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Zu sehen ist das Glatzer Rathaus, Bild: Jar.ciurus
Glatz, Rathaus, Bild: Jar.ciurus

Glatz im polnischen Glatzer Land. [Mai 2022] Lust auf ein kleines Prag?

In diesem Artikel widme ich mich Glatz im polnischen Glatzer Land. Die Stadt gilt als kleines Prag und ist touristisch sehr attraktiv. Haben Sie Interesse, ihr Reiseprogramm in dieser Richtung zu erweitern? Dann erfahren Sie mehr.

In unserem Beitrag vom Januar haben wir die polnischen Skiresorts besucht. Wir haben dabei festgestellt, dass einige der ansprechendsten von Ihnen unweit der deutschen Grenze liegen. Und zwar in der Nähe von Glatz im Glatzer Land.

Denn das Glatzer Land, einstmalig als Grafschaft Glatz bekannt, ist nicht nur im Winter äußerst reizvoll und für Gruppenreisen außerordentlich attraktiv. Aus diesem Grund freue ich mich, Ihnen in diesem und in einem weiteren Beitrag die vielen sonstigen Facetten dieser Region zu zeigen.

Gemeinsam besuchen wir die schönsten Kurorte der Gegend, flanieren durch wunderschöne Park- und Grünanlagen, begeben uns auf die Spuren von Johann Wolfgang von Goethe und lassen die einzigartige Schönheit der örtlichen Natur auf uns wirken. Natürlich ohne dabei auf entsprechenden touristischen Komfort zu verzichten. Aber heute geht es erstmal um die „Hauptstadt“: Glatz.

Glatz im polnischen Glatzer Land

Wenn man vom Glatzer Land spricht, gebietet es sich mit der namensgebenden Stadt Glatz zu beginnen. Diese hat zweifelsohne einiges zu bieten. Ihr Beiname „Kleines Prag“ deutet bereits an, was Touristen, Reisende und Urlauber hier erwartet. Aber entscheiden Sie auch mit Hilfe meines Beitrags selbst, ob Glatz den Erwartungen Ihrer Reisegruppe gerecht werden kann.

Lage und Anfahrt

Die ca. 30.000 Einwohner zählende Hauptstadt der Region liegt im Süden Niederschlesiens. Sie ist damit nur einen Katzensprung von der Tschechischen Republik entfernt – was sich auch stark auf die Historie und Kultur der Region ausgewirkt hat.

Namensgebend ist die Stadt nicht nur für das umliegende Land. Auch der Hauptfluss, der durch sie fließt, ist nach ihr die „Glatzer Neiße“ benannt.

Glatz, auf Polnisch Kłodzko, ist ein wichtiger Eisenbahn- und Verkehrsknotenpunkt. Eine Anreise aus Deutschland gestaltet sich dementsprechend sehr bequem und unproblematisch. Von Görlitz aus ist gerade einmal mit einer dreistündigen Busreise zu rechnen. Von Süddeutschland hingegen ist Glatz im Glatzer Land auch sehr schnell und unkompliziert über Tschechien zu erreichen.

Festung

Die wechselvolle Geschichte der Stadt sowie ihre grenznahe, strategisch wichtige Lage prägte maßgeblich ihre Entwicklung hin zu einem imposanten militärischen Bollwerk. Davon zeugt in erster Linie die im 18. Jahrhundert vom Friedrich den Großen erbaute Festung, die auf einer Höhe von knapp 370 Metern gelegen das Stadtbild dominiert.

Zu sehen ist ein Teil der Glatzer Burg, Bild: Lestat (Jan Mehlich)
Glatz, Glatzer Burg, Bild: Lestat (Jan Mehlich)

Einst war sie eine der modernsten Festungsanlagen Europas, die den Belagerungstruppen Napoleons trotzte. Heute ist sie ein großartiges Denkmal der Militärarchitektur und ein wahrer Touristenmagnet. Die Festung ermöglicht jährlich 150.000 Besuchern einen spektakulären Blick auf die Stadt und die umliegenden Berge.

Die 40 Kilometer langen unterirdischen Gänge und Katakomben der Anlage, von denen ein Teil touristisch erschlossen und zur Besichtigung freigegeben ist, bergen viele Geheimnisse und interessante Geschichten.

