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Frauenburger Dom (© Holger Weinandt)
Frauenburger Dom (© Holger Weinandt)

Histourismus in Masuren

Sind Sie über den Titel Histourismus in Masuren gestolpert? Das war meine Absicht. Zu Jahresbeginn möchte ich Tipps zu Busreisen für geschichtlich interessierte Reisende geben. Ich habe mich nämlich gefragt, warum im Fernsehen so viele Sendungen zu historischen Themen laufen. Die Antwort für mich: offenbar ist das erfolgreich und interessiert viele Menschen. Und wenn dem so ist, sollten dann nicht Reisen hierzu ebenfalls ein großes Publikum haben? Ich empfehle es zu probieren. Anbieten würden sich dazu z.B. Touren zur Geschichte Ermland und Masurens. In der Kurzform: „Histourismus in Masuren“. Seien Sie gespannt auf meine Ideen.

Masuren war in seiner ganzen Geschichte niemals eine geopolitische Einheit. Das Ermland wird heute meist mit Masuren gleichgesetzt. Aber es war als Fürstbistum eine geopolitische Einheit und ist schon allein deshalb strenggenommen von Masuren zu unterscheiden. Eines haben beide Regionen gemeinsam: hier fanden spannende Ereignisse auch in der „großen“ Geschichte statt. Zu nennen sind insbesondere Ereignisse aus der Zeit des Deutschen Ordens und den beiden Weltkriegen. Außerdem löste ein Mann in dieser Region ein geschichtliches Erdbeben aus. Es handelt sich um Kopernikus. Er stellte das bis dahin gültige Weltbild, nach dem die Erde den Mittelpunkt des Alls war, auf den Kopf. Damit trug er zum Ende des Mittelalters bei.

Geschichte des Deutschen Ordens

Einige Sehenswürdigkeiten im Ermland stehen für Wendepunkte in der Existenz des Deutschenordensstaates. Das sind vor allem Heilsberg (Lidzbark Warmiński) und das Tannenberg-Schlachtfeld (Grunwałd). Für Touristen ebenfalls interessant ist das einzig existierende interaktive Museum zum Ordensstaat (Interaktywne Muzeum Państwa Krzyżackiego w Działdowie) in Soldau (Działdowo). Diese Orte sind ideal von Allenstein aus erreichbar. Reisen dorthin können Sie mit zwei Tagesausflügen bereichern: einem nach Heilsberg zur Ordensburg und einem nach Tannenberg und Soldau.

Grunwald-Denkmal (© Felouch Kotek)
Grunwald-Denkmal (© Felouch Kotek)

Auf den Schlachtfeldern der Tannenbergschlacht von 1410 in Grünfelde (Grunwałd) erlitt das Ordensheer unter dem Hochmeister Ulrich von Jungingen eine verheerende Niederlage. Sie unterlagen gegen die vereinigten polnisch-litauischen Heere unter Führung des polnischen Königs Władysław II. Jagiełło sowie des litauischen Großfürsten Vytautas. Der Hochmeister selbst zählte zu den Gefallenen. Die Tannenbergschlacht gilt als größte Schlacht des Mittelalters und markierte den Anfang vom Ende der Macht des Ordensstaates, wenn auch zunächst die Marienburg dem Orden erhalten blieb.

Wer nach Besichtigung des Schlachtfeldes mehr über den Deutschenordensstaat erfahren möchte, sollte unbedingt das interaktive Museum im nahen Soldau besuchen. Dort wird mit modernsten Möglichkeiten der Ordensstaat in all seinen Fassetten erlebbar gemacht. Auch der Alltag abseits der großen Schlachten wird dabei dargestellt. In seiner Blüte war der Staat des Deutschen Ordens das wohl erste Einwanderungsland der Geschichte. Wer sich zum christlichen Glauben bekannte, genoss den Schutz des Ordenslands. Die früher auf dem Gebiet des Ordenslandes heimischen prussischen Ureinwohner, ein Westbaltenvolk, wurde vom Orden zwangschristianisiert und assimiliert.

Im Schloss Heilsberg bietet ein zweites Museum mehr Informationen zum Deutschordensstaat. Auch zu den Folgen der Tannenbergschlacht, dem Entstehen des Preußischen Bundes der Land- und Stadtstände 1440, dem 13-jährigen Städtekrieg und der Niederlage des Deutschen Ordens, die mit dem II. Thorner Frieden von 1466 besiegelt wurde. Der Orden verlor im Verlaufe dieser Entwicklung erhebliche Territorien. Der größte Verlust aber war wohl der des Fürstbistums Ermland, das unter polnische Oberhoheit kam. Nicht nur die Urkunde des II. Thorner Friedens ist im Heilsberger Schloss ausgestellt. Ihre Reisenden erfahren auch, dass die Herauslösung aus dem Ordensstaat zu einer neuen kulturellen Blüte des Ermlands führte, denn der Sitz des Fürstbistums wurde nun zu einem Zentrum polnischer Hochkultur. Der Ordensstaat zerfiel letztlich ob der Unfähigkeit zu inneren Reformen und der wachsenden Unzufriedenheit der Stände, die den Hochmeister als landesfremden Herrn betrachteten und eigene wirtschaftliche Freiheiten einforderten.

