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Zu sehen ist das Lagertor des KZ Auschwitz, Bild: Stanislaw Mucha
Auschwitz, Lagertor des KZ Auschwitz, Bild: Stanislaw Mucha

Ein Besuch im KZ Auschwitz-Birkenau [2023] – Können Leben und Morden so nah beieinander liegen?

Die Region Kleinpolen (Małopolska) mit ihrer prächtigen, altehrwürdigen Hauptstadt Krakau birgt viel Schönes und Sehenswertes. Doch die Vergangenheit hat hier noch ganz andere Spuren hinterlassen. Der Zweite Weltkrieg zeigte ausgerechnet in dieser Gegend – zweifelsohne einer der schönsten in Polen – sein allerschlimmstes Antlitz.

Lebensbejahend und feierlich präsentiert sich Krakau. Schrecklich und bedrückend dagegen das ehemalige nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Es sind zwei Welten, die gerade mal eine Autofahrtstunde trennt. Krakau lehrt uns die schöne Seite des menschlichen Daseins, Auschwitz hingegen dessen Abgründe.

Eine überaus wichtige Lektion, vor allem in Zeiten, in denen wieder Krieg in Europa herrscht. Sie können diese Lehre ihren Reisegruppen zuteilwerden lassen. Im vorliegenden Beitrag liefere ich Ihnen alle nötigen Informationen hierzu.

Historischer Abriss

Zunächst ein kleiner geschichtlicher Exkurs, um den Besuch in Auschwitz einordnen zu können. Es heißt schließlich, wer die Geschichte nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten. Tauchen wir also in die Vergangenheit ein, um uns besser auf den Besuch vorzubereiten.

Der ursprünglich als Arbeitslager für die politischen Gefangene aus Polen gedachte Lagerkomplex wurde im Jahre 1940 in den Vororten der südpolnischen Stadt Oświęcim gegründet. Nachdem diese dem Dritten Reich angegliedert wurde, wurde sie in Auschwitz umbenannt und wirkte für das kurz darauf gegründete Konzentrationslager namensgebend.

Anfangs sollte Auschwitz ein weiteres KZ werden und sich kaum von jenen unterscheiden, die seit den 1930er Jahren von den Nazis überall im Dritten Reich errichtet wurden. Es diente der Entlastung örtlicher Gefängnisse, die durch die Massenverhaftungen von Polen ihre Aufnahmekapazitäten deutlich überschritten. Auschwitz diente fortan bis zu seiner Auflösung als Arbeitslager.

Die lokale Bevölkerung, hauptsächlich aus Polen und Juden bestehend, wurde enteignet und vertrieben. Rund eintausend Häuser wurden abgerissen, um genügend Platz für das Unmenschliche, rund 40 Quadratkilometer umfassende Vorhaben zu schaffen.

Andere Gebäude wurden von der Verwaltung des Lagers in Beschlag genommen und als Domizil genutzt. Der Kommandant des Lagers siedelte beispielsweise mit seiner Familie hierhin. Seine Kinder wuchsen demnach gleich neben dem Stacheldraht auf. Eine wahrlich makaber anmutende Vorstellung, die wohl als Inspiration für das allseits gelobte und vielfach prämierte Buch von John Boyne „Der Junge im gestreiften Pyjama“ diente.

Die vorgefundenen Industrieanlagen wurden ebenfalls in das diabolische Vorhaben eingespannt. Einige wurden sogar erweitert, um der deutschen Kriegswirtschaft zu dienen. Die Arbeitskraft wurde von den Gefangenen bereitgestellt.

Die ersten Transporte mit polnischen Häftlingen trafen im Juni 1940 ein. Von den 20.000 Menschen, die sie brachten, überlebte nur die Hälfte die ersten zwei Jahre.

1942 wurde die Funktion des Lagers erweitert. Im Dorf Birkenau, drei Kilometer von Auschwitz entfernt, wurde ein Vernichtungslager etabliert, welches die bisherigen Todeszahlen gering erscheinen und die Schrecken des Krieges neu definieren sollte. Es stand für den industriell betriebenen Massenmord, der wiederum in Verbindung mit der sogenannten „Endlösung der Judenfrage“ stand. Hier fanden folglich hauptsächlich die Juden aus ganz Europa den Tod.

