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Kalvarienberg Zebrzydowska (© Scotch Mist)
Kalvarienberg Zebrzydowska (© Scotch Mist)

Polen als Pilgerland

Mein Artikel heute gilt Polen als Pilgerland. Dieses Thema ist aus zwei Gründen auch touristisch interessant: Zum einen gilt Polen als das katholischste Land Europas, hier gibt es Hunderte Wallfahrtsorte und zahlreiche Pilgerwege. In Polen wird viel gepilgert, rund fünf bis sieben Millionen Gläubige gehen Jahr für Jahr auf Pilgerfahrt. Das heißt, die entsprechende Infrastruktur ist gut ausgebaut. Zum anderen ist auch im übrigen Europa Pilgern gar nicht so selten. Denn der Trend zum Pilgern hat nicht erst mit Hape Kerkelings Erlebnisbericht begonnen. Schon vorher haben immer mehr Menschen Selbstfindung und spirituelles Erleben auf den Pilgerwegen Europas gesucht.

Aus meiner Sicht bietet die Kombination des Trends zum Pilgern mit der zugehörigen Infrastruktur in Polen eine große Chance. Angebote für Pilgerreisen nach Polen könnten den Nerv Ihrer alten oder neuen Kunden treffen. Als neue Kunden könnten Sie z.B. Kirchengemeinden gewinnen, die ihren Mitgliedern Pilgerangebote machen wollen.

Mögliche Angebote könnten darin bestehen, einige Teilstücke der Reise durch Fußwege zu ergänzen. Ich zeige Ihnen folgend einige interessante Pilgerziele und Pilgerwege. Selbstverständlich stehen mein Team und ich Ihnen bei der Gestaltung von individuellen Reisen gerne zur Seite. Sprechen Sie uns an!

Tschenstochau – Polens Katholizismus intensiv

Pilger am Jasna Gora (Public Domain)
Pilger am Jasna Gora (Public Domain)

Polens bekanntester Wallfahrtsort ist ohne Zweifel der „Helle Berg“ Jasna Góra im schlesischen Tschenstochau (Czȩstochowa). Das geistige und spirituelle Zentrum Polens wird von rund vier Millionen Gläubigen jährlich besucht. Doch Jasna Góra ist mehr als nur ein Ort des Glaubens, sondern auch ein Ort nationalen Gedenkens und identitätsstiftend für die polnische Nation. Verehrt wird das von den Pauliner-Mönchen behütete Bild der dunkelhäutigen Muttergottes, der „Schwarzen Madonna“. Bereits im 15. Jahrhundert wurde das Gnadenbild als Königin Polens von den Gläubigen verehrt. Seit dem 17. Jahrhundert trägt es den Titel „Regina Poloniae“ (Königin Polens). Vor allem in der langen Zeit staatlicher Nichtexistenz Polens im 19. Jahrhundert wurde Jasna Góra zum Bewahrer nationaler Identität und der geistigen Hauptstadt Polens.

Eine Möglichkeit, die letzte Etappe nach Tschenstochau zu Fuß zu gehen, gibt es beispielsweise auf dem Marienpilgerweg, der bis nach Mariazell in Österreich führt.

St. Annaberg – Der Wallfahrtsort der Schlesier

St. Anna Berg (© Beemwej)
St. Anna Berg (© Beemwej)