Schloss Heilsberg (© Dawid Galus)
Schloss Heilsberg (© Dawid Galus)

Um den Deutschordensstatt, die Tannenbergschlacht, den Zweiten Thorner Frieden und seine Folgen ranken sich bis heute viele Mythen. Das macht eine Reise hierher für viele Menschen richtig interessant. Diesen Reisenden können Sie auch jenseits der Marienburg die entscheidenden Wendepunkte der Ordensgeschichte nahebringen.

Bei einem entsprechend interessierten Publikum können Sie auch eine Themenreise auf den Spuren der Kreuzritter anbieten, die der Route der gotischen Burgen und Schlösser (www.zamkigotyckie.org.pl) folgt. Sie führt von Pommern und der Marienburg ausgehend durch Ermland und Masuren.

Das Ende des Mittelalters – Auf den Spuren von Kopernikus

Der 1473 in Thorn geborene Nikolaus Kopernikus war einer der großen Astronomen. Das ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass er auch Mediziner und Kirchenrechtler war. Vor allem seine Arbeiten als Astronom trugen entscheidend zum Ende des Mittelalters bei. Er stellte das bisher geltende Weltbild auf den Kopf, denn er erkannte: Und sie dreht sich doch! Die Erde nämlich um die Sonne – und nicht umgekehrt.

Diese Erkenntnis war die Basis für ein neues Weltbild: das heliozentrische. „De revolutionibus orbium coelestium“ hieß das Werk, in dem er seine Erkenntnisse fasste. Es erschien 1543 im Todesjahr von Kopernikus. Die bei weitem größten Teil seiner revolutionären Erkenntnisse und Forschungsergebnisse erlangte Kopernikus in Allenstein (Olsztyn), Heilsberg (Lidzbark Warmiński) und Frauenburg (Frombork). Heilsberg und Frauenburg sind ebenfalls gut von Allenstein aus erreichbar. Hierzu bietet sich ein Tagesausflug entlang einer ausgeschilderter Route an.

Die beiden wichtigsten Kopernikus-Sehenswürdigkeiten in Allenstein sind das ab 1350 erbaute Ordensschloss und der Dom (Jakobikirche), der nur zweihundert Meter vom Schloss entfernt ist. Kopernikus wirkte als Verwalter der Domkapitelgüter von 1516-1519 und von 1520-1521 als Kanzler des Domkapitels in Allenstein. Im Dom war Kopernikus täglich anzutreffen, im Schloss führte er seine Untersuchungen durch. Dort ist ihm im Museum eine Dauerausstellung gewidmet. An den Wänden der Bogengänge ist bis heute die astronomische Tafel zu entdecken, die der Bestimmung der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche diente. In der Ordensburg Heilsberg war Kopernikus von 1504 – 1510 als Arzt und Sekretär seines Onkels, des ermländischen Bischofs Lukas Watzenrode tätig, und betrieb seine astronomischen Studien weiter. Das Schloss-Museum berichtet darüber.

Kopernikus (© Nol Aders)
Kopernikus (© Nol Aders)

In Frauenburg verbrachte Kopernikus von 1513 an die 30 letzten Jahre seines Lebens auf dem Kathedralhügel hoch über dem Haffufer. Dort befinden sich das sehenswerte Kopernikus-Museum, sowie das nicht minder interessante Planetarium. Im Dom ist Kopernikus zur letzten Ruhe gebettet.

Mein Tipp: Falls Sie über Thorn (Toruń) anreisen, können Sie auch dort in der Geburtsstadt des großen Astronomen bei Ihrem Stadtrundgang viele Kopernikus-Bezüge finden.

Die Feste Boyen im 1. Weltkrieg

Fast alle Ihre Masuren-Reisen werden auch nach Lötzen (Giżycko) ins Herz der masurischen Seenlandschaft führen. Dort findet sich mit der Feste Boyen ein interessanter Festungsbau der neueren Geschichte. Vor allem 1914 spielte diese Festung eine große Rolle in der Verteidigung Ostpreußens gegen die gleich im August einmarschierenden Russischen Armeen: die unter General Rennenkampf nördlich der Sperre durch die Großen Masurischen Seen anrückende Armee und die der südlich der Seen einmarschierenden Armee unter General Samsonow. Von der wichtigen Rolle im Konzept der Verteidigung Ostpreußens berichtet auch das Museum der Feste Boyen. Die Besichtigung dieses Museum ist bei einem mehrstündigen Besuch Lötzens leicht zu realisieren.

Hand aufs Herz: Wer weiß es heute noch, dass zwei Drittel Ostpreußens ein Dreivierteljahr russisch besetzt waren? Und wer weiß außerdem noch, dass die zweite Tannenbergschlacht im August 1914 zwar einen großen Einkesselungssieg brachte und Ostpreußen in der folgenden Schlacht vorläufig befreit wurde, die Zarenarmee aber nochmals einmarschierte, so dass die endgültige Befreiung erst im Februar 1915 gelang? Im Zuge des 100-jährigen Gedenkens zum Beginn des Ersten Weltkriegs wurde dieser vergessenen Ostfront des Ersten Weltkriegs gedacht. Das Tourismusamt der ermländisch-masurischen Woiwodschaft hat in diesem Zuge eine Route zu den Schauplätzen des Ersten Weltkriegs in der Region ausgearbeitet. Von dieser Route können Sie für interessierte Reisende einzelne Bausteine aussuchen, oder auch eine kleine Rundreise starten.

Sie wissen, mein Team von Brylla-Reisen und ich sind Ihnen gern behilflich, die für Ihre Reisenden optimalen Routen oder Bausteine zu finden.

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