In den darauffolgenden Jahren wurden über 40 weitere Lager gegründet, welche mit dem Hauptlager in Auschwitz in Verbindung standen. Dort mussten die Häftlinge für diverse deutsche Industriebetriebe Zwangsarbeit leisten. 1945 fand der Horror schließlich ein Ende. Das Lager wurde am 27.01. von der heranrückenden Roten Armee befreitet.

Online-Unterricht als vertiefte Vorbereitung

Angesichts der Schwere und der Gewicht des Ortes empfiehlt es sich gegebenenfalls eine weitere Vorbereitung vorzunehmen. Als zugänglich und empfehlenswert erweist sich in diesem Zusammenhang das polnisch- und englischsprachige E-Learning-Angebot des Museums, welches unterschiedliche Aspekte rund um das Thema Auschwitz behandelt. Das Angebot enthält eine historische Einführung, zeigt Auszüge aus Berichten ehemaliger Häftlinge, präsentiert Fotografien und Archivdokumente sowie Karten und Beispiele für Lagerkunst. Zudem hält es einige Unterrichtsübungen parat. Folgende Themen werden unter anderem behandelt:

Polnische Anwohner angesichts des Lagers

Das Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz war völlig isoliert und von der Außenwelt komplett abgeschnitten. Stacheldraht, Wachtürme und andere Maßnahmen machten die Kommunikation zwischen den Häftlingen und den Stadtbewohnern so gut wie unmöglich. Dies heißt aber nicht, dass die Existenz dieses Ortes des Schreckens verborgen blieb und keine Auswirkungen auf das Umland hatte.

In 12 Abschnitten wird in dieser Unterrichtseinheit auf die Reaktionen der Einwohner der besetzten Stadt auf die Präsenz des Lagers eingegangen. Ferner wird die Zwangsumsiedlung der Polinnen und Polen geschildert, die im Zusammenhang mit der Erweiterung des Lagers Auschwitz vorgenommen wurde.

Befreiung

Auch im Falle dieser Unterrichtseinheit handelt es sich um insgesamt 12 edukative Abschnitte. Diese setzten sich explizit mit der stufenweisen durchgeführten Auflösung des Lagers durch die Nazis auseinander, welche Ende 1944 begann und am 27.01. mit der Befreiung der ca. 7.500 verbliebenen Häftlingen durch die Rote Armee ein Ende fand. Sie geht des Weiteren auf die medizinische Versorgung der befreiten Häftlinge ein und wird von Archivfotos, Dokumenten, Berichten von Zeitzeugen sowie Filmausschnitten untermauert.

Konservierung

Diese Unterrichtseinheit behandelt die aufwändigen Maßnahmen und Bemühungen, welche notwendig sind, um die Gedenkstätte als Mahn- und Erinnerungsort für die künftigen Generationen zu erhalten. Dabei werden Techniken und Methoden erläutert, die von den Konservatoren des Museums entwickelt und angewendet werden.

Ergänzende Vorbereitung

Als weitere Vorbereitungsmaßnahmen, die die Einzigartigkeit der Gedenkstätte unterstreichen, sind eine virtuelle Tour durch das Lager zu empfehlen. Daneben lege ich Ihnen ein Multibook nahe, welche ebenfalls von dem in Auschwitz ansässigen Museum bereitgestellt werden.

Organisatorisches

Nach der inhaltlichen Vorbereitung möchte ich Ihnen im Folgenden eine Handvoll praktischer Informationen liefern, die einen Besuch in der Gedenkstätte erleichtern.

Lage, Anfahrt und Parken

Die Stadt Auschwitz liegt im Süden Polens, zwischen dem Oberschlesischen Industriegebiet und dem Ballungsraum Krakau. Dementsprechend ist sie bestens an das Verkehrsnetz angeschlossen und man kann sie problemlos sowohl mit dem Bus als auch mit anderen Verkehrsmitteln erreichen. Eine Busreise vom Grenzübergang Görlitz bis hierhin dauert für gewöhnlich etwas mehr als vier Stunden. Vor der Gedenkstätte befinden sich genügend kostenpflichtige Busparkplätze.

