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Vorsicht – Spannung garantiert: Die mystischsten Orte in Polen [2]

Rapa. Foto: Beata GidaMein Artikel über die mystischsten Orte in Polen mit der Schädelkapelle hat Ihnen gefallen? Dann will ich Ihnen in der zweiten Folge vier weitere Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten zeigen, die garantiert spannend für Ihre Reisenden sind. Alle vier sind geheimnisvoll, wirken mystisch  oder haben einen ausgesprochenen Gruselfaktor. Sie sind einen Abstecher wert und bringen das kleine Extra in Ihr Reiseangebot.

Die Walimer Stollen – Das schlesische Geheimnis unter der Erde

Walim Tunnelanlage
Unterirdische Ansichten in Walim

Walim, das frühere Wüstewaltersdorf, liegt im nordwestlichen Teil des niederschlesischen Eulengebirges im Kreis Wałbrzych (Waldenburg). Dort wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs eine gigantische Schutzanlage für die militärische Führung, die SS-Führung und die Regierung im Raum Schlesien geplant, die „Projekt Riese“ genannt wurde. Nach heutigem Kenntnisstand war dort im Eulengebirge aller Wahrscheinlichkeit auch ein weiteres Führerhauptquartier geplant, in Kombination mit dem requirierten Schloss Fürstenstein (Książ). Doch begann der Bau erst 1943, nachdem Rüstungsminister Albert Speer die Leitung übernommen hatte, die Bauleitung übernahm 1944 die Organisation Todt. Ein gigantisches Stollensystem wurde von rund 20.000 Häftlingen aus dem „Außenlager Riese“ des Konzentrationslagers Groß-Rosen gebaut. Mindestens 5.000 von ihnen wurden ermordet. Das alles geschah unter strengster Geheimhaltung – bis heute kennt man den wahren Umfang der Anlage nicht. Vierzehn dieser Stollen sind touristisch erschlossen und zugänglich, sie gehören zum Museum der Stollen von Walim.

Im mystischen Dunkel bleibt der letztendliche Zweck des unterirdischen Baus. Bis heute gehen die Spekulationen von der Schaffung bombensicherer Produktionsstätten bis zum Führerhauptquartier. Restlos geheimnisvoll wird es, wenn man berücksichtigt, dass es bis heute zu wenig bekannte Tunnel gibt für die Menge des nach Aktenlage damals verbauten Betons. Es könnte hier unentdeckt also noch viel mehr Tunnelsysteme geben. Unheimlich wirkt die Anlage darüber hinaus, wenn man erfährt, dass beim Bau Tausendende KZ-Häftlinge starben. Meiner Meinung nach gibt es nur wenige Bauten aus der Nazizeit, die den ganzen Irrsinn dieses Systems so deutlich werden lassen wie die Stollen von Walim.

Mein Tipp: Zeigen Sie Ihren Reisenden dieses Stück spannender Zeitgeschichte.

Muzeum Sztolni Walimskich
ul. 3 Maja 26
58-320 Walim
www.sztolnie.pl

Die Pyramide Rapa – Ein Stück Ägypten in Masuren

Pyramide von Rapa
Die Pyramide von Rapa

Ein geheimnisvoller Ort mit magischer Energie im Kraftfeld der Schnittpunkte der wichtigsten energetischen Linien der Erde ist die Pyramide in Rapa bei Banie Mazurskie (Benkheim), kurz vor der Grenze zur russischen Kaliningrader Oblast. Wie kommt eine Pyramide mit mumifizierten Bestatteten aber ausgerechnet in die masurische Weltabgeschiedenheit? Das fragte ich mich, und ging auf Entdeckungsreise.

Erbaut wurde die knapp 16 Meter hohe Pyramide vom dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen als Mausoleum für die Gutsbesitzerfamilie von Fahrenheid. Schon um das Baujahr und den Auftraggeber ranken sich Legenden. Eine Quelle nennt Friedrich Heinrich Johann von Fahrenheid als Bauherrn, der das Mausoleum anlässlich des Todes seiner dreijährigen Tochter Ninette 1811 errichten ließ. Andere Quellen sehen das Jahr 1795 als Baubeginn und als Auftraggeber seinen Vater Friedrich Wilhelm Johann von Fahrenheid. Eines ist unstrittig: Als erstes Familienmitglied wurde dort die dreijährige Enkelin beziehungsweise Tochter Ninette beigesetzt. Vom einstigen Schloss der von Fahrenheids ist nichts übrig, die Rote Armee sprengte es 1945, die wertvollen Kunstsammlungen wurden requiriert.

