwischen hohen grünen Ufern. Verträumte kleine Dörfer und Landstädte sind an den Seeufern entlang aufgereiht.

Und wie Masuren ist auch diese Region eine Oase der Ruhe und Erholung. Vollends zu einem kleinen Paradies macht die Seenlandschaft ein Essen mit leckerem frischen Fisch.

Eines der beliebtesten Ausflugsziele im Lebuser Land ist die Seenplatte von Lagow (Łagów). Sie liegt zwischen den weiten Eichenwäldern des Lagower Landschaftsparks (Łagowski Park Krajobrazowy).

Inmitten der Seen liegt das bereits 1299 erstmals urkundlich erwähnte Städtchen Lagow. Es hat sich auf einer Landzunge zwischen dem Lagowsee (Jezioro Łagowskie) und dem Tschetschsee (Jezioro Ciecz) „eingenistet“. Damit profitiert das Städtchen auch von dem schmalen Kanal, der die Seen dort miteinander verbindet.

Zu sehen ist das Johanniterschloss in Lagow, Bild: Jan Jerszyński
Lagow, Johanniterschloss, Bild: Jan Jerszyński

Im Ortszentrum liegt der hübsche Altstadtbereich. Hier gibt es zwei alte Stadttore aus dem 15. und 16. Jahrhundert sowie das Johanniterschloss zu besichtigen. Im Schloss residierten vom 14. Jahrhundert bis 1810 die Johanniter. Zu seiner Anlage gehören der weithin sichtbare Bergfried und der von den vier Schlossflügeln umgebene große Renaissance-Hof. Das Schloss dient heute als Hotel, dazu gehören ein Restaurant und ein Café. Und vom Bergfried aus können Ihre Reisenden einen wunderschönen Ausblick über die Landschaft genießen.

Die Lebuser Ziegenbockregion – Holzkirchen und Dudelsäcke

Was für ein Name: Ziegenbockregion (Region Kozła)! Hierbei handelt es sich um einen Landstrich um die Orte Klemzig (Klępsk), Klastaw (Chlastawa) und Kuschten (Kosieczyn) herum. Dieser ist aber keineswegs hauptsächlich von Ziegen und Ziegenböcken bewohnt.

Zum Namen kam es aus anderen Gründen. Denn im Jahr 1995 haben sich fünf Gemeinden rund um Bentschen (Zbąszyń) zusammengeschlossen, um zu einer touristisch einprägsamen Marke zu gelangen. Hintergrund des Names ist die sehr spezielle Musik dieser Region, die mit einem Dudelsack gespielt wird. Dessen Hauptbestandteil ist der „Bock“ – der Luftsack. Er besteht aus einem Ziegen-Balg mit weißem Fell.

Die Sackpfeifenmusik ist in der Region bis zurück ins 16. Jahrhundert belegt. Noch heute gehören Dudelsackkapellen zu jeder Hochzeit in der Region. Außerdem findet schon seit 35 Jahren in Bentschen jährlich ein großes Dudelsack-Musikfest statt.

Doch nicht nur die Musik ist außergewöhnlich in der Ziegenbockregion. Die Region wartet auch mit hölzernen mittelalterlichen Kirchen auf. Sie sind an der 23 Kilometer langen Route der Holzkirchen (Szlak Kościołów Drewnianych Regionu Kozła) aufgereiht. Allesamt sind die Holzkirchen im Inneren mit zahlreichen Wandmalereien verziert, die biblische Themen haben. Die drei schönen Holzkirchen befinden sich in Klemzig, Klastaw und Kuschten. Mehr über die einzigartige Kultur der Region erfährt der Reisende im Kulturzentrum von Bentschen (Zbąszyńskie Centrum Kultury).

Grünberg /Zielona Góra) – Polens Stadt des Weins

Grünberg (Zielona Góra) ist eine der beiden Hauptstädte der Wojewodschaft Lebus. Die meisten Busreisen in die Region beinhalten Grünberg schon jetzt. Denn dort gibt es eine gute touristische Infrastruktur, eine schöne unzerstörte Altstadt sowie zahlreiche der schönsten Sehenswürdigkeiten der Region.

Zu sehen ist das Rathaus in Grünberg, Bild: Philozoph
Grünberg, Rathaus, Bild: Philozoph

Die Region um Grünberg ist in Polen seit dem 13. Jahrhundert für ihre Weine bekannt. Um die Region auch über Polen hinaus als Weinanbau- und Honighochburg bekannt zu machen, schlossen sich die Winzer und Imker zusammen. Sie gründeten eine Werbegemeinschaft und promoten ihre Produkte nun gemeinsam. Zentraler Bestandteil der Verkaufsaktion ist die Feinschmecker-Touristenroute des Lebuser Weins und Honigs (Lubuski szlak wina i miodu). Sie geht von Grünberg aus und streckt sich über 304 Kilometer lang durch das Land. Entlang dieser Route laden eine Reihe von Weinkellern und Imker mit ihren Weinen und Honigwaren zur Verkostung ein. Wenn Sie mehr Informationen über die anbietenden Imker und Winzer brauchen, wenden Sie sich bitte per Mail oder gern auch telefonisch an mein brylla-Team. Gemeinsam finden wir die idealen Verkostungsstationen für die Zielgruppen Ihrer Busreisen. Mein Extra-Tipp für Busreisen mit Weinliebhabern: „Winobranie“ (Weinlese) heißt das traditionelle Weinfest in Zielona Góra.

Es ist eines der größten Volksfeste der Region. Es findet jedes Jahr in den ersten zwei Septemberwochen statt.

Landsberg an der Warthe und seine Schriftstellerin Christa Wolf

Landsberg an der Warthe ist die zweite Hauptstadt der Wojewodschaft Lebus. Die Stadt hat viele Grünflächen und eine wunderschöne Promenade an der Warthe. Hier finden sich viele Cafés, Restaurants und sogar ein schwimmender Springbrunnen. Die Promenade lädt zum Bummeln und Verweilen ein. Sehenswert sind auch die Kathedrale und die Fragmente der mittelalterlichen Stadtmauern.

Zu sehen ist die Promenade an der Warthe in Landsberg, Bild: Jan-M
Landsberg, Promenade an der Warthe, Bild: Jan-M

Landsberg an der Warthe war auch die Heimatstadt von Christa Wolf. Nelly Jordan, das Alter Ego der Schriftstellerin, besuchte im Roman „Kindheitsmuster“ die Stadt. Diese ist mittlerweile polnisch und heißt Gorzów Wielkopolski. Der 1976 erschienene Roman der DDR-Autorin thematisierte damit erstmals Flucht und Vertreibung 1945. Es war bis dahin eines der Tabuthemen.

Im Jahr 2015 ehrte Landsberg/Warthe Christa Wolf durch die Einweihung eines Denkmals des Bildhauers Michał Bajsarowicz. „Nellys Bank“ stellt Nelly Jordan dar, die Hauptfigur aus Christa Wolfs Roman „Kindheitsmuster“. Übrigens: Wichtige Punkte des Romans können auf der „Route des Kindheitsmusters von Christa Wolf“ erkundet werden (Szlaki „Wzorców dzieciństwa” Christy Wolf).

Zu sehen ist der Postumfließ, Bild: Petr Kinšt
Postumfließ, Bild: Petr Kinšt

Nehmen Sie gern Kontakt mit dem brylla-Team auf, wenn Sie sich für eine solche etwas andere Themen-Besichtigung von Landsberg/Warthe interessieren.

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