In diesem und weiteren Beiträgen möchte ich mich einer etwas provokant formulierten Frage zuwenden: Gruppenreisen mit dem Bus – nur für Rabauken und Rentner? Oder können auch andere Zielgruppe als Jugendliche und Senioren hierfür gewonnen werden? Wenn ja: welche? Und welche Motivationen spielen dabei eine Rolle? Außerdem möchte ich einige Ideen darstellen, wie es vielleicht gelingen kann, breitere Zielgruppen für Gruppenreisen mit dem Bus zu gewinnen.
Anlass zu diesem Artikel war ein längeres Gespräch mit einem Bekannten. Wir sind bei einem Geburtstagsfrühstück ins Gespräch gekommen. Und natürlich haben wir uns auch über unseren Beruf unterhalten. Ich erzählte ihm, dass ich eine Incoming-Agentur leite und dabei auch Pauschalangebote für Busreise zusammenstelle und verkaufe. Er verzog das Gesicht und erzählte mir, dass er sich nicht vorstellen könne mit dem Bus zu verreisen. „Das ist eher etwas für meine Großeltern. Die sind schon mit dem Bus zum Nordkap und nach Frankreich gefahren. Aber so alt bin ich noch nicht.“
Dann kam er ins Nachdenken. „Doch. Ich bin auch schon mit dem Bus verreist. Ich erinnere mich an eine Reise zu einem Musikfestival mit einem Chor. Die wird mir dauerhaft in Erinnerung bleiben. Um 6 Uhr morgen sind wir losgefahren, um 10 Uhr haben einige Reisende an der Raststelle ihr erstes Bier getrunken. Aber am Ende war es aber eine wirklich tolle Reise in einer bunt zusammengewürfelten Gruppe.“ Außerdem war er mit dem Bus bereits auf einer Klassenfahrt in Irland (inkl. Fährfahrten) und auf diversen Fahrten in europäische Städte (u.a. Prag, Bremen) gewesen. Mein Bekannter war selber überrascht, dass er schon so viel mit dem Bus verreist war.
Ich habe mich in den folgenden Wochen etwas intensiver mit der Frage befasst, welche Zielgruppen Busreisen haben welche Motivation es gibt, mit dem Bus eine Pauschalreise zu unternehmen. Mein Ziel war es zu erfahren, was den Erfolg von Busreisen aktuell ausmacht und ob sich daraus Ansätze ableiten lassen, neue Zielgruppen zu erschließen.
Ich habe dazu auf eigene Ideen und öffentlich einsehbare Marktforschungsdaten zurückgegriffen. Insgesamt war mein Leitbild nicht wissenschaftlich möglichst korrekt vorzugehen, sondern praxisgerechte Ergebnisse zu erzielen. Meine persönlichen Erkenntnisse , welche besonderen Motivation es für Busreisen gibt und wie dieses Wissen dazu genutzt werden könnte, neue Zielgruppen anzusprechen möchte ich hier mit Ihnen teilen.
Meine Kernerkenntnis lautet: Pauschalurlauber, die mit dem Bus reisen, wollen vereinfacht gesprochen
– Leute kennenlernen
– viel Neues erleben und/oder Kultur und Bildung tanken
– Fahr- /Organisationsstress vermeiden und sich aufs Wesentliche des Urlaubs konzentrieren
– umweltfreundlich und dennoch komfortabel reisen und/oder Geld sparen.
So abstrakt formuliert, klingt das als sei Busreisen für fast jeden interessant. Woher rührt dann aber die verbreitete Einschätzung, dass Busreisen eher für Jugendliche und Rentner als für Menschen der mittleren Altersgruppe interessant ist? Vielleicht ist der Grund, dass Menschen der mittleren Altersklasse am ehesten in der Familie verreisen wollen? Vielleicht fühlen sich Menschen hauptsächlich unter Menschen ihres Alters wohl und wollen neue Leute ihres Alters kennenlernen? Vielleicht sprechen aber auch die auf der Reise gebotenen Programme und Hotels eher ganz junge und ältere Menschen an?
Ich bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass es eine Mischung aus all diesen Gründen sein muss. Ich meine, dass unter geeigneten Voraussetzungen (ansprechendes Programm, ansprechende Reisegruppe, geeignete Kommunikation,…) Menschen mittleren Alters für Busreisen gewonnen werden können – auch wenn es sich um eine bunt zusammengewürfelte Reisetruppe handelt, wie im Falle der Chorreise meines Bekannten. Welche Ideen ich dazu habe, stelle ich Ihnen in meinen folgenden Artikeln vor.