Die Pyramide ist tatsächlich nach ägyptischen Vorlagen erbaut, mit quadratischem Grundriss und gleichlangen Seiten. Der Neigungswinkel innen beträgt wie bei ägyptischen Vorbildern gut 51 Grad. Die Fahrenheits waren mit der Pferdezucht zu Geld gekommen, mit dem sich ihre künstlerischen Interessen verwirklichen ließen. Heinrich Johann von Fahrenheid war umfassend gebildet und bei seinen Reisen in Frankreich mit der Ägyptologie in Berührung gekommen, die ihn magisch anzog. So kam es wohl zu diesem außergewöhnlichen Mausoleum am Ende eines einstmals von Skulpturen gesäumten Damms durch ein Sumpfgebiet.

Übernatürliches wurden Pyramide und Damm schon immer nachgesagt. Geheimnisvoll ist die Lage dieses Damms. Er verläuft nämlich genau an einer wichtigen energetischen Linie. Die Pyramide selbst liegt exakt im Kraftfeld einer Ley-Linie, die vom Wikingerzentrum Birka in Schweden über Rapa bis zu den Pyramiden von Gizeh führt. Geradezu unheimlich aber sind die mumifizierten Bestatteten in der Pyramide, denn in diesem Sumpfgebiet ist es für die Mumifizierung viel zu feucht. So wird auch diese Mumifikation den geheimnisvollen energetischen Linien und Kraftfeldern zugeschrieben.

Mich hat das fasziniert und ich meine, dass dieser magische Ort mit den vielen Geheimnissen ein ganz spannendes Ziel für Ihre Reisenden sein dürfte. Die Pyramide ist frei zugänglich.

Die Burg Reszel und die letzte Hexenverbrennung Europas

Reszel - Rößel. Foto: Marek Wojciechowski
Burg Rößel. Foto: Marek Wojciechowski

Reszel, das einstige Rößel, ist ein beschauliches Städtchen im äußersten Nordosten des Ermlands und nicht in Masuren, wie oft zu lesen ist. Die  unweit der großen masurischen Seen landschaftlich schön gelegene Stadt ist zu Füßen der 1350 erbauten gotischen Backsteinburg gelegen, die ein typischer Backsteinbau des Deutschen Ordens ist. Doch birgt die sehenswerte Burg, die einstmals Sitz der ermländischen Bischöfe war, in ihren Mauern ein düsteres Geheimnis.

Am 27. Mai 1806 brach ein verheerendes Feuer in der Stadt aus, das noch den ganzen nächsten Tag wütete und Rößel weitgehend zerstörte. Der Neuaufbau dauerte ein ganzes Jahrzehnt. Auch die Burg war fast gänzlich niedergebrannt. Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. übereignete 1822 die Burgreste der evangelischen Gemeinde, die den Südflügel nach Schinkelplänen zur Kirche mit Wohnhäusern für Pfarrer und Kirchenmusiker umgestaltete.

Der Verdacht der Brandstiftung wurde damals schnell laut in Rößel. Im Visier hatte der Volkszorn von Anfang an Barbara Zdunk, eine Landstreicherin und Mutter von vier unehelichen Kindern, die möglicherweise geistig behindert war und sich immer wieder selbst magischer Kräfte gerühmt hatte. Sie habe das Feuer allein durch Zauberei und Hexerei verursacht hieß es bald. Dies aber war im damaligen Preußen längst keine Straftat mehr. So wurde sie vermutlich eher der Brandstiftung angeklagt und 1808 zum Tode verurteilt, obwohl es keine juristisch verwertbaren Beweise gab. Das Urteil wurde drei Jahre später in letzter Instanz vom Provinzialgericht in Königsberg bestätigt. Nur etwas änderte das Königsberger Gericht: Barbara Zdunk sollte zwar auf dem Scheiterhaufen brennen, doch sollte sie zuvor vom Henker erwürgt werden. König Friedrich Wilhelm II. selbst bestätigte das Urteil. Am 21. August 1811 wurde Barbara Zdunk auf dem Galgenberg unter großer Anteilnahme der Bevölkerung hingerichtet. Sie war die europaweit letzte wegen „Hexerei“ auf dem Scheiterhaufen hingerichtete Frau. Im Keller der Burg Reszel war die Verurteilte bis zur Hinrichtung inhaftiert. Heute ist der Kerker eine Touristenattraktion mit Gruselfaktor.

Deshalb empfehle ich Ihnen die Burg Reszel in Ihr Masurenprogramm aufzunehmen. Dort gibt es außerdem ein Hotel mit Restaurant und im Museum die Galerie Moderner Kunst.

Diese spannende Geschichte zog mich an, vor allem weil auch sie ein Stück Geschichte widerspiegelt. Immer wieder schossen Spekulationen ins Kraut warum die – wie man heute weiß – mit hoher Wahrscheinlichkeit unschuldige Barbara Zdunk zum Sündenbock wurde. War es ihre polnische Nationalität? Das Ermland war ja bis zur ersten Teilung Polens 1772 polnisch gewesen. Mitten in der Napoleonischen Zeit könnten polnische Soldaten seines Heers die Brandstifter gewesen sein spekulieren einige Historiker, andere sehen in dem Urteil eine Art Kapitulation vor dem Volkszorn und den antipolnischen Ressentiments.