Eine davon erzählt von der berühmt-berüchtigten Giftmörderin Sophie Charlotte Elizabeth Ursinus. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in der Festung gefangen gehalten. Sie soll neben ihren Familienmitgliedern auch zahlreiche Verteidiger der Stadt mit Arsen vergiftet haben. Ihr Ziel war es, auf diese Weise den napoleonischen Belagerungstruppen zu Hilfe zu kommen. In dem bis heute erhaltenen Haus, dessen Charlotta Ursinus einst habhaft war, befindet sich gegenwärtig ein Kräuterladen.

Im August werden die Festung und die nahegelegene Ortschaft Jaszkowa Dolna zum Schauplatz der Rekonstruktion einer historischen Schlacht zwischen den Armeen Preußens und Frankreichs. Es ist ein Erlebnis, welches nicht nur bei Geschichtsinteressierten für langanhaltende Erinnerungen sorgt.

Unterirdische Touristenroute

Doch nicht nur die Festung bietet unterirdische Gänge, die Ihre Reisegruppen begeistern können. Die Glatzer Altstadt hat sie ebenfalls in ihrem Repertoire.

Die Ursprünge der unterirdischen Routen gehen auf die mittelalterliche Entwicklung der Stadt zurück. In dieser Zeit ließen sich in Glatz im Glatzer Land zahlreiche Händler und Handwerker nieder. Sie wurden von der guten Konjunktur und nicht minder ansprechenden Lage der Stadt angezogen.

Ihr geschäftiges Treiben führte zur Entstehung zahlreicher ausgedehnter Keller. Dort konnten die kostbaren Handelswaren und Habseligkeiten der Besitzer gelagert werden. So waren diese vorm Feuer geschützt, welches die mittelalterlichen Städte Europas häufig heimsuchte. Manchem gelagerten Gut verliehen Sie darüber hinaus eine ganz besondere Geschmacksnote. So zum Beispiel dem Glatzer Bier.

Im Laufe der Zeit gerieten jedoch viele Kellergewölbe in Vergessenheit und Verfall. Als Glatz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges an Polen fiel, wussten die neuen Bewohner von den labyrinthartigen, größtenteils zugeschütteten oder mit Wasser vollgelaufenen Kellern nichts.

Sie wurden erst darauf aufmerksam, als einige der Altstadthäuser Risse bekamen und sich abzusenken begannen. Ende der 1950er Jahre wurden umfangreiche Maßnahmen eingeleitet, welche die Keller mitsamt den darüber stehenden Häusern nicht nur retteten, sondern auch touristentauglich machten. 1976 eröffnete alsdann die erste unterirdische Route.

Heute können unterirdisch 600 Meter erkundet werden. Das klingt nicht nach viel, wirkt aber dank des Einsatzes vieler Medien sehr stimmungsvoll. Die Besucher können sich unter anderem auf eine interessante und an die Geschichte der Stadt angelehnte Geräuschkulisse freuen sowie auf lebensgroße Figuren aus längst vergangenen Zeiten. Darunter die eines Henkers.

Ähnlichkeiten mit Prag

Die Festung, welche die Stadt überragt, ist ein natürlicher Blickfänger. Schon sie erinnert an Prag. Doch Glatz im Glatzer Land ist viel mehr als nur der beeindruckende Militärbau.

An zweiter Stelle des Vergleichs zu Prag nach der Burg drängt sich die 52 Meter lange und viee Meter breite St. Johannes-Brücke auf. Sie kann man vorbehaltslos als eine architektonische Perle bezeichnen.

Über dem Mühlgraben gespannt, glänzt sie mit lebensgroßen Figuren von diversen Heiligen sowie mit den in Stein gemeißelten Darstellungen sonstiger biblischer Motive. Ihre verblüffende Ähnlichkeit zu der Prager Karlsbrücke lässt sich nicht von der Hand weisen.

In der Tat ist sie sogar etwas älter als ihre berühmte tschechische Schwester. Allerdings wird sie erst seit dem 16. Jahrhundert von den steinernen Skulpturen umsäumt, sodass man sagen muss, dass ihr Erscheinungsbild der Karlsbrücke und nicht etwa umgekehrt nachempfunden ist.