Der 406 Meter hoch aus einer ebenen Landschaft aufragende Annaberg mit Kloster St. Annaberg gehört zur gleichnamigen Ortschaft Sankt Annaberg (Góra Świętej Anny) und liegt rund 25 Kilometer südöstlich von Oppeln (Opole). Dort befindet sich der wichtigste und bekannteste Wallfahrtsort Oberschlesiens. Der weithin sichtbare seltsame Berg ist vulkanischen Ursprung. Schon früh wurde der einst Chelmberg genannte Berg für kultische Zwecke genutzt. Dort entstand in der Zeit von 1480 bis 1485 eine Kirche mit einer 66 Zentimeter hohen Holzstatue der heiligen Anna Selbdritt, die bald als wundertätig galt. Der damalige Besitzer des Chelmbergs, Melchior Ferdinand von Gaschin, rief 1655 Franziskaner-Mönche und beauftragte sie, auf dem Berg ein Kloster und später auch einen Kalvarienberg zu errichteten, dazu wurde die Kirche ausgebaut. Zum Ensemble gehören, neben der Kirche und dem an drei Seiten von Kreuzgängen eingefassten Paradiesplatz, der Kreuzweg und die nach dem französischen Vorbild gestaltete und nach ihr benannten Lourdesgrotte. Der Kalvarienweg mit den Kapellen wurde nach dem Vorbild von Kalwaria Zebrzydowska im 18. Jahrhundert erbaut.

Berühmteste Pilger waren Papst Johannes Paul II. 1979 und 2002 sowie Papst Benedikt XVI. 2006. Doch nicht nur als Pilgerort ist der St. Annaberg von Bedeutung, sondern auch für die deutsch-polnische Geschichte. So dürfte ein Besuch des Museums am Südhang des Berges für Ihre Busreisenden von Interesse sein. Dort wird des schlesischen Aufstands von 1921 gedacht. Bei der Volksabstimmung nach dem Versailler Vertrag hatten fast 60 Prozent der Abstimmenden sich gegen eine Zugehörigkeit zu Polen und für einen Verbleib bei Deutschlands entschieden. In den folgenden Auseinandersetzungen besetzten polnische Freischärler den strategisch wichtigen Annaberg, der später von deutschen Freikorps zurückerobert wurde.

Der 15 Kilometer lange traditionelle Pilgerweg von Ottmütz (Otmice) zum St.Annaberg, der in früheren Zeiten barfuß absolviert wurde, eignet sich auch für Busreisende, die gern zu Fuß am Wallfahrtsort ankommen.

Kalwaria Zebrzydowska – Polens Kalvarienberg

Rund 40 Kilometer südwestlich von Krakau gelegen ist Polens wohl bekanntester, größter und schönster Kalvarienberg gelegen. Kalwaria Zebrzydowska steht seit 1999 auf der Liste des UNESCO-Welterbes. Auch an diesem Wallfahrtsort geht es um ein Marienbildnis, das als wundertätig gilt. Benannt sind das nach Plänen der Architekten Giovanni Maria Bernardoni und Paul Baudarth von 1604 bis 1609 erbaute Bernhardiner-Kloster und der Kalvarienberg nach der Stifterfamilie Zebrzydowski. Hier, im „Polnisches Jerusalem“ genannten Wallfahrtsort, liegt der gut sechs Kilometer lange Kalvarienweg – der eigentliche Pilgerweg.

Kapelle auf dem Kalvarienberg Zebrzydowska (© LudwigSchneider)
Kapelle auf dem Kalvarienberg Zebrzydowska (© LudwigSchneider)

Mikołaj Zebrzydowski ließ den Kalvarienberg nach dem Jerusalemer Vorbild mit den Stationen der Leiden Christi nachbauen. Heute hat der Kalvarienberg über 40 Kapellen, deren Namen an Orte des Neuen Testaments erinnern. Große Ereignisse sind die Marienmysterien und Osterfeiern. Allein in der Karwoche zählt der Kalvarienberg zu den Passionsspielen jährlich etwa 100.000 Pilger, jährlich sind es 1,5 Millionen.