Zamek Reszel
ul. Podzamcze 3
11-440 Reszel
www.zamek-reszel.com

Schloss Koppitz und das schlesische Aschenputtel

Schloss Kopice. Foto: Marek Wojciechowski
Schloss Kopice. Foto: Marek Wojciechowski

Im Laufe der Jahre habe ich die Erfahrung gemacht, dass kaum etwas auf Reisende so geheimnisvoll und anziehend wirkt, wie eine Ruine, um die sich Geschichten ranken. Das gilt auch für die verwunschene Ruine des schlesischen Schlosses in Kopice (Koppitz) bei Grodków (Grottkau). Ein Besuch verspricht Schlossromantik mit leichten Schauern. Das 1958 durch einen Brand zur Ruine gewordene Schloss stammt in seinen Grundfesten aus dem Mittelalter. Der Besitzer Hans Ulrich von Schaffgotsch hatte viel Geld als Montanindustrieller gemacht. Er ließ das Schloss mit seiner Frau Johanna Gryzik von Schomberg-Godulla im 19. Jahrhundert im Tudor-Stil zu einem wahren Märchenschloss ausbauen.

Schloss Kopice. Foto: Marek Wojciechowski
Schloss Kopice. Foto: Marek Wojciechowski

Märchenhaft war auch die Geschichte der langjährigen Schlossherrin. Diese Geschichte hatte sogar einen Titel: „Das schlesische Aschenputtel“. Die spätere Schlossherrin wurde als Johanna Gryzik geboren. Als kleines Mädchen wurde sie von Karl Godulla adoptiert, einem kinderlosen Montanindustriellen, der als „König von Zink und Kohle“ bekannt war. Nach seinem Tod im Jahr 1848 erbte sie sein sagenhaftes Vermögen. Doch Karl Godula war reich, aber nicht adlig. Als Johanna Gryzik sechzehnjährig Hans Ulrich von Schaffgotsch heiratete, hatte ihr gesetzlicher Vertreter und Testamentsverwalter ihres Adoptivvaters für einen standesgemäßen Namen gesorgt, aus Gryzik war Gryzik von Schomberg-Godulla geworden. Aschenputtel war aber nicht nur fast zur Prinzessin geworden und lebte fortan in Wohlstand, sie hatte auch ein glückliches Händchen in Vermögensdingen. Sie vermehrte ihr ererbtes Vermögen um das Siebenfache und tat – wie im Märchen – viel Gutes in der Region. Das Schloss blieb bis 1945 im Familienbesitz.

Eine mystische Stimmung zwischen Vergänglichkeit, Romantik und Märchen liegt über der Schlossruine und lässt ihre Reisenden einen Ort kennenlernen, an dem ein Märchen wahr geworden ist. Was meinen Sie, träumen wir nicht alle davon? Dann wäre das doch auch ein Tipp für Ihre Reiseprogramme!

Außergewöhnliche Reiseprogramme mit außergewöhnlichen Orten

Wenn eine dieser Sehenswürdigkeiten in etwa auf der Route einer von Ihnen angebotenen Reise liegt, empfehle ich Ihnen eine Stippvisite dorthin einzubauen, die nicht bei allen Reiseanbietern im Programm steht. Meiner Meinung nach ist es wichtig, die Auswahl möglichst genau auf Ihre Zielgruppen auszurichten. So ist Walim vor allem etwas für Erwachsene und Jugendliche mit Interesse an der Zeitgeschichte. Die Burg Rößel (Reszel) ist auch etwas für Familien. Da ist einerseits der Gruselfaktor mit der letzten Hexenverfolgung Europas und andererseits die romantische Welt der Ritter, die auch bei Kindern gut ankommt. Die Pyramide von Rapa ist genau richtig für Menschen, die Außergewöhnliches schätzen und über dieses Stück Ägypten mitsamt Mumien in der masurischen Abgeschiedenheit staunen. Und genau das ist es, was Ihren Reiserouten dann die besondere Note gibt und sie von der Masse abhebt: Das Staunen Ihrer Reisenden.

Wir beraten Sie gern zur optimalen Reiseroute für Ihre Reisegruppe.

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  1. Hallo, ich würde gerne mehr über das Schloss Kopice erfahren.Ich stelle gerade Nachforschungen zu meinen Urahnen an.
    Meines Wissens müsste dieses Jahr im September dort ein Tag des offenen Denkmals stattfinden. Können Sie mir den genauen Tag mitteilen?

    Mit freundlichen Grüßen
    Kirsten Friedrich-Koppitz

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