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Zu sehen ist der Spirdingsee bei Bärenwinkel, Bild: Lesnydzban
Bärenwinkel, Spirdingsee, Bild: Lesnydzban

Freiheitsgefühl und Erholung. Polnische Landschaftschutzparks Teil 2 – let`s go east?

Naturnähe ist ein erprobtes Mittel gegen jeglichen Alltagsstress. Der erste Teil unserer Reise in die polnischen Landschaftsschutzparks hat bereits gezeigt, dass Polen in puncto Natur für jede Gruppenreise sehr viel zu bieten hat. Ich hoffe zudem, dass er Ihren Appetit auf mehr angeregt hat. Den werde ich heute hoffentlich befriedigen.

Mehr Freiheit, mehr Entschleunigung und mehr Natur zum Anfassen für Ihre Reisegäste. Nach dem üppigen ersten Gang ist es an der Zeit, die nicht minder appetitliche Fortsetzung zu servieren. Folgen Sie mir nun in den Nordosten Polens.

Im vorliegenden Beitrag möchte ich Sie erneut auf eine Reise durch die sehenswertesten und erholsamsten Landschaftsschutzparks des nordöstlichen Polens mitnehmen. Das ist wahrlich keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass unser Nachbarland insgesamt über 120 solche Landstriche aufweist. Im Gegensatz zu ihren Verwandten – den strenggeschützten Nationalparks, die für die Touristen in der Regel nur unter beschwerlichen Auflagen zu betreten sind – stellen die Landschaftsschutzparks eine gelungene Kombination aus jungfräulicher Natur und dem kulturellen Erbe ihrer Bewohner dar. Sie duften nach Bäumen und Freiheit. Und sie bieten gleichwohl genügend Komfort für einen gelungenen Urlaub.

Für Sie beschreibe ich folgende polnische Landschaftsschutzparks:
• Der Welski-Landschaftsschutzpark
• Der Landschaftsschutzpark Wzgórza Dylewskie (Kernsdorfer Höhen)
• Der Mazurski-Landschaftsschutzpark

Der Welski-Landschaftsschutzpark

Nachdem wir im vorigen Beitrag zuletzt in die Tucheler Heide eingetaucht sind, bewegen wir uns nun weiter östlich – immer der aufgehenden Sonne entgegen. Dort, im Südwesten der Woiwodschaft Ermland-Masuren, im Tal des namensgebenden Flusses Wel, erwartet uns ein Naturparadies, welches seine neugierigen Erkunder mit sagenhaften Landschaften und erstklassigen (Natur-)Erlebnissen willkommen heißt.

Was gibt es vor Ort zu sehen und zu erleben?

Die Gründung des Welski-Landschaftsschutzparks im Jahre 1995 diente dem Schutz des mittleren Weltals und dem Erhalt seiner bemerkenswerten Landschaft für die Nachwelt. Der Park umfasst über 20.000 ha Land und legt eine beeindruckende Mischung aus Natur und diversem kulturellen Erbe an den Tag.

Zu sehen ist der Fluss Wel bei Kurojady, Bild: 1bumer
Kurojady, Fluss Wel, Bild: 1bumer

Seine Markenzeichen stellen die vielen Moränenhügel sowie die zahlreichen Flussschlingen des Wels dar. Darüber hinaus sorgt der Fluss für ein weiteres Charakteristikum des Parks, welches der Gegend einen nahezu bergigen Touch verleiht. Der Lauf des Welses bildet nämlich zuweilen kleine Canyons, deren Hänge gut und gerne 30 Meter Höhe erreichen können. Das ist in der ansonsten recht flachen Landschaft der Masuren ein achtbares Alleinstellungsmerkmal.

Im gesamten Gebiet finden sich einige Seen, die im Sommer zum vergnüglichen Baden einladen. Auf die komme ich noch genauer zu sprechen.

Darüber hinaus bietet das Parkgelände erwartungsgemäß einen beachtlichen Pflanzen- und Tierreichtum. Insbesondere Vogelliebhaber kommen hier vollends auf ihre Kosten. Der Welski-Landschaftsschutzpark ist unter anderem die Heimat des polnischen Wappentieres – des Seeadlers. Für den unverstellten Blick auf seine Brutstätten sorgen mitunter einige Aussichtstürme, die genügend Platz für eine Reisegruppe bieten.

Sehenswürdigkeiten

Das Parkgelände umfasst einige Naturreservate, darunter ein ornithologisches und ein limnologisches (Limnologie – Binnengewässerkunde). Ferner gibt es hier einige Naturdenkmäler zu bestaunen, zu denen neben zahlreichen einzelnen Bäumen auch zwei ganze Alleen zählen – in der Ortschaft Prętki und in Lidzbark (früher Lautenburg).