Dietrichswalde – Polens Marienerscheinung

Dietrichswalde ist ein noch junger Wallfahrtsort mit einem schönen Kalvarienberg in traumhafter Landschaft. Schon lange war das vermutlich 1586 entstandene Marienbildnis für seine Wunder bekannt. Vor genau 140 Jahren, zwischen dem 27. Juni und dem 16. September 1877 offenbarte sich die Gottesmutter Maria den beiden Mädchen Justina Schaffrinski (Szafrynski) und Barbara Samulowski in polnischer Sprache in einem Ahornbaum. Das sprach sich schnell herum im frommen Ermland und bereits in den Jahren 1878 bis 1884 wurde dem zunehmenden Pilgerverkehr durch den neogotischen Ausbau der Kirche Rechnung getragen. Im Jahre 1970 erhob Papst Paul VI die Kirche zur Basilica minor.
Im September 1977 wurde die Marienerscheinungen in Dietrichswalde im Namen des Heiligen Vaters Paul VI. vor über 200.000 Pilgern als glaubwürdig übernatürlich (Constat de supernaturalitate) anerkannt. Ob der heiltätigen Quelle, die sich dort befindet, wo einst der Ahornbaum stand, gilt Dietrichswalde auch als das „polnische Lourdes“. Es wird von rund einer Million Pilgern jährlich aufgesucht. Ein Pilgerheim mit Mittagstisch, einige Kioske, ein Bildungszentrum und ein großer Busparkplatz mit Toiletten sorgen für die nötige Infrastruktur.

Dietrichswalde (© Romek)
Dietrichswalde (© Romek)

Als Pilgerweg schlagen wir den etwa 18 Kilometer langen alten Wallfahrerweg von der Jakobikirche in Allenstein (Olsztyn), dem ermländischen Dom nach Dietrichswalde (Gietrzwałd) zum Mariensanktuarium vor. Er führt teilweise durch herrliche Natur. Damit sind Ihre pilgernden Busreisenden auf einem Teil des polnischen Jakobswegs unterwegs, erkennbar an den Tafeln mit der gelben Jakobsmuschel auf blauem Grund.

Auf Pilgerwegen in Polen unterwegs

In Polen gibt es zahlreiche Pilgerwege. Das ist auch für Busreisen zunehmend interessant, da die Infrastruktur immer besser wird. Für Sie als Busreiseunternehmer gibt es mehrere Möglichkeiten solche Pilgerabschnitte in die Reisepläne zu integrieren. Denkbar sind eintägige Abschnitte eines Pilgerwegs, die zu einem Wallfahrtsort führen. Genauso möglich ist es Ihren Busreisenden mehrtägige Abschnitte beispielsweise zwischen zwei Wallfahrtsorten einzubauen. Auch reine Pilgerreisen, zum Beispiel auf einem der Stränge des polnischen Jakobswegs können organisiert werden, bei dem das Pilgergepäck von einem Übernachtungsort zum anderen transportiert ist. Die interessantesten polnischen Pilgerwege sind aus meiner Sicht folgende:

Die Via Regia

Von Krakau und von St. Annaberg in Oberschlesien führt der Weg entlang der historischen Via Regia über Oppeln bis Brzeg (Brieg). Weiter geht es durch ganz Niederschlesien über Breslau (Wrocław) und Liegnitz (Legnica) nach Görlitz. Dort besteht Verbindung zum ökumenischen Pilgerweg.

Teile des polnischen Jakobswegs

Der pommersche Jakobsweg ist von Elbing (Elbląg) über Danzig (Gdańsk) auf 720 Kilometern Länge an der Küste entlang bis zur Grenze bei Swinemünde (Świnoujśće) lückenlos erschlossen. An der deutsch-polnischen Grenze mündet der pommersche Jakobsweg in den Wanderweg Via Baltica.

Der Camino Polaco (Droga Polska) führt von der litauischen Grenze bei Ogrodniki durch Ermland und Masuren über Allenstein (Olsztyn) nach Thorn (Toruń) und Gneisen (Gnieżno), wo er an den großpolnischen Jakobsweg angebunden ist.

Der Jakobsweg durchs Lebuser Land ist die natürliche Verlängerung des Camino Polaco und führt bis nach Frankfurt/Oder.

Der niederschlesische Jakobsweg führt von Posen (Poznań) über Görlitz bis nach Prag, in Görlitz besteht eine Verbindung zum Ökumenischen Pilgerweg.

Wir unterstützen Sie gerne dabei, Pilgertouren in Ihr Reiseprogramm zu integrieren. Nehmen Sie einfach mit den Spezialisten vom brylla reisen-Team Kontakt auf.

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