Vor Ort

Die Gedenkstätte kann das ganze Jahr über mit Ausnahme vom 1. Januar, 25. Dezember und dem Ostersonntag aufgesucht werden. Die Besichtigungszeiten richten sich nach den Monaten, in denen Sie einen Besuch planen. Die genauen Öffnungszeiten gestalten sich wie folgt:

  • Januar – 7:30 – 15:00 Uhr
  • Februar – 7:30 – 16:00 Uhr
  • März – 7:30 – 17:00 Uhr
  • April, Mai – 7:30 – 18:00 Uhr
  • Juni, Juli, August – 7:30 – 19:00 Uhr
  • September – 7:30 – 18:00 Uhr
  • Oktober – 7:30 – 17:00 Uhr
  • November – 7:30 – 15:00 Uhr
  • Dezember – 7:30 – 14:00 Uhr

Bitte beachten Sie, dass Ihre Reisegruppe die Gedenkstätte spätestens eineinhalb Stunden nach dem letzten Einlass verlassen muss. Im Februar beispielsweise hieße das, dass Sie das Museumsgelände um 17.30 Uhr, im Juni hingegen um 20.30 Uhr verlassen müssen.

Eintritt und Besuchsdauer

Der Eintritt auf das Gelände der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau ist frei. Sie werden trotzdem Eintrittskarten für Ihre Reisegäste benötigen. Diese sollten Sie aufgrund des hohen Andrangs am besten im Internet rechtzeitig (2-5 Tage vor dem Besuch) reservieren. Für den Einlass werden Sie neben der Eintrittskarte auch Ihren Ausweis brauchen und sich 30 Minuten vor Beginn der Tour vor dem Eingangstor einfinden müssen.

Um die Geschichte von Auschwitz besser zu verstehen, empfiehlt es sich für den Besuch von Einzelpersonen einen kostenpflichtigen Guide zu engagieren. Organisierte Gruppen sind indes dazu verpflichtet. Es besteht auch die Möglichkeit für Einzelbesucher, sich einer bestehenden Gruppenführung anzuschließen. Die Preise entnehmen Sie bitte dieser Liste.

Die Führungen finden unter anderem auf Deutsch statt, allerdings nicht durchgehend. Um sie nicht zu verpassen, beachten Sie bitte die entsprechenden Führungszeiten. Es werden verschiedene Führungstouren angeboten, die sich in ihrer Dauer mitunter erheblich unterschieden. Als Einstieg dient die allgemeine Führung, die ca. 2,5 beziehungsweise 3,5 Stunden in Anspruch nimmt. Einzelbesucher sollten in jedem Fall 3,5 Stunden einkalkulieren. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, eine ein- oder zweitägige Studienreise zu buchen.

Ungeachtet ihrer Dauer führen alle Touren sowohl durch das Arbeits- als auch durch das Vernichtungslager (Auschwitz I und II).

Übernachtungsmöglichkeiten

In und um Auschwitz steht sowohl Gruppenreisen als auch individuellen Gästen eine sehr solide und abwechslungsreiche Übernachtungsinfrastruktur zur Verfügung. Hier haben Sie die Wahl zwischen großen, anspruchsvollen Luxushotels und gemütlichen und funktionalen Pensionen und Jugendherbergen. Demnach werden Sie hier problemlos sowohl die Erwartungen Ihrer Reisegäste als auch den Umfang ihrer Brieftaschen berücksichtigen können.

Einige Hinweise zum Abschluss

Die maximale Größe der Rucksäcke oder Handtaschen, die in das Museum mitgebracht werden, darf 30x20x10 cm nicht überschreiten. Die Besucher werden grundsätzlich darum gebeten Ihr Gepäck im Auto oder im Bus zu lassen.

Es wird nicht empfohlen, dass Kinder unter 14 Jahren die Gedenkstätte besuchen. Darüber hinaus sollten Sie Ihre Reisegruppe auf angemessene Kleidung und Verhalten hinweisen, welche der Ruhestätte von rund 1,5 Millionen Menschen gerecht werden würden. Für eine detaillierte Auflistung von Besuchsregeln besuchen Sie bitte diese Seite.

Ein Besuch in dem zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ist ein einprägsames und bewegendes Erlebnis. Er regt auch zum Nachsinnen an, was Menschsein bedeutet.

Sollten Sie einen Besuch dort planen und nach der Lektüre dieses Beitrags weitere Fragen haben, so zögern Sie bitte nicht mich und mein Team zu kontaktieren. Gerne helfen wir Ihnen dabei, einen würdigen Aufenthalt an diesem so prägnanten Ort zu planen und zu organisieren.

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