Apropos Lidzbark: Der Landschaftsschutzpark Welski hält nebst seinen naturgegebenen Attraktionen auch einige kulturelle Highlights bereit.

Zu sehen ist die Stadtkirche von Lidzbark, Bild: Przemysław
Lidzbark, Stadtkirche, Bild: Przemysław

Einige davon sammeln sich in dem größten Städtchen der Gegend. Dabei handelt es sich um Lidzbark. Diesem Städtchen hat der Volksmund zur Unterscheidung von seinem bekannteren, backsteingotischen Namensvetter Lidzbark Warmiński den Beinamen Welski verliehen. Es taugt mit einigen Jugendstilhäusern, Überresten der mittelalterlichen Verteidigungsanlagen sowie interessanten Gotteshäusern als eine urbane Abwechslung zum entschleunigenden Grün des Parks.

Touristische Infrastruktur

Der Landschaftsschutzpark ist von mehreren Wanderwegen und Lehrpfaden erschlossen. Einige davon führen zu und um seine vielen Seen herum. Die Erkundung des Parkgeländes ist sowohl mit dem Rad als auch mit dem Paddel in der Hand möglich – der Fluss Wel bietet eine passende Gelegenheit und auch entsprechende Infrastruktur hierfür.

In der Ortschaft Jeleń wartet ein interessantes ethnografisches Museum auf wissbegierige Besucher. Die Badestrände hingegen, unter anderem in Lidzbark, warten auf zahlreiche Badegäste. Sie bieten Tret- und Ruderbootverleihe, geschwungene Wasserrutschen, Spielplätze und ansehnlichen Wasserbrücken.

Für die Unterbringung und Bewirtung Ihrer Reisegäste sorgen diverse Hotels, Pensionen und Herbergen direkt im Park oder ganz in seiner Nähe. Auch echte Naturfreunde kommen hier auf den zahlreichen Zeltplätzen gut und mühelos unter.

Der wald- und seenreiche Welski-Landschaftsschutzpark gilt für einige Polinnen und Polen als die Pforte zu den märchenhaften, wenngleich oft überlaufenen Landschaften der Masuren. Wer also eine ruhigere und auch kostengünstigere Alternative sucht, der wird hier sicherlich fündig.

Der Landschaftsschutzpark Wzgórza Dylewskie (Kernsdorfer Höhen)

Ein Stück weiter nördlich vom Welski Landschaftsschutzpark erstreckt sich ein Paradies für all jene, die das Motto: „Der Weg ist das Ziel“ mögen. Hier können sie durch einsame Täler streifen und auf bewaldeten Hügeln die Ruhe der umgebenden, unberührten Natur in sich aufnehmen – mit dem rauschenden Wind als einzige Geräuschkulisse.

Der Landschaftsschutzpark Wzgórza Dylewskie, gewissermaßen eine Vorstufe der berühmten Masuren, hat vieles zu bieten. Und das nicht nur im Sommer. Aber überzeugen Sie sich selbst.

Was gibt es vor Ort zu sehen und zu erleben?

Das Oberland der Kernsdorfer Höhen, welches den größten Teil des Parks ausmacht, ist ein überaus lohnendes Ziel für alle Naturfans und Wanderer. Hier kommen sie dank menschenleerer und gepflegter Wanderwege und Rastplätze vollends und vor allem ungestört auf ihre Kosten.

Der 1994 gegründete und über 7.000 ha umfassende Park verdankt sein Erscheinungsbild der letzten Eiszeit. Auch hier bekommen Ihre Reisegäste folglich eine Moränenlandschaft zu Gesicht, die im Jahre 1525 von dem Chronisten Simon Grunau als „Höckerland“ beschrieben wurde.

Zu sehen ist ein Blick vom höchsten Punkt des Gora Dylewska, Bild: Werdersen
Gora Dylewska, Blick vom höchsten Punkt, Bild: Werdersen

Der größte „Höcker“ heißt übrigens „Góra Dylewska“ und ist 312 Meter hoch, was ihn zum höchsten Punkt im Nordostpolen macht. Die Höhe des Berges hat auch für die Touristen einen ganz praktischen Nutzen. Im Winter macht sie ihn nämlich wintersporttauglich. Ja, es ist kein Tippfehler – die Rede ist vom Skifahren in den Masuren!