Zu sehen ist die Gothische Brücke in Glatz, Bild: Halicki
Glatz, Gothische Brücke, Bild: Halicki

Die Ähnlichkeiten beider Städte enden jedoch nicht mit Brücke und Burg. Beide Städte ähneln sich auch in Punkto Miets- und Bürgerhäuser. Hier erinnert so manches Haus in Glatz im Glatzer Land an jene in der Prager Altstadt.

Viele der Häuser haben eine bewegte Geschichte, die oftmals in den prächtigen Außenfassaden zum Ausdruck gebracht wird. Das gilt zum Beispiel für die seit 400 Jahren existierende Apotheke, die in ihrer Entstehungszeit „Zum Mohren“ getauft wurde. Der damals gängige Name hatte nichts mit Rassismus zu tun, sondern diente vordergründig der Abgrenzung zu der bereits bestehenden Konkurrenz „Zum Goldenen Hirsch“. Bis heute ist an diesem Haus übrigens interessanterweise ein Hirsch-Emblem zu sehen.

Auch andere Häuser tragen sichtbare Zeichen ihrer Vergangenheit. In Glatz im Glatzer Land finden sich einige weitere Reliefs und Wahrzeichen, die Tiere und andere charakteristische Motive abbilden. Sie alle wurden unlängst renoviert und erfreuen das Auge mehr denn je. Im Sommer dienen einige von ihnen zudem als einmalige Kulisse für kulturelle Veranstaltungen und Konzerte. Auch Open-Air-Filmvorführungen finden vor diesem prächtigen Hintergrund immer häufiger statt.

Glatz auf der großen Leinwand und im TV

Apropos Filme. Einige der im Rahmen der Sommer-Festivitäten gezeigten Streifen haben unmittelbar mit Glatz zu tun. Und das sind in der Tat nicht wenige.

Allerdings stammen sie allesamt aus der polnischen Periode der Stadtgeschichte und dürften daher den meisten deutschen Zuschauern eher unbekannt sein. Die Ausnahme bilden wahrscheinlich „Vier Panzersoldaten und ein Hund”. Dabei handelt es sich um eine TV-Serie aus den 1960er Jahren, von welcher eine Folge in Glatz gedreht wurde.

Die Kirchen

Wie jede europäische Stadt, die auf eine lange Geschichte zurückblickt, erfreut sich Glatz einiger jahrhundertealter Sakralbauten. Hier stechen vor allem die imposanten Hinterlassenschaften der Franziskaner ins Auge. Sie beeinflussten die geistige Entwicklung der Stadt seit jeher maßgeblich. Ihr Kloster und die angereihte zweitürmige Barockkirche Maria Rosenkranz sind so monumental, wie sie prächtig sind.

Zu sehen ist die Minoritenkirche Sankt Maria in Glatz, Bild: Lestat (Jan Mehlich)
Glatz, Minoritenkirche Sankt Maria, Bild: Lestat (Jan Mehlich)

In unmittelbarer Nähe des Marktplatzes befindet sich das nächste sakrale Highlight, nämlich die im 14. Jahrhundert aus Backstein errichtete gotische Stiftskirche Mariä Himmelfahrt. Sie gilt sowohl aufgrund ihrer architektonischen Merkmale als auch dank ihres Interieurs als eines der ansehnlichsten und wertvollsten Monumente der Sakralarchitektur im Glatzer Land.

Das Rathaus

Wo wir schon am Marktplatz sind, lohnt es sich ebenfalls am Glatzer Rathaus vorbeizuschauen. Wobei das Wort „vorbeischauen“ hier eher überflüssig wirkt. Der neogotische Bau ist nämlich so wuchtig, dass man ihn kaum übersehen kann. In der Tat scheint er den gesamten Marktplatz in den Schatten zu stellen. Wörtlich und im übertragenen Sinne.

Eine weitere Sehenswürdigkeit in der Nähe des Rathauses, welche eines längeren Blickes würdig ist, ist die aus dem Jahre 1680 stammende Mariensäule. Nebst Maria bildet sie Heilige und Engel ab. Ein im Sandstein gemeißeltes Meisterwerk.

Sonstige Attraktionen

In Glatz im Glatzer Land kommen die Liebhaber der schönen Künste und Museen ebenfalls auf ihre Kosten. Besonders zu empfehlen ist in diesem Zusammenhang das Museum des Glatzer Landes. Es beherbert unter anderem eine beeindruckende Sammlung von schlesischen Uhrwerken.