Im Unterschied zu seinem weiter oben beschriebenen Nachbarn, weist der Landschaftsschutzpark Wzgórza Dylewskie keine nennenswerten Seen auf. Keine bis auf einen. Die Rede ist von dem „Franzosensee“, der seit 1963 unter Naturschutz steht und dessen Name auf eine düstere Legende zurückgeführt wird.

Im Jahre 1807 sollen hier die örtlichen Bauern grausame Rache an napoleonischen Soldaten geübt haben, die zuvor plündernd und brandschatzend durch die Gegend zogen. Angesichts der Ruhe und Schönheit, die dieser Ort heute ausstrahlt, fällt es einem Beobachter schwer sich dessen stürmische Vergangenheit vorzustellen.

Sehenswürdigkeiten

Im Park gibt es viele Naturdenkmäler zu bewundern. Zumeist handelt es sich dabei um Bäume und Baumgruppen.

Auf den zahlreichen Wander- und Radwegen werden Ihren Reisegästen aber auch andere interessante Pflanzen- und Tierarten begegnen. Einige von ihnen stehen wegen ihrer Seltenheit sogar auf Schutzlisten.

Die Gegend bietet darüber hinaus menschengemachte Highlights, die den Freizeitwert einer Reise zum Landschaftsschutzpark Wzgórza Dylewskie bereichern. Reisegäste, die sich für die Geschichte begeistern lassen, werden beispielsweise die vielen Hügelgräber aus der frühen Eisenzeit oder die zahlreichen Sakralbauten aus der nicht so weit entfernten Vergangenheit zu schätzen wissen.

Andere wiederum finden an dem monumentalen Ehrenmal in Grunwald Gefallen. Und noch viel mehr an der spektakulären Inszenierung der Schlacht aus dem Jahr 1410, die jedes Jahr im Juli Tausende Teilnehmer und noch viel mehr Zuschauer aus aller Welt anlockt. Die einen mit glänzenden Ritterrüstungen, die anderen mit vor Begeisterung glänzenden Augen.

Zum Austragungsort der Inszenierung und dem angrenzenden Museum führt im Übrigen ein sehr empfehlenswerter, 67 Kilometer langer „Blauer Wanderweg“. Er führt unter anderem an denkmalgeschützten Kirchen und Naturreservaten vorbei.

Touristische Infrastruktur

Neben den zahlreichen Wander- und Radwegen sowie bildungsreichen Lehrpfaden überrascht die Gegend mit einigen Skilaufstrecken. Doch im Winter können Ihre Reisegäste hier nicht nur Skilaufen, sondern tatsächlich auch fahren. Wie bereits angedeutet, gibt es auf dem Gipfel der Góra Dylewska einen Skilift, der in Betrieb genommen wird, sobald genügend Schnee gefallen ist.

Und sollte das mal nicht der Fall sein, können Sie Ihre Reisegäste mit dem weitläufigen Ausblick aus dem 37 Meter hohen Aussichtsturm vertrösten. Denn der ist auf dem Berggipfel ebenfalls zu finden.

Für eine komfortable Unterbringung Ihrer Reisegäste in und um den Park sorgt unter anderem ein renommiertes SPA-Hotel. Ansonsten stehen Ihnen in der Gegend weitere Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung, die jedem Geldbeutel und auch jedem Anspruch gerecht werden.

Alles in allem sollte der Landschaftsschutzpark Wzgórza Dylewskie insbesondere jene Naturfans ansprechen, die auf Ruhe und Stille setzen, welche bei Bedarf vom Getöse einer spätmittelalterlichen Schlacht unterbrochen werden… Oder von vorbeisausenden Skifahrern und Rodlern im Winter.

Der Mazurski-Landschaftsschutzpark

Der Name lässt es bereits erahnen. Nachdem wir deren Pforte und die Vorstufe überquert haben, tauchen wir nun in die eigentlichen Masuren ein – nur eben abseits des Trubels bekannter Touristenorte. Schließlich liegt unser Schwerpunkt auf Naturnähe und Entschleunigung. Also ab ins Grüne des Mazurski-Landschaftsschutzparks!

Zu sehen ist der Lucknainer See bei Lucknainen, Bild: Roman-Eugeniusz
Lucknainen, Lucknainer See, Bild: Roman-Eugeniusz

Was gibt es vor Ort zu sehen und zu erleben?

Der Mazurski-Landschaftsschutzpark wurde 1977 gegründet und umfasst innerhalb seiner knapp 54.000 ha großen Fläche unter anderem den größten polnischen See – Jezioro Śniardwy (früher Spirdingssee). Mit seinen endlosen Wäldern, Torfgebieten, Naturreservaten und ca. 60 weiteren Seen verkörpert der Park die Pracht und Abgeschiedenheit der masurischen Landschaft, welche an anderen Stellen den Touristenmassen gewichen ist. Ihren Reisegästen bietet er mithin die perfekte Gelegenheit unbeschwert die Seele baumeln zu lassen und mit der Natur auf Tuchfüllung zu gehen.

Wie schon seine Nachbarn, verdankt auch der Mazurski-Landschaftsschutzpark sein Aussehen der letzten großen Eiszeit, die in seinem Fall jedoch viel glatter, und zwar im wörtlichen Sinne des Wortes, vonstattenging. Das Parkgelände ist flach, die relativen Höhenunterschiede belaufen sich auf gerade mal 35 Meter.

Mit seiner wuchernden Umwelt stellt der Park ein echtes Naturparadies dar, welches als Biotop und Rückzugsort den zahlreichen, anderswo vom Aussterben bedrohten Pflanzen und Tieren dient. Die schiere Naturpracht des Parks lässt sich allerdings kaum in Worte fassen. Sie muss schlichtweg gesehen und erlebt werden. Hautnah!

Sehenswürdigkeiten

Der Park beherbergt zahlreiche archäologische Ausgrabungsstätten, prähistorische Friedhöfe, Hügelgräber und Hinterlassenschaften altertümlicher Siedlungen. Hinzu gesellen sich viele Kirchbauten verschiedener christlicher Ausrichtungen, darunter auch die der orthodoxen Kirche. Hier und da sind noch deutsche, meist evangelische Friedhöfe zu entdecken, deren Grabmale interessante Architektur an den Tag legen. Erfreulicherweise werden seit einigen Jahren Anstrengungen unternommen, um diese für die Nachwelt zu erhalten.

Weitere von Menschenhand geschaffene Sehenswürdigkeiten sind unter anderem Wassermühlen (zum Beispiel in Zielony Lasek), die Ruine der Eisenbahnbrücke in Ukta oder die Überbleibsel der Militärtechnik auf der Insel Czarci Ostrów. Sie bieten allesamt eine gelungene Abwechslung auf jeder ausgedehnten Wanderung durch die Natur.

Touristische Infrastruktur

Unzählige Wander-, Rad und Lehrpfade mit unterschiedlicher Länge und thematischer Ausrichtung durchziehen den Park. Aber wir wären nicht in den Masuren, wenn der Schwerpunkt nicht auf dem Wasser läge. So verwundert es kein bisschen, dass die beliebteste Erkundungsroute eine nasse ist. Sie führt auf dem Fluss Krutynia (früher Kruttinna) an atemberaubenden Landschaften vorbei.

Masuren See bei Nikolaiken (© Sicherlich)
Masuren See bei Nikolaiken (© Sicherlich)

Im Park sind viele Museen angesiedelt. Eins davon ist Marion Dönhoff gewidmet. Für Pferdenarren ist auch etwas dabei. Nämlich die Forschungsstation der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Popielin, wo unter anderem der polnische Konik, eine einheimische Ponyrasse, in bester Gesellschaft von Hirschen und Bibern gezüchtet wird. Direkt nebenan werden verletzte und erkrankte Störche wieder fit gemacht. Doktor Dolittle lässt grüßen.

Wie es sich für die Masuren gebührt, wird hier kein Reiseveranstalter über einen Mangel an Übernachtungs- und Bewirtungsangeboten klagen können. In den umliegenden Touristenhotspots, zum Beispiel in Nikolaiken oder Sensburg, sind diese in Hülle und Fülle vorhanden – auch für große Reisegruppen.

Masuren zählen zurecht zu den bekanntesten und beliebtesten Urlaubsregionen Polens. In dieser Gegend lohnt es sich jedoch die üblichen und altbackenen Reiserouten zu verlassen und einen Abstecher in die Wildnis zu wagen. Ich hoffe, ich konnte Ihnen aufzeigen, dass der Welski-Landschaftsschutzpark, der Landschaftsschutzpark Wzgórza Dylewskie (Kernsdorfer Höhen) und der Mazurski-Landschaftsschutzpark definitiv eines solchen Abstechers wert sind.

Der zweite Teil unseres Ausflugs in die polnischen Landschaftsschutzgebiete hat damit sein glückliches und für Sie hoffentlich inspirierendes Ende gefunden. Bei Fragen und Anregungen bitte ich Sie um eine Rückmeldung. Mein Team und ich stehen Ihnen gerne zur Verfügung.

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