Wer hingegen das Gefühl bekommen möchte, dass ihm die ganze Welt zu Füßen liegt, der kann seinen Traum in dem Minieuroland verwirklichen. 40 minuziös angefertigte Baumodelle geben jedem ihrer Reisegäste das Gefühl ein Riese zu sein, der über die schönsten Sehenswürdigkeiten von Polen, Europa und der Welt schreitet. Das Miniaturland ist übrigens in einem wunderschönen Park verortet, der mit seltenen Pflanzenarten auftrumpft und von Juni bis November zum Austragungsort des Glatzer Blumenfestivals wird.

Stichwort Festivals. In Glatz finden über die bereits erwähnten Veranstaltungen hinaus weitere empfehlenswerte Festivitäten statt. Im Mai feiert die Stadt im Rahmen der sogenannten Glatzer Tage gewissermaßen sich selbst.

Im Juni während des Open Summer Festivals wird sie zur Bühne für diverse Konzerte und familiengerechte Aktivitäten. Im Herbst schließlich, genauer gesagt im November, lässt Glatz die Veranstaltungssaison mit einem Filmfestival ausklingen. Wobei dabei der Weihnachtsmarkt im Amphitheater im Dezember nicht mit eingerechnet ist.

Tagestrip gefällig?

Die Kleinstadt Złoty Stok, wörtlich „Goldener Abhang“, liegt knapp 18 Kilometer östlich von Glatz, direkt an der tschechischen Grenze. Doch ihre malerische Gebirgslage, die ihr Name bereits vermuten lässt, ist nicht das einzige, was sie auszeichnet und landesweit bekannt macht. Złoty Stok rühmt sich nämlich eines Museums, das in ganz Polen seinesgleichen sucht.

Bereits im 16. Jahrhundert wurde hier Gold gefördert. In der Tat war Reichenstein, wie die Stadt damals hieß, eine Zeit lang für bis zu 10 Prozent des europäischen Goldertrages verantwortlich. Grundsätzlich wurden hier bereits vor 1000 Jahren Bodenschätze abgebaut. Insbesondere diverse Eisenerze.

Das einzigartige Museum befindet sich in der stillgelegten Mine und bietet viele seltene Einblicke in den Alltag und das Equipment der Goldgräber und Schmelzer von einst. Alles wird attraktiv und zugänglich in wahlweise 1 bis 3 Stunden dauernden Führungen vermittelt. Sie bzw. Ihre Gäste werden unter anderem zu einem gekonnt in Szene gesetzten unterirdischen Wasserfall geführt und können mit einer echten Grubenbahn fahren. Die Führungen werden auf Polnisch, Englisch und Tschechisch angeboten.

Goldwaschen, Münzenprägen, und das Gießen von Goldbarren in Eigenregie stehen als eigene Erlebnisse ebenfalls auf dem Plan. Bei all dem gelben Glanz sollten sich Ihre Reisegäste davor hüten, dem Goldfieber anheim zu fallen!

Allgemeines zum Schluß

Das Glatzer Land macht es Ihnen als Reiseveranstalter organisatorisch einfach. In allen beschriebenen Orten bekommen Sie es mit einer ausgereiften und abwechslungsreichen touristischen Infrastruktur zu tun. Ob überbordendes Übernachtungsangebot, Freizeitmöglichkeiten oder Gastronomie. Sie werden die Qual der Wahl haben und können so Ihre Offerte mit Leichtigkeit an die verschiedenen Bedürfnisse ihrer Reisegäste optimal anpassen. Diese Region lässt wirklich keine Wünsche offen.

Hat Ihnen der erste Teil unseres Ausflugs in das nahegelegene Glatzer Land gefallen? Wenn ja, können Sie sich schon auf den zweiten Teil freuen, in dem wir die reizvollen Kurorte der Gegend unter die Lupe nehmen. Sollten Sie Fragen oder Anregungen zu Glatz im Glatzer Land oder zur Goldmine in Złoty Stok haben, zögern Sie bitte nicht mich und mein Team zu kontaktieren.

Pandemiehinweis: Bei Reisen in das Glatzer Land beachten Sie bitte die vor Ort geltenden Hygieneregeln sowie die Rückreisebedingungen in Deutschland. Die aktuellen landesweiten Eindämmungsmaßnahmen in Polen haben wir für Sie in diesem Beitrag zusammengefasst.

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